Als ich 2007 zum Studium nach Süddeutschland aufbrach, saß ich rittlings auf einem 87er Audi 100, den ich sehr innig liebte. Er war sparsam, hatte Klima und den größten Kofferraum aller Zeiten. Leider fuhr mein Vater dieses Automobil nach nur wenigen Monaten gegen ein Wildschwein, das diesen Konflikt für sich entschied. Die resiliente Sau überlebte, mein armes Auto nicht.
Ich wurde als Ersatz von meinem Vater mit einem Mercedes E200 aus dem Jahre 94 in silber ausgestattet, der über eine Gasanlage verfügte. Ich lernte dabei etliche Dinge, unter anderem, dass eine Fahrt von 600km nicht notwendigerweise zur vollständigen Erschöpfung führen musste, dass LPG die beste Sache für einen Studenten überhaupt und dass das Konzept der Limousine vollständig überaltert ist. Aber das Auto blieb mir (unter nicht unerheblichen regelmäßigen Reparaturen) bis 2015 erhalten, es war mein Begleiter auf allen Abenteuern meines umtriebigen Studentenlebens. Das Auto ist - wie mein Vater immer sagt - der buchstäbliche graue Anzug. Man fällt nicht auf. Was, aber, wenn man ganz gerne auffallen möchte?
Im Großstadt-Dschungel war mir die E-Klasse irgendwann einfach zu groß. Mal ganz abgesehen davon, dass sie mich im Sommer 2014 umzubringen versucht hatte. Ich hatte schon länger auf ein Cabrio geschielt, musste aber feststellen, dass ich weder in den SLK noch in den Z3 hinein passte. Das Budget war damals für einen Z4 nicht üppig genug. Mehr aus Flachs setzte ich mich mal in einen MX-5 NC, als sich ein Freund einen anderen Kleinwagen anschaute - ich erinnere mich, noch lachend gesagt zu haben "...und jetzt gucken wir mal, wie viel zu groß ich für das japanische Auto bin!..". Gelinde gesagt habe ich wohl geguckt wie ein Affe wenns donnert, als ich feststellen musste, dass ich nicht nur rein passe, sondern auch noch etliche Zentimeter Luft über dem Scheitel hatte. Nach einer kurzen Probefahrt waren die Verhältnisse schnell geklärt. Ein MX-5 also.
Von einem Ordnungsamt-Beamten kaufte ich 2015 also endlich einen Ordnungsamt-Beamten-gepflegten 2006er MX-5 in rot. Ich bin bis heute überrascht, dass ich kaum mal Probleme mit dem kleinen Kofferraum hatte. Für die seltenen Situationen leiht man sich mal nen größeren Bock. Meine Frisur kündete plötzlich häufiger von Sturm und mein Gesicht wurde zwei drei Stufen brauner. Bei jeder Temperatur kommt die Mütze runter zwecks Tuchfühlung mit den Elementen. Wenn schon mal jemand von einem ca 200kmh schnellen offenen Mixer auf der Bahn überholt wurde, aus dem lautstark mitgesungen die Decemberists schallen, dann ist es möglich, dass ich daran nicht unbeteiligt war. Ich liebe das Auto. In fünf Jahren hatte es genau folgende Reparaturen nötig: Einmal Abblendlichtbirne links.
Jetzt sieht der RF schon geil aus. Und das Geld muss ja auch irgendwie weg. Und 184 PS sind schon mehr als 126. Und überhaupt. Seit wenigen Tagen besitze ich aus diesen triftigen Gründen einen neuen MX-5. Die freundlichen Herren von Zymexx verpassten ihm ein paar neue Flöten, rote Bremssättel, eine Cone-Nichtantenne und - absolut unverzichtbar - die modifizierte Verdecksteuerung. Der kleine ist erst ein Jahr alt und ich vermute, dass er mich noch lange begleiten wird - so es der Herr denn will, der angeblich über uns wohnt.