Na super. Wenn ich das in Relation zu meiner niedrigen jährlichen Fahrleistung setze und davon ausgehe, dass ich bei (überwiegend) regelkonformer Verkehrsteilnahme vielleicht nur einmal pro Jahr überhaupt in eine knifflige Situation gerate, dann heißt das auf gut Deutsch, dass es nix mehr wird mit der perfekten Fahrzeugbeherrschung. In letzter Konsequenz würde das bedeuten, dauerhaft extrem defensiv (aka langweilig) fahren zu müssen, damit man halbwegs auf der sicheren Seite ist. Schon etwas depremierend, der Gedanke.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, das Lernen großartig forcieren zu können. Wie schon gesagt wurde, es geht nichts über Erfahrung und das dauert nun mal etliche Jahre. Und selbst dann kann immer noch was schiefgehen. Habe ich erst heuer gemerkt, als ich nach über 40 Jahren unfallfreien, bei Wind, Eis und Schnee Radfahrens aus der Kurve geflogen bin, weil ich eine vereiste Stelle übersehen habe, mit der ich nicht gerechnet habe. Allerdings, das muss ich zugeben, eine weniger flotte Fahrweise wäre hilfreich gewesen.
Volle Zustimmung, genau so sieht es in der Praxis für die allermeisten Fahrer(innen) aus, wenn Sie halbwegs sicher durch den Straßenverkehr kommen wollen.
Wenn Du mehr willst, tust Du gut daran, das Auto sicherer zu machen, wie am Anfang des Threads beschrieben. Also
1. eine defensive, übersteuernde Fahrwerkseinstellung zu wählen. Also nicht zu sagen, das wird ab Werk schon so passen, fährt ja.
2. gutmütige Reifen, die einen weiten Grenzbereich haben und früh anfangen sich auch akustisch zu melden, also quietschen, wimmern, so was in der Art, bevor das Fahrzeug ausbricht.
Wenn Du mit dieser Auslegung dann über diese "Ankündigung" etwas hinaus gehst, indem Du z.B. die Lenkung etwas zumachst, schiebt Dein Wagen brav über Vorderräder. Wenn Du etwas Gas wegnimmst, greifen die Räder vorn wieder. So kann man sich bei einem Fahrsitraining ran tasten. Wenn man nicht lastübersteuert, also in der Kurve aufs Gas geht, ist der ND so eingestellt ein kreuzbraver Bursche auf trockenem Untergrund, den man spielerisch auch im milden Unter- und Übersteuern bewegen kann. Mit und ohne ESP.
Ganz anders und das muss klar herausgestellt werden, ist das Verhalten auf Nässe. Ein Grenzbereich ist für den Normalfahrer auf Nässe nicht vorhanden, das Fahrzeug reagiert plötzlich und heftig. ESP hilft nur in Grenzen, wer zu schnell ist und / oder auch noch lastübersteuert geht ab. Nässe kann einfach immer tückisch sein, weil man nie wissen kann, wie viel Reibwert der nasse Asphalt auf der nächsten Kreuzung oder Kurve hat. Noch tückische ist eine Straße mit Kurven, die sich z.B. durch Waldgebiet schlängelt und stellenweise unter Bäumen in der Kurve noch nass ist. Da geht nur frühzeitig erkennen und Fuß vom Gas und ggf. noch vorher Bremsen.
Und um auf Nässe das Fahrzeug im Grenzbereich und darüber hinaus zu beherrschen, braucht es Profis, die das eben sehr viel geübt haben. Deshalb lernt ein unerfahrener Fahrer bei einem reinen Drifttaining auf bewässerter Fläche, was ohne Vorkenntnisse und Fähigkeiten angeboten wird, auch nicht das Driften. Besser ist, als erstes ein Fahrsitraining zu machen und überhaupt ein Gefühl für das Auto zu bekommen.
Vor Nässe habe ich immer einen großen Respekt und ich nehme nur Reifen mit sehr guten Nässe Eigenschaften und einem weiten, sich ankündigenden Grenzbereich auf trockener Straße. Für den NA ist der Conti ECO ContactX solch ein Reifen. Für den ND, wenn die S001 runter sind, weiß ich noch nicht.
Gruß Ulli