Tag 6: Die höchste Straße in den Seealpen
Facts:
Route: Jausiers - Verdonschlucht (280km)
Pässe / Straßen / Gegenden:
* Col de la Bonette (2.715m)
* Cime de la Bonette (2.802m)
* Col de la Cayolle (2.326m)
* Daluisschlucht
* Verdonschlucht
Aufstieg: 7.084m, Abstieg: 7.819m
Übernachtung: B&B Auberge Verdon
Track: https://www.gpsies.com/map.do?fileId=cmwsdivowfbmmvge
Pünktlich um acht Uhr öffnet die Gastgeberin ihre Seite der Zwischentüre von ihrem Haus und dem Anbau, in dem wir übernachten. Wir werden in ihr Wohnzimmer geführt, wo duftende Croissants, selbstgemachter Honig, Marmeladen und leckerer Kaffee auf uns warten. Das Wohnzimmer hat einen fantastischen Ausblick auf die Berglandschaft, durch welche wir heute fahren werden. Davon kann ich euch leider kein Foto zeigen, da ich keine fremden Wohnzimmer hochladen möchte. Allerdings sieht man das gleiche Motiv auch vor dem Haus:
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Nach dem Frühstück schnell die Route überlegt - wir entscheiden uns für die Verdonschlucht. Das ist abseits der Route des Grandes Alpes, die wir abfahren wollen, aber der Abstecher lohnt sich. Der Plan war, von der Verdonschlucht aus die Cote Azur entlangzufahren und die restlichen Pässe der Route des Grandes Alpes von Süden nach Norden zurückzufahren. Unser Bed and Breakfast liegt direkt am Col de la Bonette, so können wir um neun Uhr direkt von der Unterkunft auf den Pass abbiegen - perfekt! Die ersten Kilometer lasse ich es besonders ruhig angehen, denn der Wagen ist ja noch kalt. Genau so könnte man auch die Landschaft hier bezeichnen - eine kühle, karge Berglandschaft. Auf halber Höhe schauen wir uns noch einen kleinen See auf dem Weg an, der kurz nachdem wir dort geparkt haben, von einem Sportwagenclub in Anspruch genommen wurde. Da waren wieder mal einige Traumautos dabei, Porsche, Wiesmann, Lotus Seven-Eleven uvm. Nachdem die ganze Zeit coole Autos vorbeifuhren, hab ich mich mal auf die Lauer gelegt und einen Roadster erwischt - mit dem macht so eine Tour sicher auch jede Menge Spaß
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Der Col de la Bonette ist, auch wenn er nicht auf der Route des Grandes Alpes liegt, eine absolute Empfehlung. Die Straße ist super ausgebaut und bietet eine vielfältige Straßenführung (Serpentinen, gerade Stücke mit leichten S-Kurven) und eine gigantische Aussicht. Auf halber Höhe kommt man an ein paar verlassenen Gebäuden vorbei. Ich rate jedem, der hier in der Gegend unterwegs ist und z.B. die Route des Grandes Alpes abfährt, den Pass mitzunehmen, es lohnt sich absolut.
Kurz bevor wir vom Col de la Bonette auf die Cime de la Bonette abbiegen, passiert dann etwas, was ich nicht erwartet hätte - uns kommt ein roter MX5 ND entgegen Der Fahrer, dem Kennzeichen nach ein Franzose, freut sich genau so sehr wie wir und grüßt euphorisch. Keine Stunde unterwegs und schon einen Sportwagenclub und einen ND Piloten gesehen - das geht ja wieder mal gut los. Endlich normale Leute! Auf der Cime de la Bonette merke ich dann, dass wir doch nicht so alleine auf der Straße sind. Am Hinweisschild mit der Höhe hat sich eine Traube von Motorradfahrern und Radfahrern versammelt - unmöglich für mich, ein Foto zu schießen, ohne die Straße zu blockieren. Daher gibt es nur ein Foto wenige Meter entfernt. Von dort aus kann man noch einen Rundweg einen kleinen Berg entlang hoch laufen. Dort bietet sich einem dann folgendes Panorama - einfach nur wow! Bitte unbedingt die Fotos vergrößern! Auf dem dritten Bild sieht man im linken Drittel meinen MX5 vor zwei weißen Autos, links daneben die Motorradfahrer und der Hinweisstein.
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Da der Col de la Bonette einen Umweg in die falsche Richtung darstellt, fahren wir auf der gleichen Passseite wieder runter und fahren über den Col de la Cayolle bis nach Guillaumes. Den Ort kannte ich noch von der Rallye München - Marrakesch, die ich letztes Jahr mitgefahren bin. Der Cayolle-Pass hat mir allerdings nicht zugesagt. Er ist sehr eng, selbst mit einem MX-5 muss man ständig in die Nothaltebuchten, die es alle paar hundert Meter gibt. Hauptsächlich die Enge macht die Fahrt anstrengend und anspruchsvoll, man kann die Kurven auch kaum einsehen. Den Pass würde ich mir sparen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte. Der Pass hat es sogar auf die Seite "Dangerousroads.com" geschafft: https://www.dangerousroads.org…de-la-cayolle-france.html. Dort wird u.A. geschrieben:
The part of the road inside the Gorges du Bachelard, is one of the most famous balcony roads in the country. A balcony road is a hair-raising lane cut into the sides of sheer cliffs. It’s a kind of road not for those who fear heights. There is little room for error on these roads. It’s normal for your palms to sweat looking at those photos, imagine what it must have been like before the barriers. It runs as a single track road along the mountainside for some distance with nowhere to pass another vehicle. Here one says a prayer that nobody is coming towards you until the road widens some kilometres further
Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen Wir hatten "Glück" und uns kam niemand entgegen, sodass wir am späten Mittag in Guillaumes Rast machen und einen leckeren Burger essen. Hier verlassen wir die Route des Grandes Alpes dann wie geplant in Richtung Daluis- und Verdonschlucht. Zwei sehr empfehlenswerte Abstecher in den Seealpen. Die Daluisschlucht beginnt direkt hinter Guillaumes und besticht durch eine geniale Straßenführung. Allerdings rate ich, die Straße nicht von Guillaumes aus, sondern in Richtung Guillaumes zu fahren, da man dann direkt an der Schlucht entlangfährt. Die von mir gewählte Richtung führt oft durch Einbahnstraßentunnels, während die andere Richtung besten Blick auf die Schlucht hat. Wir haben selbst kein Foto davon gemacht, aber hier sieht man, was ich meinte:https://www.zoonar.de/photo/daluisschlucht_3981271.html. Sowas hat man dort häufig. Dennoch, auch in unsere Richtung ist die Schlucht ein kleines Highlight und sollte unbedingt mitgenommen werden.
Ein Licht am Ende des Tunnels!
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Wenngleich eher flach verlaufen, sind die Straßen ab der Daluisschlucht bis hin zur Verdonschlucht ein Roadsterparadies schlechthin. Die Straßen sind gut ausgebaut und breit genug (für einen MX5 ;-)). Die Kurven haben einen angenehmen Radius, nach 3 Tagen Serpentinen mal eine nette Abwechslung. Bei unserem nächsten Besuch in den Seealpen werde ich mal ein paar Tage in der Gegend bleiben, hier gibt es viele tolle Straßen, die es zu erkunden gibt. Bevor wir in unserem Bed and Breakfast einchecken, gönnen wir uns ein frischen Crepe in Rougon. Die Creperie kannte ich schon von letztem Jahr und auch dieses mal wurden wir nicht enttäuscht. Für absolut faire Preise gibt es hier leckeres Essen mit Blick auf die Alpen. In Rougon gibt es auch einen Adleraussichtspunkt, die Gegend ist bekannt für ihre Adler. Wir konnten einige bei unserem Abendessen beobachten.
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Nach dem Essen sind wir dann noch diePanoramastraße um den Gorges du Verdon abgefahren, die lohnt sich auch. Auf dem Foto kommt leider nicht ansatzweise rüber, was man fühlt, wenn man dort steht. Man kann mehrere hundert Meter in den Abgrund auf eine Art Canyon schauen - ein solches Gefühl von Weite hatte ich das letzte Mal in Norwegen auf dem Preikestolen erlebt. Mein Tipp: Unbedingt mitnehmen, wenn man in der Gegend ist. Muss man live gesehen haben, auf den Fotos wirkt das nicht.
Das war's dann mit Tag 6 unserer Tour!