Hi Ulli,
vorweg: erlaubt ist, was gefällt.
Es ist nur so, dass die Erwartungen an "HiFi im Auto" von vielen komplett falsch eingeschätzt werden. Zu den resonierenden Wänden:
Wir müssen uns an der Stelle einfach mal das ideale Boxenmaterial ansehen. Das ideale Gehäusematerial hat die Eigenschaften
unendlich steif
unendliche Dämpfung
0 Masse
Diese 3 Punkte widersprechen sich, daher können sich die Boxenbauer dem Ideal nur nähern. Es gibt einige Edelmarken im HiFi-HigEnd, die versuchen sich dem Ideal so weit wie es geht zu nähern. Die setzen auf Alu bzw. Carbonfaser als Gehäusemetrial. Wobei NUR ein gutes Gehäuse noch keinen guten Lautsprecher macht.
Wahrscheinlich würde es hier zu weit führen, warum ein Gehäuse (fast) keine Masse haben sollte, nur so viel: Masse ist ein Energiespeicher.
Haben wir jetzt eine dünne Hartfaserplatte (wie z. B. viele Innenverkleidungen) haben die zwar evtl. eine relativ hohe Dämpfung, sind aber nicht steif.
Um festzustellen ob und wie stark die "Wände" vibrieren, reicht der sensorische Test mit den Fingerkuppen völlig aus. Einfach bei leicht erhöhter Lautstärke einen Musiktitel abspielen (möglichst natürliche Instrumente) und mit den Fingerkuppen die Verkleidungsteile abtasten. Den gleichen Test könnt ihr auch bei euren Boxen zu Hause machen. Bekommt aber keinen Schreck
DSP kann keine mechanischen Fehler wegbügeln, zumal DSP auch nur bis ~ 500 Hz überhaupt einen Sinn ergibt. Dann haben wir ein Wellenlänge von ~70 cm. Das heißt, während vielleicht beim Fahrer ein linearer Amplitudengang gemessen wird, hat der Beifahrer den Supergau. Es müsste also ein Mittelwert aus mehreren Messungen gebildet werden. Oberhalb von 2500 Hz (~14 cm Wellenlänge) wirken sich nur schon Kopfbewegungen so stark aus, dass jede Messung sinnlos erscheint.
Die mechanischen Fehler ergeben sich nicht nur aus den resonierenden Wänden, sondern vermutlich schon durch die Fehlanpassung der Chassis auf ein kaum zu definierendes Gehäusevolumen. Was ist denn so eine Autotür? Ein luftdicht geschlossenes Gehäuse - kaum. Eine Bassreflex-Konstruktion kommt auch nicht hin. Das alles sollte aber schon bekannt sein, damit das Chassis mit seinen Parametern zum Gehäusevolumen passt.
Und wirklicher Tiefbass im Cabrio? Wie soll das funktionieren? Das geht in einem geschlossenen Auto nur, weil sich Druckkammereffekte ausbilden. Aber im offenen Cabrio? Da gibt's nur eins: Membranfläche und Gehäusevolumen und vielleicht sogar noch zusätzlich auf Bass <60 Hz verzichten.
Ich kenne die von dir genannte Aufnahme nicht, von daher darf ich mich nicht aus dem Fenster legen. Aber in den seltensten Fällen haben diese Aufnahmen wirklichen Tiefbass. Diese Aufnahmen werden für das breite Publikum abgemischt, die in der Regel nicht über sehr hochwertige Widergabeketten verfügen, von daher wird eher durch einen lauten Oberbass, als mit mit echtem Tiefbass gearbeitet. Aber wie gesagt, ich kenne die Aufnahme nicht.
Wenn du echten (gemessenen) Tiefbass haben möchtest:
Joss Stone: Sleep Like A Child
Chris Jones: No Sanctuary Here
The Oscar Peterson Trio: You Look Good To Me
Für Impulse und Bass:
The O-Zone Percussion Group: Jazz Variants
Der Brutalotest für räumliche Abbildung, tonale Verfärbung und Resonanzen - also die ganz hohe Hörschule:
Friend`n Fellow: Grandmas Hands
Rebecca Pidgeon: Spanish Harlem
Bei den beiden Aufnahme scheitern sehr viele edle HiFi-Boxen.
Und irgendwann kommt man zum Schluss: HiFi im Auto - geht nicht.
Was man erreichen kann: die Sprachverständlichkeit der Radio-Wetterfee verbessern - im Cabrio sehr wichtig