"Lass et 2004 gewesen sein", wie man im Ruhrgebiet zu sagen pflegt. Im besagten Jahr kaufte ich meine erste DVD: "Johnny English" mit Rowan Atkinson (über die Qualität des Films kann man sagen, was man will, ich persönlich finde selbst den dritten Teil noch ganz unterhaltsam). Eine Sache fiel mir sofort ins Auge: Das Auto der Hauptfigur. Natürlich, wie es sich für eine Bond-Parodie gehört, fuhr English einen Aston Martin. Genauer einen Aston Martin DB7 Vantage. Ich wollte unbedingt mehr über das Auto und die Marke wissen. Über die Jahre eskalierte das alles, inzwischen hängt der halbe Kleiderschrank mit Aston Martin Merch voll. Für mich stand immer fest, dass ich irgendwann so einen Wagen besitzen möchte. Das war mein absoluter (materieller) Traum...
... und gestern waren wir in Duisburg und haben ihn erfüllt.
Ein 2008er Aston Martin V8 Vantage Roadster. Gewöhnungsbedürftige Farbe (beige Bremssättel!), aber es war ein bisschen wie der dreibeinige Hund im Tierheim, den man unbedingt mitnehmen möchte, weil man Mitleid hat. 4.7 Liter Hubraum, 426 PS, Sportshift (ein automatisiertes Schaltgetriebe, mehr muss man nicht sagen) und endlich wieder eine Anwendungsmöglichkeit für meinen mindestens 15 Jahre alten iPod Classic.
Ja, ich kann verstehen, wenn das für einige absurd erscheint. Vor allem, da der Aston vorerst neben dem Opel Adam, dem MX-5 und dem Mustang in der Garage steht. Aber die letzten anderthalb Jahre haben mir auf viele Arten (auch abseits von der Pandemie) gezeigt, dass man Chancen nutzen sollte, anstatt irgendwann zu bereuen. Ich bin unendlich dankbar, dass wir die Möglichkeiten haben, so einen absoluten und unlogischen Schwachsinn durchzuziehen. Und wer weiß, wenn die Gebrauchtwagenpreise hier genauso eskalieren wie in den USA, war der Zeitpunkt jetzt vielleicht gar nicht so blöd gewählt.
Zum Abschluss noch ein erster Eindruck:
Warum finanzieren sich Leute Mittelklassekombis, wenn sie für das Geld einen gebrauchten Aston Martin kriegen könnten? Okay, vielleicht haben sie Kinder, aber ist das wirklich ein Argument?
Spaß beiseite. Man merkt an den Materialien im Innenraum, dass jemand man viel Geld für den Wagen bezahlt hat. Wenn man davon absieht, dass das Radio wahrscheinlich schon 2008 veraltet war, könnte man den Innenraum heute noch exakt so verbauen. Nichts wirkt optisch veraltet.
Auffällig sind Details wie ein Aschenbecher aus Glas oder ein Alu-Öleinfülldeckel, den man als Kunstwerk in die Wohnung stellen könnte. An manchen Stellen fällt dann zwar doch auf, dass der Wagen von Hand in England zusammengebaut wurde (irgendwas rappelt massiv in der Mittelkonsole und die Spaltmaße sind optimierungsbedürftig), aber damit hat man vorher schon gerechnet.
Zu den Fahreigenschaften würde ich gerne schreiben, dass der Vantage Roadster eine Mischung aus Mustang (V8) und MX-5 (offen, Zweisitzer, leicht) ist. Nun wiegt der Aston aber fast exakt so viel wie der größere Mustang. Das merkt man auch, aber er fährt sich trotzdem nicht schlecht. Mehr kann ich dazu erst sagen, wenn neue Reifen drauf sind. Die aktuellen sind von 2013.
Was mir im Vergleich zum Ford definitiv fehlt, ist der Sound. Man kann nämlich beim Aston ab Werk die Auspuffklappen nicht steuern, diese öffnen erst ab 4.000 Umdrehungen. Es gibt aber die Möglichkeit, Sicherung Nr. 22 zu ziehen, dann ist perfektes "Dauerfeuer". Das ist allerdings nur eine Notlösung, ich werde heute einen Nachrüstsatz zur Klappensteuerung einbauen.
Sollte es den einen oder anderen interessieren, werde ich gerne in den nächsten (mindestens) drei Jahren berichten, wie das Leben mit einem Aston Martin so läuft und wie es mit der Zuverlässigkeit aussieht. Die Zusatzgarantie und der Umstand, dass viele Teile aus dem Ford-Regal kommen, werden hoffentlich das schlimmste verhindern.