Neben der üblichen Skepsis bezüglich der Elektromobilität begegnen mir oft Befürchtungen, dass mit dem autonomen Fahren sowieso das Ende des Automobils - so, wie wir es kennen und lieben - angesagt ist
Mazda verfolgt mit dem Co-Pilot System wieder mal einen anderen Ansatz und bekräftigt damit, dass ihre Autos weiterhin gefahren werden müssen… und das auch gut, wichtig und sicher ist.
Interessant an der Sache ist, dass Mazda selbst Fahren und autonomes Fahren nicht in Konkurrenz zueinander stellt. Beides wird seine Zielgruppe haben in der Zukunft. Sieht man beides als grundsätzlich ebenbürtig an, so muss das die zugrundeliegende Technologie ebenfalls sein. Ein selbstfahrendes Auto müsste daher die gleichen Fähigkeiten bieten wie ein autonom fahrendes Auto, wenn es um Sicherheit und Zufriedenheit des Nutzers geht.
Hier kommt der Co-Pilot ins Spiel… man muss dafür quasi ein autonomes Auto nehmen mit all seiner Sensorik, Software, Rechenleistung, etc. Dann nimmt man all die damit möglichen Fähigkeiten… und sagt sich „gut zu haben, für den Fall der Fälle“. Sollte der Selbstfahrer dann in eine Situation kommen, wo er nicht mehr „Herr der Lage ist“… dann übernimmt der Co-Pilot schnell die komplette Kontrolle über das Fahrzeug.
Ich bin auf eine Mazda-Präsentation gestoßen zu dem Thema. Sie wurde auf einer Convention gehalten, bei der die Phenikaa-Group zur Vorstellung ihres Level-4 Concept „made in Vietnam“ geladen hatte im März 2021. Der Referent war Tomohiko Adachi, Mazda Senior Principal Engineer, Integrated Control System Development und der Kopf hinter dem Hiroshima Type Model Based Development Education System, einem der aktuell größten Regierung-Universitäten-Industrie Projekte in Japan.
https://www.phenikaa-x.com/wp-…uploads/2021/04/Mazda.pdf
Zuerst gründet seine Argumentation auf der Annahme, dass der Wert/Nutzen eines Autos in der Zukunft nicht anders sein wird wie bisher:
„Die Realisierung eines erfüllten (Social)-Lebens durch unbeschränkte persönliche Bewegung, die nachhaltig für die Gesellschaft ist“.
Um dieses sicher zu stellen sieht er - vereinfacht gesagt - 2 Routen, die völlig ebenbürtig sind und sich beide an diese Gesellschaft richten.
In Route 1 sieht er Personen, die „maschinen-orientiert“ sind und nach Komfort streben. Dies spricht das menschliche Bedürfnis an, ein komfortables Leben zu führen.
In Route 2 sieht er Personen, die „mensch-orientiert“ sind und nach Entwicklung/Wachstum streben. Dies spricht das menschliche Bedürfnis an, seine Fähigkeiten auszuüben.
Den Case für autonomes Fahren sieht er in Route 1. Der Fahrer sieht erholt/zufrieden aus und genießen ihren gesuchten Komfort. Währenddessen fährt das Auto vollkommen autonom und wertet aus/überwacht alle erfassbaren Parameter von Auto und Umgebung.
Den Case für selbst Fahren sieht er in Route 2. Der Fahrer sieht angeregt/animiert aus beim Ausüben seiner fahrerischen Fähigkeiten. Währenddessen wertet aus/überwacht das Auto alle erfassbaren Parameter von Fahrer, Auto und Umgebung um im Notfall einzugreifen.
Mazda hat sich für die Route 2 entschieden, da sie dort den intrinsischen Nutzen ihrer Autos sehen. Wie bisher sollen Mazda das „Zoom-Zoom“ transportieren. Die „Smiles/km“ sollen da sein, Körper und Geist belebt werden beim Fahren. Jinba ittai im Einklang mit unterstützender Technologie. Alles, was teilautonom möglich ist (und noch werden wird) und das Leben erleichtert ist da… nur der letzte Schritt, die völlige Übergabe der Kontrolle an die „Maschine“ Auto wird bewusst vermieden.
Die erste Ausbaustufe „Co-Pilot 1.0“ kommt 2022 im neuen Mazda 6/CX-5... danach wird das System in alle neuen Modelle Einzug halten.
Bin gespannt, was ihr davon haltet