Radbolzen/-muttern lösen auch ohne Radwechsel?

  • Bin auf den Thread gestoßen, als ich Empfehlungen für die Länge von Rad-Stehbolzen gesucht habe.
    Leute, was hier geschrieben wurde stimmt nicht. In der Industrie werden Gewinde immer leicht vorgeschmiert.
    Das mit der Paarung Stahl auf Stahl trocken ist so nicht richtig. Im Roloff Matek bspw. würde unter anderem der Verschmutzungsgrad der Umgebung bei der Auslegung des Drehmoments mit einbezogen werden.
    Grundsätzlich ist die Auslegung von Drehmomenten also ein einziges Raten, mit dem Ziel im worst case die gewünschte Spannkraft zu erreichen, die man braucht um genügend Reibung im Spalt zu erreichen.

    Durch eine leichte Schmierung werden viele unvorhersehbare Parameter eliminiert. z.B. der Verschmutzungsgrad am Gewinde etc., ich kann mich auch komplett Irren, das es ausgerechnet bei Kraftfahrzeugen anders gehandhabt wird, denn ich bin eher an anderen Geräten mit etwas höheren Drehmomenten unterwegs, aber halte eine solche Ausnahme für unwahrscheinlich.

    [EDIT]
    kleiner Nachtrag: was den Spalt selbst betrifft sollte natürlich nichts aufgetragen werden, was irgendwie die nötige Reibung zwischen quasi Bremsscheib und Felge beeinflusst, denn da muss unser Drehmoment übertragen werden.

  • Ja, Du irrst Dich komplett. Radverschraubungen sind trocken ausgelegt und sollten auch so angezogen werden.

    Eine Schmierung reduziert den Reibwert, erhöht damit die Spannkraft signifikant und erhöht gleichzeitig das Risiko von Schraubenlösern.

    Die Radverschraubung lebt gewissermaßen von der Selbsthemmung einer ungeschmierten Verbindung.

    Damit das gut funktioniert, sollten Radschrauben und Gewinde vor jeder Montage geprüft, entrostet und gereinigt werden.

    Besonders kritisch ist die Erstverschraubung und folgende, da dort noch Setzeffekte auftreten.

    Folgeverschraubungen sind unkritischer, solange noch keine Materialermüdung vorliegt.


    Woher ich das weiß? Vier Jahre Auslegung und Erprobung von Radverschraubungen bei einem OEM.

  • Weils grad was von Motoren Zimmer zu dem Thema gibt. Ab min 17 wird es gut erklärt. Handhabe ich auch seit Autofahrer-Karriere und alles top.

    BTW: dieses Werkzeug der Felgenschonung ist schon fast wieder eine Spünde wert…


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    PS: seh grad ist schon älter hier…aber kann ja nix schaden 🤠

  • Vielen Dank für deine Ausführungen und das Teilen deines Expertenwissens hierzu Svanniversary!
    Ich vermute mal die geringere Abweichung durch trocken/trocken Paarung wird hier in Kauf genommen, weil die unterschiedliche Interpretation, oder sogar nicht-Beachtung von Schmierung sonst eine noch größere Spanne in der Spannkraft *g* bedeuten würde.
    In der Produktion kannst du natürlich die Schmierung viel strenger vorgeben, und profitierst da entsprechend von der höheren Genauigkeit. Klar, wenn trocken/trocken ausgelegt wurde passen die empfohlenen Drehmomente bei Gewinde mit Schmierung sicherlich nicht mehr.
    Danke auch für MZ Empfehlung, schau die ganz gerne mal :thumbup:

  • Ja, so ist es. An der Stelle ist es das kleinere Übel.

    Die Radverschraubung ist eine der ganz wenigen Verschraubungen am Fahrzeug, die viele Zyklen sieht und gleichzeitig „Laien“-tauglich sein muss, also möglichst robust. Das bekommst Du nass an der Stelle nicht sauber hin, zumal durch den Temperatureinfluss der Bremse aus nass sowieso schnell trocken wird.


    In der Produktion wird entweder zweifach verschraubt, oder der Händler zieht das erste Mal nach. Damit hast Du das Thema Erstverschraubung entschärft und bist vor Kunde im sicheren Betriebsfenster.

  • Nasse Verschraubung kenne ich aus der Industrie, dort werden Gewinde und auflageflächen geschmiert und dann mit dem richtigen Drehmoment t angezogen - Ich glaube dabei längst sich dann der Bolzen incl. Gewinde und bildet dadurch die feste Verbindung - diese Bolzen und Muttern gehören anschließend aber auf den Müll… …ich glaube das meint der mattek…

  • Wie immer ist das eine Frage der Auslegung.

    Da gibt es alles nass, trocken, Dehnschraube oder nicht.

    Genauso gibt es verschiedene Anzugsverfahren, wie Drehmoment, Drehwinkel, Drehmoment und Drehwinkel usw.

    Die Radschraube ist eine Verbindung, die explizit zur Wiederverschraubung ausgelegt ist, und zwar trocken und mit Drehmoment-Anzug.