Was mir hier bisher fehlt ist der Begriff "Ausweichen". Voll auf der Bremse zu stehen und abzuwarten ob es reicht ist zu wenig. ABS hat doch primär die Aufgabe das Fahrzeug bei einer Vollbremsung lenkbar zu machen.
Nein, primär hat es die Aufgabe die Spurführung zu ermöglichen und ein Ausbrechen zu verhindern. Eingeschränkt (!) bleibt die Lenkfähigkeit dabei auch erhalten.
Eine Vollbremsung im unübersichtlichen Stadtverkehr aus 50 km/h dauert ca. 1,5 s. Da bleibt keine Zeit das Umfeld zu scannen und dann auch noch auszuweichen. Da hat der Threadersteller aus meiner Sicht alles richtig gemacht, mit der Vollbremsung.
Anders könnte man auch formulieren, wenn noch Zeit zum Ausweichen ist, dann war es auch nicht eng. Das sind eher die, auch von Dir genannten Fälle, auf der Landstraße oder Autobahn, wo man dann tatsächlich mehr Bremsweg und entsprechend Zeit hat sich eine Ausweichmöglichkeit zu suchen. Aus 160 km/h sind das dann z.B. ca. 5 lange Sekunden, die ich Zeit habe.
Empfohlen wird das in der Regel nicht, nicht einmal im Fahrsicherheitstraining. Die Gefahr, dass man nicht genug Zeit hat das Umfeld zu prüfen und dabei gleich noch ein paar andere Autos abräumt ist viel zu hoch. Dagegen ist ein stumpfer Einschlag mit wenig Differenzgeschwindigkeit nach einer Vollbremsung der deutlich harmlosere Unfall.
Lenken während der Vollbremsung will gemäß kammschen Kreis auch gut überlegt sein. Wenn ich die Vorderachse mit Seitenführung belaste, verlängert das automatisch den Bremsweg. Gleichzeitig kann ich auch nur sehr eingeschränkt Lenkkräfte übertragen, wenn gleichzeitig voll gebremst wird.
Besser ist es voll zu bremsen, die Bremse dann zum Ausweichen zu lösen, auszuweichen und dann wieder voll zu bremsen. Aber das ist erst recht für Fortgeschrittene.