Von Serie zu Sport zu Tracktool

  • Wenn Du auf die Bremse trittst, dann betätigst Du den Tandemhauptbremszylinder (THZ), der je nach Pedalweg ein bestimmtes Ölvolumen in die beiden Bremskreise fördert. Dieses Volumen strömt in den Sattel und baut einen bestimmten Druck auf, der die Kolben verschiebt. Der dann frei werdende Raum muss natürlich mit Öl gefällt werden. Das nennt man Volumenaufnahme.
    Kleiner Bremskolben - wenig Volumenaufnahme, großer Kolben - höhere Volumenaufnahme.
    Bei gleichem Volumen wird der kleinere Kolben weiter heraus gedrückt, als der größere, weil die Volumenaufnahme geringer ist. Gleichzeitig ist aber die Kraft am Pedal höher.

    Bei der Serienbremse ist das so ausgelegt, dass sich dabei das gewünschte Verhältnis von Bremskraft vorne zu Bremskraft hinten einstellt.

    Wenn ich jetzt einfach die Serienbremse durch eine mit größeren Kolben ersetze, dann hat diese eine höhere Volumenaufnahme.
    D.h. im Gegensatz zur Serie werden die vorderen Kolben weniger weit heraus gedrückt und erzeugen auch weniger Bremswirkung, als bei der Serie, so dass sich das Verhältnis zwischen vorne und hinten ändert.
    Das verschiebt die Bremsbalance nach hinten.

    Das an sich ist nicht so schön, weil die Hinterachse dann früher überbremst, es ist aber dank serienmäßigem Schlupfregler auch nicht so schlimm, da ich dann eben hinten früher in die ABS-Regelung komme.
    Je nach Effektivität der Regelung kann mich das aber ggf. schon Bremsweg kosten.


    Korrektur siehe unten.


    Durch das Zweikreisbremssystem in dem die Vorder- und Hinterachsbremsen hydraulisch verbunden sind, liegt an den Sätteln der gewünschte Auslegungsdruck für die Serienbremse an (ggf. korrigiert durch einen Bremsdruckminderer für der Hinterachse). Durch die größere Kolbenfläche erreiche ich bei gleichem Druck vorne höhere Bremskräfte mit der größeren Bremse, so dass die Vorderachse früher überbremst, als bei der Serienbremse.
    Das an sich ist nicht so schön, es ist aber dank serienmäßigem Schlupfregler auch nicht so schlimm, da ich dann eben früher in die ABS-Regelung komme.
    Je nach Effektivität der Regelung kann mich das aber ggf. schon Bremsweg und Seitenführung kosten.


    Dazu kommt noch, dass die ESC Eingriffe auch darauf aufgebaut sind, dass über eine bestimmte Pumpenlaufzeit und Ventilansteuerung ein bestimmtes Volumen verschoben wird, dass dann einen definierten Effekt hat.
    Mit einem anderen Bremssattel greife ich da ein und die Regelungsqualität wird sich in der Regel verschlechtern.


    Und noch ein negativer Effekt - wie oben geschrieben brauche ich aufgrund der höheren Volumenaufnahme weniger Kraft zur Bestätigung der größeren Bremse. Die Übersetzung ist größer, durch das größere verdrängte Volumen und die größere Kolbenfläche, auf die der Druck wirkt. Der erforderliche Pedalweg steigt aber in gleichem Maße.
    Das bewirkt, dass sich der Druckpunkt verschlechtert und das Bremsgefühl ggü. der Serie schlechter wird.


    Man sieht auch wieder die klassischen Zielkonflikte und dass ich mir mit technischen Vorteilen auf der einen Seite technische Nachteile an anderer Stelle einfange.


    In der Serienentwicklung hat man die gleichen Probleme, kann sie aber lösen. Z.B. in dem für unterschiedliche Bremssättel unterschiedliche THZ zum Einsatz kommen und natürlich auch so, dass das ESC und ABS für jede Bremse unterschiedlich appliziert werden.

  • Allerbesten Dank, Sven. Verstanden.


    Noch mal mit meinen eigenen Worten, aber deutlich vereinfacht:
    Bei einer großen Bremse benötige ich mehr Pedalweg, um den gleichen Bremsdruck aufzubauen, da die vordere Bremse mehr Bremsflüssigkeit in den Bremskolben aufnehmen kann. Da ich aber auch mehr Bremsdruck durch den längeren Pedalweg auf die hintere Bremse bringe, bremst diese bei gleich kleinem Volumen stärker. Die hintere Bremse geht also schneller ins ABS, was meine Gesamtbremsperformance verschlechtert. Nun hatte ich nach dem Wechsel auf die K-tec und den damit verstärkten ABS-Regeleingriffen - die ich aber als ABS-Eingriffe primär vorne wahrgenommen habe - hinten stärkere Bremsbeläge verbaut. Damit habe ich folglich der Theorie nach nicht die Bremsperformance hinten verbessert, es hat sich aber trotzdem so angefühlt. Das kann ich mir noch nicht erklären. Es mag aber auch durchaus Täuschung gewesen sein und ich habe mir das eingebildet. Vielleicht liegt es daran, dass ein besserer Belag hinten die o.g. Überbremsung linearer umsetzen konnte, während der Serienbelag durch die schneller zunehmende Belastung überfordert war.


    Und noch ein negativer Effekt - wie oben geschrieben brauche ich aufgrund der höheren Volumenaufnahme weniger Kraft zur Bestätigung der größeren Bremse. Die Übersetzung ist größer, durch das größere verdrängte Volumen und die größere Kolbenfläche, auf die der Druck wirkt. Der erforderliche Pedalweg steigt aber in gleichem Maße.
    Das bewirkt, dass sich der Druckpunkt verschlechtert und das Bremsgefühl ggü. der Serie schlechter wird.

    Begegnen die Bremsenhersteller dem Problem damit, dass sie Stahlflexleitungen verbauen?
    Zur K-tec muss ich sagen, dass sie sich im Straßenverkehr wie eine ganz normale Bremse verhält mit weich einsetzendem Druckpunkt. Tritt man kräftiger zu, merkt man, dass die Bremskraft mit dem Pedalweg immer stärker wird. Mag durchaus ungewohnt sein. Die Power ist aber jederzeit abrufbar und auf der Rennstrecke performt das Teil über einen langen Zeitraum ohne nachzulassen.

  • Begegnen die Bremsenhersteller dem Problem damit, dass sie Stahlflexleitungen verbauen?


    Zur K-tec muss ich sagen, dass sie sich im Straßenverkehr wie eine ganz normale Bremse verhält mit weich einsetzendem Druckpunkt. Tritt man kräftiger zu, merkt man, dass die Bremskraft mit dem Pedalweg immer stärker wird. Mag durchaus ungewohnt sein. Die Power ist aber jederzeit abrufbar und auf der Rennstrecke performt das Teil über einen langen Zeitraum ohne nachzulassen.

    Stahlflex in Serie kenne ich überhaupt nicht, bzw. nur um kurze Problemstellen zu überbrücken. Kann aber durchaus sein, dass der eine oder andere Sportwagenhersteller da etwas macht.
    Stahlflex ist aus meiner Sicht doch eher was für den Rennsport und Tuningsektor. Beim Thema Bremsleistung und Bremsweg hilft das ja höchstens marginal. Es wird lediglich das subjektive Bremsgefühl durch einen anderen Druckpunkt verbessert.
    Daher ist das bei mir z.B. auch nichts, was oben auf der Liste steht.


    Normalerweise stellt man den Volumenhaushalt über die Dimensionierung des Tandemhauptbremszylinders und der Sättel ein und verwendet normale Gummileitungen.


    Beim Bremsgefühl mit der K-tec gibt es ja noch mehr Einflüsse, als nur die Volumenaufnahme. Die Steifigkeit des Sattels spielt auch eine große Rolle.
    Bei der Serienbremse geht z.B. viel Bremskraft in die Verformung (Aufbiegen) des Sattels verloren und steht dann nicht für die Bremsung zur Verfügung. Das merkt man auch im leicht teigigen Pedalgefühl.
    Die Brembo ist da deutlich steifer. Obwohl die wahrscheinlich auch eine höhere Volumenaufnahme hat, ist das Pedalgefühl wesentlich besser, als mit der Serienbremse.

  • Klar geht das. Kostet nur einen Haufen Geld, da Du die Teile nur als teure Ersatzteile bekommst.
    Inwieweit Mazda dann auch bereit ist die richtigen Datensätze und Kennlinien zu flashen entzieht sich leider meiner Kenntnis.
    Das wäre mir wichtig bzw. ist für mich einer der großen Vorteile der Brembo ab Werk, dass auch die System darauf appliziert wurden.


    Bei den Hardlinern wird die Lösung sowieso nicht so gut ankommen, da die Brembo hinsichtlich Performance nur ein eher kleiner Schritt mehr ist, als die Serienbremsen, gerade im Vergleich zu größeren Aftermarket-Anlagen.


    Ich finde sie super, weil sie mir genau das Quentchen mehr Reserven und ein besseres Bremsgefühl gibt, dass für mich aus einer normalen eine gute Bremse macht.

  • Sven bitte noch mal für mich als nicht ganz verstehenden:


    Durch den Unterschied des Volumens zwischen Bremszylindern an der Vorderachse und den Bremszylindern an der Hinterachse kommt es zu Druckunterschieden und die Bremsbeläge bekommen an der Hinterachse mehr Druck als die Bremsbeläge an der Vorderachse? Daher bekommt man dann hinten verfrühte ABS Regeleingriffe und die gesamte Bremsleistung wird zurückgenommen? Haben wir eigentlich ein 4-kanal ABS und sollte das nicht solche Probleme lösen?