Grundsätzlich ist die Auswirkungen von Spur- und Sturzbalance ja bekannt und schon zigmal durchgekaut worden. Kann man aber eigentlich auch "kurz" zusammenfassen in welchen Fahrsituationen Spur und in welchen Sturz mehr Einfluss auf das Fahrverhalten bekommt (Stichwort Einlenkverhalten, statische Kurvenfahrt etc.)? Oder ist die Faustregel von 1' Spur = 5' Sturz tatsächlich immer gültig (kann ich mir eigentlich nicht vorstellen)?
Vorne hat die Spur unmittelbaren Einfluss auf das Lenkverhalten. Wenig Spur - nervös, optimale Spur (ca. 10' gesamt +/- ein paar Minuten) - lineares und direktes Ansprechen, zu viel Spur- träge und eckig, Fahrzeug verspannt mit viel Reifenverschleiß. Auf die Performance hat das sehr wenig Einfluss, da immer das äußere Rad führt und der Spurwinkel dann durch die Lenkung vorgegeben wird.
Hinten führt auch das äußere Rad. Vorspur wirkt hier wie eine stabilisierende Hinterachslenkung, die bewirkt, dass das Heck mit nach innen lenkt. Je mehr desto stabiler. Der Effekt ist, dass das Auto in sich stabiler wirkt, also die Balance nach vorne wandert und die Hinterachse nicht so schnell abreißt. Das nimmt Giermoment aus dem Auto und macht das Auto gierstabiler. Im Prinzip ist das physikalisch dasselbe wie ein längerer Radstand.
Zu wenig Spur macht das Auto an der Hinterachse leicht und nervös. Optimale Werte, (aus meiner Sicht) im Bereich von 20'-24' gesamt bewirken, dass sich das Auto stabil und kontrolliert anfühlt. Zu viel Spur macht das Auto träge und bewirkt hohen Reifenverschleiß.
Über die Spurwerte würde ich mir keine großen Gedanken machen. Die sollte nmE im o.g. optimalen Bereich eingestellt werden und dann ist gut. Je nach Geschmack kann man die Vorderachse etwas nervöser, oder tauber machen und das Hecke etwas agiler oder stumpfer. Aber das wird dann auch schnell nichtlinear (eckig) und unharmonisch im Fahrverhalten. Ich bin da kein Freund von. Die Spurwerte haben sehr großen Einfluss auf die dynamischen Lenkeigenschaften, also wie die Lenkung an sich anspricht und wie sich das Auto beim Ein- und Auslenken verhält.
Sturz ist dagegen sehr einfach zu bewerten. Negativer Sturz erhöht in Kurven einfach das Seitenkraftpotential des Reifens. Das heißt er kann dann mehr Seitenkraft erzeugen, so dass ich schneller um die Kurve komme.
Zu wenig Sturz macht die Achsen querweich und "schmierig" im Fahrverhalten. Zu viel Sturz macht das Auto im Geradeauslauf nervös und bewirkt hohen Reifenverschleiß. Optimale Werte liegen an der Vorderachse zwischen 30'-1°30' und hinten zwischen 1°-2°. Mehr geht und man erkauft sich dann ein sportlicheres Fahrverhalten mit mehr Performance durch größeren Reifenverschleiß.
Wählt man passend zu sehr hohem Sturz etwas höhere Spurwerte kann man ungleichmäßigen Verschleiß etwas reduzieren, aber der Reifen fährt sich dann sehr schnell ab.
Der Sturz hat entsprechen Einfluss darauf, wie schnell ich eine Kurve fahren kann und wieviel Querbeschleunigung dabei erreicht wird.
Als letztes bleibt noch der Nachlauf, also sozusagen der Einkaufswagen-Effekt des Rades. Der Nachlauf bestimmt wie lang der Hebel ist, mit dem das Rad geschleppt wird. Umso höher er ist, umso stabiler wird der Geradeauslauf und umso höher sind die Lenkkräfte.