Android Auto Touchscreen

  • Was will ich sagen? Ich denke nicht, dass es da das alleinige, überlegene Bedienkonzept gibt.

    Aber es gibt das eindeutig unterlegene Bedienkonzept :) und das ist dieses:

    Im Ford Mondeo war sogar die Klimasteuerung über Touch... da ging nur noch wenig über Knöpfe, absoluter Mist (meiner Meinung nach).

    Die Lüftungs- und Klimaregelung kann ich über mechanische Bedeinelemente verstellen, ohne hinzugucken. Das geht mit einem Touchdisplay definitiv nicht. Über den Punkt lasse ich auch nicht mit mir diskutieren, für mich als Kunden hat die Displaybedienung an dieser Stelle nur Nachteile. Wenn jemand einen Vorteil davon hat, dann der Kostenrechner.

  • Wo schaust Du hin, wenn Du mit dem Drehrädchen das Menü bedienst? Bestimmt auch nicht auf die Straße, oder ?

    na auf die Straße. Das ist wie SMS tippen mit nem Nokia 3210. Da weiß ich doch, wo ich bin OHNE hinzugucken ;)


    Im Stand mal ne Adresse per Touch eingeben mache ich aber tatsächlich auch, weil es einfach schneller geht. Das gebe ich zu. Das würde ich - auch wenn es aktiv wäre - nicht bei der Fahrt machen, da nutze ich die meist funktionierende Sprachsteuerung.

    Am gerechtesten auf dieser Welt ist die Intelligenz verteilt. Ein jeder meint genug davon zu haben.


    Mazda MX-5 ND Skyactiv-G184 "30th Anniversary Edition" 2020/3000
    Mazda 6 GJ Kombi Skyactiv-D175 "Nakama Intense"

  • Lustigerweise habe ich zum Thema Fahrerablenkung durch Infotainmentbedienung meine Bachelorarbeit verfasst (war damals, als das Model 3 angeteasert wurde).
    Dazu gab es auch eine kleine Studie mit verschiedenen Interfaceelementen und dem evtl. bekannten Lane Change Task.


    Heraus kam u.a.:

    • Sobald man den Arm ausstrecken muss bzw. keine Handauflage hat, ist ein Touchscreen während der Fahrt deutlich ablenkender als alles, was eine dreidimensionale Oberfläche hat - selbst wenn man dabei noch auf einen Bildschirm gucken muss. Das liegt daran, dass man durch die G-Kräfte im Fahrzeug nicht mehr ohne höhere Konzentration trifft, was man treffen will und auch kein/kaum Feedback hat.
    • Selbst mit Auflage bzw. in der Sitzkiste waren Drehsteller mit Monitor dem reinen Touchscreen überlegen.
    • Die Bedienung am Touchscreen war nicht schneller als mit 3D-ausgeformten Bedienelementen, es ließen sich aber natürlich auf derselben Oberfläche mehr Funktionen umsetzen.
    • Wenn der Touchscreen ein Feedback gab, ob getroffen wurde was man treffen wollte, nahm die Ablenkung leicht ab (z.B. Töne oder Vibration).
    • Sprachsteuerung lenkt nach Stand der Technik noch sehr ab (kognitive Ablenkung, weil man eben mit einer dummen Maschine spricht - aber selbst die Diskussion mit der cleveren Beifahrerin lenkt schon ordentlich ab).

    Darüber hinaus wurde eine überschlägige Formel verschiedener Ablenkungseinflüsse aufgestellt. Kurz zusammengefasst:

    • Je weniger weit man von der Straße weggucken muss (also je höher und weiter links ein Monitor liegt), desto besser.
    • Je weniger weit man die Hand bewegen muss (entweder vom Lenkrad weg oder aus der "Ruheposition" in der Umgebung des Schaltknüppels), desto besser.
    • Je weniger Aktionen nötig sind, um etwas zu bedienen, desto besser.
    • Je kürzer die Bedienzeit, desto besser.
    • Ergänzend: Je unpräziser die Aktion sein darf, um etwas zu bedienen (Wischen ist besser als Tippen auf einer kleinen Fläche), desto besser.

    Daraus kann man sich jetzt selbst das "ideale Interface" zusammenbasteln. Das ist aber für Jedermann etwas anders weil:

    • Häufig genutzte Funktionen müssen entweder direkt im Sichtfeld positioniert werden oder blind bedienbar sein.
    • Woher weiß ich, was die häufigst genutzte Funktion je Nutzer ist?
    • Habe ich nicht ein Problem, wenn selten genutzte Funktionen (Warnblinker, wenn er nicht gesetzlich geregelt wäre) irgendwo (im schlimmsten Fall in Untermenüs) versteckt sind?

    In diesem Sinne ist das gar nicht so leicht - sonst gäbe es das ja hoffentlich bereits.
    Mazda macht in meinen Augen was die Fahrerablenkung angeht vieles richtig. Der Monitor zeigt die wichtigsten Sachen an und wird nahezu blind durch Dreh-Drücksteller bedient.
    Außer den Untermenüs gibt's fast keine Ebenen, durch die man sich klicken muss. Die Musiksteuerung ist am Lenkrad.
    Auch Mercedes macht inzwischen einiges gut: Viele verschiedene Bedienmöglichkeiten, sodass jeder seine am wenigsten ablenkende Methode wählen kann. Dazu haptisches und akustisches Feedback bei der Bedienung und die Möglichkeit nur die Lenkradtasten zu verwenden.
    Dafür leider viele kleine "Taster", die man am Touchscreen schwer trifft und seeehr viel Content mit einigen Untermenüs (sobald man mehr als die Shortcuts nutzen will).


    Hoffe, der Roman hilft jemandem :D


    Kurzfassung:
    Touch lenkt auch objektiv im direkten Vergleich mehr ab, als physische Bedienelemente. Meine Empfehlung daher: Kombination beider und starke Individualisierung je nach Nutzer durch mitlernende oder einstellbare Interfaceelemente.

    MX-5 ND G184 (08|2018) Signature Line, magmarot
    gr. Wischwasserbehälter; FOX ESD schw.; Trunkcover (Eigenbau); Batterietragegriff (Eigenbau); AAD Low Profile Seat Mounts; H&R Spurplatten (2x9mm bzw. 2x9mm+2x15mm); Lenkrad: meinlenkrad.de; Radhausflaps schw.gl. foliert; Sommer: BBS CS012 7,5x17 ET38, Winter: Schw. OEM; Zymexx dunkle LED-Blinker; mx5things Fensterautomatik+ACC-Power-Controller+Trunk-Lid-Popper+DLR+Silhouette+TrunkLight; ATH Frontflaps+Heckschürze; OEM Seitenschweller; Stubby; AA+CP

  • @Adrian_Wee Danke! Ich finde das super zusammengefasst und hoffe, dass Deine Bachelor-Arbeit ein Erfolg war.


    Beim Mercedes muss ich Dir allerdings etwas widersprechen: Wir haben in der Firma die neue A-Klasse und ich finde da sind schon wieder zu viele Bedienelemente mit zu vielen - teils nicht intuitiven - Funktionen am Lenkrad, so dass man auch hier sogar manchmal aufs Lenkrad gucken muss.
    Ansonsten finde ich das Touchfeld in der Mittelkonsole gut gelungen.


    Ich denke mal in den nächsten Jahren wird viel auf die Spracherkennung gesetzt (und diese dann auch verbessert) werden, da sie weder Blick noch Hände anderweitig benötigt.
    Gestensteuerung finde ich zwar insgesamt ganz spannend (hab ich im Pixel 4; funktioniert aber bisher nur für "nächstes/vorheriges Lied" wirklich sinnvoll), aber im Auto ist "Wedeln" mit den Händen auch eher kontraproduktiv...

    Am gerechtesten auf dieser Welt ist die Intelligenz verteilt. Ein jeder meint genug davon zu haben.


    Mazda MX-5 ND Skyactiv-G184 "30th Anniversary Edition" 2020/3000
    Mazda 6 GJ Kombi Skyactiv-D175 "Nakama Intense"

  • @Adrian_Wee: Schön zusammengefasst!
    Deckt sich 1:1 mit meinen bisherigen Erfahrungen; Am besten gefällt mir die iDrive-Bedienung in BMWs, da geht tatsächlich alles während der Fahrt. (Mazdas Ansatz ist ja ähnlich)
    Audi war mit MMI mal auf einem guten Weg, kürzlich bin ich den aktuellen A6 gefahren und fand den wirklich katastrophal schlecht: Alles über Touch, selbst die Klimaanlage. Während der Fahrt eigentlich nicht zu gebrauchen (zumindest nicht ohne das volle Assistenzpaket, das während des Blindflugs auf dich aufpasst..) ;)


    Mal ganz davon abgesehen, dass das Cockpit nur auf Fotos vom Neuzustand schön aussieht und nach kürzester Zeit ein Eimer Glasreiniger in die Karre gekippt werden möchte...

    Besten Gruß,
    Christoph


    '17er 2.0 ST Sportline + SP in schwarz

  • ....Am besten gefällt mir die iDrive-Bedienung in BMWs, da geht tatsächlich alles während der Fahrt.....

    Dem kann ich voll zustimmen...
    Sehr viel besser, als das MZD-System...
    Mit dem iDrive kann man quatschen, wie man möchte... Das klappt zu 99 %...
    Auch ohne bestimmte Wörter, die man sagen muss, wie im MZD...
    Selbst die Tante Navi findet auf Sprachanweisung "KFCs"...
    Im Tachometer wird mir die Titelliste angezeigt, wenn ich mit der Lenkradtaste durch den betreffenden Ordner scrolle...
    Selbst die Karten- und Systemupdates kommen online rein, über die eingebaute SIM-Karte...


    Das iDrive ist meiner Ansicht nach dem MZD haushoch überlegen und das bisher beste System, was mir untergekommen ist...

  • @Adrian_Wee
    Echt interessant und spannend, dass es dazu Untersuchungen gibt bzw. Du Deine Bachelorarbeit darüber geschrieben hast.
    Habt Ihr unterschiedliche Körpergrößen mit einbezogen?


    Ich bin nun nicht grad mit luxuriöser Körpergröße gesegnet und habe meinen Sitz daher zwangsweise SEHR weit vorn. Ich gebe zu, ich nutze die Touchfunktion auch während der Fahrt und das geht nicht nur schneller sondern es ist für mich deutlich weniger ablenkend.
    Wenn ich dieses Rad auf der Mittelkonsole nutzen will, muss ich meinen Arm schon nach hinten bewegen und sitze dann dadurch im Brustkorb verdreht im Sitz und fummle nach dem Rad, da es außerhalb des Sichtbereiches liegt. Sicher fühlt sich das nicht an....

    Antje - mit MAX und dem Sonnengelben (93er MR2)
    G160, EZ 05/2016, saphirblau, EL und Gedöns

  • Das iDrive ist meiner Ansicht nach dem MZD haushoch überlegen und das bisher beste System, was mir untergekommen ist...

    Wobei, so fair sollte man sein, die ersten Gehversuche auch schon 2001 mit dem 7er gemacht wurden. Seinerzeit war das System hochinnovativ aber auch noch meilenweit von seiner heutigen Reife entfernt. Und natürlich darf man nicht vergessen, dass man die Überlegenheit von BMW an der Stelle auch teuer bezahlen muss... Das man trotzdem (wie Mazda das zu versuchen scheint) beim besten abgucken kann und nicht in einer aufgesetzten Jugendlichkeit das ganze Bedienkonzept verschlimmbessern muss ist aber auch klar.

    Besten Gruß,
    Christoph


    '17er 2.0 ST Sportline + SP in schwarz

  • @Adrian_Wee
    Echt interessant und spannend, dass es dazu Untersuchungen gibt bzw. Du Deine Bachelorarbeit darüber geschrieben hast.
    Habt Ihr unterschiedliche Körpergrößen mit einbezogen?


    Ich bin nun nicht grad mit luxuriöser Körpergröße gesegnet und habe meinen Sitz daher zwangsweise SEHR weit vorn. Ich gebe zu, ich nutze die Touchfunktion auch während der Fahrt und das geht nicht nur schneller sondern es ist für mich deutlich weniger ablenkend.
    Wenn ich dieses Rad auf der Mittelkonsole nutzen will, muss ich meinen Arm schon nach hinten bewegen und sitze dann dadurch im Brustkorb verdreht im Sitz und fummle nach dem Rad, da es außerhalb des Sichtbereiches liegt. Sicher fühlt sich das nicht an....

    Ich habe damals sozusagen nur Grundlagenforschung betrieben (war ja "nur" eine Bachelorarbeit).
    Dass der Dreh-Drück-Steller bei Mazda recht weit hinten ist, ist ja allseits bekannt. Das schränkt selbst mich ein wenig ein - und ich sitze durch meine Größe maximal weit hinten.


    Dafür ist der Schaltknüppel auch für kleinere Personen ergonomisch vorteilhaft positioniert - ist also vermutlich auf die Mazda-Philosophie (Fahren first) zurückzuführen ;)

    MX-5 ND G184 (08|2018) Signature Line, magmarot
    gr. Wischwasserbehälter; FOX ESD schw.; Trunkcover (Eigenbau); Batterietragegriff (Eigenbau); AAD Low Profile Seat Mounts; H&R Spurplatten (2x9mm bzw. 2x9mm+2x15mm); Lenkrad: meinlenkrad.de; Radhausflaps schw.gl. foliert; Sommer: BBS CS012 7,5x17 ET38, Winter: Schw. OEM; Zymexx dunkle LED-Blinker; mx5things Fensterautomatik+ACC-Power-Controller+Trunk-Lid-Popper+DLR+Silhouette+TrunkLight; ATH Frontflaps+Heckschürze; OEM Seitenschweller; Stubby; AA+CP


  • Mazda macht in meinen Augen was die Fahrerablenkung angeht vieles richtig. Der Monitor zeigt die wichtigsten Sachen an und wird nahezu blind durch Dreh-Drücksteller bedient.
    Außer den Untermenüs gibt's fast keine Ebenen, durch die man sich klicken muss. Die Musiksteuerung ist am Lenkrad.

    Das empfinde ich (gefühlt) anders. Wenn ich im Mazda etwas während der Fahrt verstelle, oder Musik suche, habe ich immer das Gefühl, dass ich mich durch viele Ebenen und Menüs klickern muss, was auch für entsprechende Ablenkung sorgt, weil mir das nur mit Blick auf den Monitor gelingt.
    Mein Golf hat die erwähnten Touchnachteile, aber ich komme mit wenigen Klicks dahin wo ich hin will. Der Monitor ist dafür sehr groß und scharf und die Schaltflächen sind ebenfalls groß und gut zu erreichen.


    Mir persönlich gefällt auch die Kombi gut, unterschiedliche Bedienungen anzubieten, Touch und Drücksteller, damit man dann je nach Situation die passende Bedienung verwenden kann.


    Studien kenne ich dazu auch einige, aber man muss sich natürlich darüber im klaren sein, dass es am Ende nicht nur um die optimale Bedienbarkeit geht, was sicher auch etwas schade ist. Der monetäre Aspekt ist einer, aber sicher nicht der wichtigste, zumindest wie ich die Diskussionen hier bei uns im Haus betrachte.
    Es geht auch immer um Bedienphilosphien und insbesondere um Designaspekte und die Interieurgestaltung an sich. Da ergibt sich dann schnell der Zielkonflikt zwischen einem großen 3D-Bedienteil und einer Handyablage, oder der oben schon genannten Position des Schalthebels und anderer Bedienelemente.