ST X Gewinde eingebaut erste Eindrücke

  • Serie hat das Problem der hohen Wankraten und damit verzögerter und starker Lastwechsel. Gleichzeitig ist die Auslegung recht komfortorientiert mit wenig Dämpfung, was die Radkontrolle verschlechtert. Ein großer Vorteil ist die Gutmütigkeit und der breite Grenzbereich. Da sind die Gewindefahrwerke deutlich anspruchsvoller mit einem, durch die höheren Federraten, schmaleren Grenzbereich.

    Kannst du in etwa beziffern wie groß der Grenzbereich eines GFW im Verhältnis zu Serie ist :?:

    Gruß
    Andi



    Die aufregendste Verbindung zweier Punkte ist ... eine Kurve! ^^


    MX-5 G160 Exclusive-Line in Mondsteinweiß. Bestellt 02.12.2016, gebaut 11.02.2017, Übergabe 28.04.2017

  • Das ist schwierig. Üblicherweise reden wir da über Reaktionszeiten. Ein weiches Fahrwerk reagiert auch weich und zeitverzögert auf den Input des Fahrers. Ein straffes Fahrwerk mit viel Dämpfung reagiert deutlich schneller. Entsprechend kommt auch der Grenzbereich und ggf. ein Ausbrechen des Fahrzeugs schneller und unvermittelter.
    Dadurch das der Reifen mit dem Serienfahrwerk weniger Grip aufbaut liegt der Grenzbereich tiefer, was ihn in der Regel immer breiter macht. D.h. das Auto rutscht früh, aber weich im Gegensatz zu spät und unvermittelt.


    Einen weiteren Aspekt finde ich noch wichtig. Mit einem recht weichen Serienfahrwerk fühlt sich der Grenzbereich dann auch eher undefiniert an und ist nicht so sauber heraus zu fahren. Mit einem guten Gewindefahrwerk merkt man als geübter Fahrer eher, wenn man sich dem Grenzbereich nährt und kann das Auto besser führen. Für den ungeübten Fahrer besteht aber immer die Gefahr, dass er das Auto dennoch schnell überfährt und sich auf der falschen Seite des Grenzbereichs wiederfindet.


    Dazu kommt noch, dass in der Regel das Geschwindigkeitsniveau mit dem besseren Fahrwerk steigt und sich plötzlich alles bei höheren Geschwindigkeiten abspielt. Die gleiche Kurve wird dann mit 10-20 km/h mehr durchfahren mit den entsprechenden Konsequenzen, wenn man sich verschätzt hat.
    Wenn man das natürlich nicht ausnutzt, ist man genau so schnell wie vorher, hat aber deutlich größere Reserven.


    Letzter Aspekt ist der Reifen. Für mich immer der wichtigste Faktor. Mit einem Reifen der einen Mördergrip hat, überfordere ich das Serienfahrwerk und schiebe den Grenzbereich des guten Fahrwerks, bei schlechterer Beherrschbarkeit, weit nach oben.
    Auf der anderen Seite kann ich auch das giftigste Fahrwerk durch einen guten, gutmütigen Reifen immer etwas entschärfen.
    Das ist z.B. auch der Grund warum ich persönlich keine UHPs fahre. Ich nehme lieber ein sehr gutes Fahrwerk mit einem guten Sportreifen und bekomme dann ein Setup, das auch sehr schnell ist, aber dabei gutmütig und absolut beherrschbar, mit dem ich auch Grenzen ausloten kann, ohne dass ich Gefahr laufe, Probleme zu bekommen.


    Wenn ich einfach mal versuche eine Zahl zu schießen, dann würde ich in Hinsicht Grenzbereich die Gewindefahrwerke, je nach Reifen, im Bereich 30-50 % zur Serie einordnen. Das soll heißen von der Gutmütigkeit und den Reserven der Serie bleiben ca. 30-50 % über.
    Dafür steigt aber natürlich die Performance und der Grip. D.h. das Auto hat mehr Reserven und ich komme auch später in den Grenzbereich. Das ist dann ja auch ein Sicherheitsvorteil, weil z.B. beim Ausweichmanöver mehr geht.


    Ich würde jedenfalls niemanden vom Gewindefahrwerk abraten, weil es im Grenzbereich anspruchsvoller zu fahren ist. Mit eingeschaltetem ESC sollte das dennoch niemanden in Verlegenheit bringen und ich gewinne Fahrdynamik, Fahrspass und zusätzlich Reserven, insbesondere wenn man ähnlich wie vorher unterwegs ist und nicht alle Potentiale ausreizt.
    Es ist aber sicher hilfreich, wenn man sich der Tatsache bewusst ist, dass das Auto an der Grenze etwas schwieriger fahrbar wird.


    Wenn man allerdings den Anspruch hat sich den MX-5 fahrdynamisch zu erschließen, die eigene Fahrtechnik zu verbessern und das Auto auch bis an die Grenzen zu beherrschen, dann ist es vielleicht nicht verkehrt, erst einmal mit dem Serienfahrwerk zu starten. Das trainiert eine saubere Linie und verzeiht eher, wenn man sich doch verschätzt, oder es übertreibt (und wie oft geschrieben übt man das am Besten bei einem Fahrsicherheitstraining).
    Wenn man so arbeitet, kommt man wahrscheinlich selber irgendwann an den Punkt, dass das Serienfahrwerk einem nicht mehr reicht und man mehr will.


    Ich habe das damals auch genauso gemacht. Leichte Sportwagen mit Hinterradantrieb war ich bis vor 3 Jahren auch nur sehr selten gefahren, also habe ich mich erstmal ein halbes Jahr mit dem Serienfahrwerk an den Wagen gewöhnt. Danach wollte ich dann mehr, weil ich gemerkt habe, dass der Wagen mich limitiert hat und bin zum Gewindefahrwerk gewechselt. Jetzt mit dem Oehlins habe ich das Gefühl, dass mein MX und ich uns auf einem Niveau bewegen und ich gut mit ihm klar komme, ohne das er zu anspruchsvoll, oder zu einfach ist. So soll es sein ;) .


    P.S.: Sorry für den vielen Text. Ich war nicht so sicher wie ich die Frage am Besten beantworten kann.

  • Sehr schön und gut nachvollziehbar erklärt. Vielen Dank dafür!


    Dadurch das der Reifen mit dem Serienfahrwerk weniger Grip aufbaut liegt der Grenzbereich tiefer, was ihn in der Regel immer breiter macht. D.h. das Auto rutscht früh, aber weich im Gegensatz zu spät und unvermittelt.

    Genau das ist doch eigentlich auch prima, wenn man mit seinem MX vorrangig auf öffentlicher Straße fährt und dabei einfach nur Spaß haben möchte (gerne auch inklusive behutsamem Ausbau der persönlichen Fertigkeiten mit dem Ding). Ohne den Ehrgeiz, gute "Zeiten" oder gar das technisch mögliche auf bestimmten Strecken herausfahren zu müssen (gehört für mich dann sowieso nicht mehr auf die öffentliche Straße).


    Demzufolge wäre die Logik dann auch: Fahrwerksänderungen/-Optimierungen im öffentlichen Verkehrsraum machen primär nur für solche Fahrer wirklich Sinn, die durch ausreichend (!) Skill-Aufbau auf Trainings- und Rennstrecken auch sehr sicher im Umgang mit dem Material sind.


    Kann man ja in der Praxis auch ganz gut beobachten: Fahrwerkstuning tunt nicht automatisch den Fahrer mit (sondern kann ihn im Gegenteil sogar massiver überfordern, als der Serienzustand). Daher sollte sich immer erst der Fahrer tunen (und sicher sein, dass er den Serienzustand maximal beherrscht und dessen Limits kontrolliert erreicht hat), dann erst ist das Fahrwerk dran.

    Eine Garage ohne MX-5 ist nur ein ödes, leeres Loch.

  • @SchlesiM :thumbsup: , schön geschrieben. Ja, da ist wirklich was dran.


    Es bleibt natürlich der Punkt, dass sich ein gutes Fahrwerk auch beim normalen Fahren besser anfühlen kann, wenn man es denn so mag. Dann verstehe ich schon, dass man das machen möchte, finde es aber super, wenn auch gleichzeitig das Training gebucht wird, damit man weiß worauf man sich einlässt.


    Aber definitiv eine Sache, die den besonderen Reiz des MX-5 ausmacht - man kann ihn auf normaler Straße ausfahren und seinen Spass haben. Mit all meiner Erfahrung habe ich da auch diverse Fahrzeuge, insbesondere aus dem Hause Porsche, die ich im normalen Verkehr nicht mehr "ausnutzen" kann bzw. will. Das ist dann schon schade, wenn man nur so durch die Gegend rollt und alles geht, völlig unspektakulär. Da bleibt für mich viel Fahrspass auf der Strecke.

  • Sorry für den vielen Text. Ich war nicht so sicher wie ich die Frage am Besten beantworten kann.

    Passt schon Sven. Wir sind ja von dir verwöhnt und wissen dass du nicht nur oberflächlich antwortest. :thumbsup:
    Aber 30-50 % sind schon krass. Ich hätte den Bereich eher bei 50-70 % angesiedelt.


    Fahre ja momentan noch die Pro-Kit Federn und wollte danach eigentlich auch auf das ST-X wechseln, aber nach Studium diverser Threads wird´s dann doch lieber das SPS.


    Schon merkwürdig: Bei all meinen vorherigen Fahrzeugen hatte ich nie einen Gedanken an Fahrwerkseinstellung /-optimierung verschwendet. Jetzt interessiert mich dieses Thema um so mehr.

    Gruß
    Andi



    Die aufregendste Verbindung zweier Punkte ist ... eine Kurve! ^^


    MX-5 G160 Exclusive-Line in Mondsteinweiß. Bestellt 02.12.2016, gebaut 11.02.2017, Übergabe 28.04.2017

  • Passt schon Sven. Wir sind ja von dir verwöhnt und wissen dass du nicht nur oberflächlich antwortest. :thumbsup: Aber 30-50 % sind schon krass. Ich hätte den Bereich eher bei 50-70 % angesiedelt.

    Passt vielleicht auch. Ich habe echt auf der Zahl rumgekaut und fand das schwierig zu quantifizieren.


    Mit gutmütigen Reifen lande ich wahrscheinlich eher bei 50-70 %, mit ambitioniertem Reifen eher darunter. Mit dem MPS4 z.B. geht schon richtig viel und da muss man ohne ESC schon aufpassen, dass man den Wagen nicht verliert (auf der Rennstrecke beim Training gefahren).
    Mit dem KW V3 und Bridgestone (im Trockenen) hätte ich den Wagen selber fast einmal mal ohne ESC weggeschmissen. Das war aber noch ganz am Anfang, als die Fahrwerkseinstellung noch nicht zum Auto gepasst hat.
    Dagegen ist er mit dem Serienfahrwerk wirklich lammfromm und man hat viel Zeit zu reagieren.

  • Ich hänge mich mal an diesen Thread dran und berichte von meinem STX-Einbau, der Vermessung und den ersten Eindrücken nach rund 200km Fahrt 8)


    Mein STX hatte einen Vorbesitzer, der seinerseits weiter „aufsteigen“ wollte. Mein damit verbundener „Aufstieg“ fusst auf einem OEM-Fahrwerk ohne Bilstein. Es ist also bereits eingefahren gewesen... ;)
    Mein Set-Up beinhaltet auch die I.L.-Streben vorne und unten. Der bewusste Verzicht auf die hintere Domstrebe und eine zusätzliche Spurverbreiterung +18mm hinten sollen die nicht optimale Balance des STX positiv beeinflussen und die HA stabilisieren.
    Einbau:
    Die STX-Federbeine wurden mir vormontiert, da ich dafür nicht das (offiziell) passende Werkzeug und (gefühlt) zu wenig Know-How dafür hatte :thumbup: Den Ein-/Ausbau habe ich selber gemacht. Zur Verfügung standen eine Bühne und eine Grube, das hat das Arbeiten sehr erleichtert. Inkl. Vorarbeiten im Kofferraum hat der Wechsel zu zweit gemütliche 90min gedauert. Die Schrauben der Domlager vorne und hinten wurden stehend gelöst, die vordere Domstrebe konnte drin bleiben. Auf der Bühne wurden die Räder demontiert. Danach wurde vorne lediglich der obere Querlenker gelöst inkl. der daran befestigten Leitungen/Kabel. Danach konnte das gelöste Federbein gewechselt werden. Hinten konnte das Federbein ohne weitere Arbeiten direkt gewechselt werden. Federbeine und Querlenker wurden nur handfest zusammengeschraubt, die oberen Domlagerschrauben ebenfalls. Über der Grube wurden diese dann alle korrekt angezogen. Höhe wurde erstmal grob eingestellt.
    Vermessung:
    Die mit Taxidriver besprochenen Werte wurden eingestellt. Unglaublich aber wahr... genau die geplanten Werte für die HA waren nach dem Zusammenbau des vorher noch nie eingestellten Fahrwerks symmetrisch und fast genau getroffen :saint::thumbsup: Da sind wir dann gar nicht mehr dran gegangen ^^
    Die Werte sind diese:
    78BD642E-5652-4885-9C8A-28270994C400.jpeg


    Erste Eindrücke:
    Die Vorderachse fährst sich agil, weitestgehend neutral mit einer gewünschten, leichten Untersteuertendenz im Grenzbereich. Geradeauslauf ist spürbar weniger nervös und unpräzise.
    Die Hinterachse bietet (gefühlt) die mit dem Setup erwartete, höhere Stabilität und Quersteifigkeit. Sie lenkt leicht mit in die Kurve hinein und bietet eine gute Traktion beim Herausbeschleunigen.
    Bei statischer Kreisfahrt im Kreisel fühlt sich die Balance sehr gut an und ich fühle mich sicher. Die höhere Traktion und Quersteifigkeit gibt mir das Gefühl, dass ich endlich mit dem LSD so arbeiten kann wie ich es noch zu NC-Zeiten gewöhnt war :thumbup: Diese Eindrücke gelten aber nur für ebene Fahrbahn. Wie mein Setup im Alltag mit z.B. Radlastschwankungen zu kämpfen hat kann ich noch nicht beurteilen...
    Was ich berichten kann ist Positives:
    Spürbar weniger Wanken, besonders beim „Umsetzen“ fahre ich ein komplett anderes Auto!
    Die Dämpfer sprechen spürbar besser an, und das in JEDER Situation im Vergleich zu OEM. Leichte Fahrbahnunebenheiten sorgen nun nicht mehr für Probleme, spürbar mehr Komfort.
    Auf der Autobahn kein Hoppeln mehr...
    Bei schlechterer Fahrbahn und z.B. Querrillen oder Strassenschäden reagieren die Federn spürbar „trockener“. Von Hart ist das IMHO noch weit entfernt und der Restfederweg ist nicht kleiner als beim OEM.


    Mit der Höhe bin ich noch unschlüssig. Eingestellt waren grob 335mm... vorne links ist er aber doch einen Tacken tiefer gekommen. Das wird noch korrigiert. Tiefer wird es auf keinen Fall, eher höher. So wie bei @Wolfram wo es mir richtig gut gefällt :thumbup:
    Hier ein Bild... etwas heller belichtet wegen den dunklen Radhäusern:
    A48E04ED-347D-4099-9BD8-7060CB91F1EA.jpeg


    Jetzt heisst es aber erstmal fahren... :D


    “There's a point at 7,000 RPM... where everything fades. The machine becomes weightless. Just disappears. And all that's left is a body moving through space and time. 7,000 RPM. That's where you meet it. You feel it coming. It creeps up on you, close in your ear. Asks you a question. The only question that matters. Who are you?“ Carroll Shelby

  • Wieso fährst du unterschiedliche Radmuttern :whistling: ?

    G160 Roadster, Exclusive-Line, K-Tec Street Fahrwerk, OEM 16 Zoll Felgen mit 205/50 R16, Fox Gen. 4 ESD, Technik-Paket, Navi, Rückfahrkamera, Graphitgrau


    Triumph Speed Triple 1050, 135 PS, Remus Endschalldämpfer, Rizoma Kennzeichenhalter

  • Die 9mm Spurverbreiterung kann und darf nur mit den verlängerten Schaftmuttern von H&R befestigt werden. Diese sind schwarz. Passende H&R Muttern ohne verlängerten Schaft gibt es... diese kommen dann vorne ran. Bisher hatte ich diese noch nicht bestellt... 8)


    “There's a point at 7,000 RPM... where everything fades. The machine becomes weightless. Just disappears. And all that's left is a body moving through space and time. 7,000 RPM. That's where you meet it. You feel it coming. It creeps up on you, close in your ear. Asks you a question. The only question that matters. Who are you?“ Carroll Shelby