Nachdem wir im September und Oktober drei Wochen mit dem MX5 in Südfrankreich und Italien unterwegs waren, wollten wir euch an unseren Erlebnissen teilhaben lassen. Ich werde nicht alles in einen Beitrag packen, sondern im Abstand von einigen Tagen jeweils einen Beitrag in diesem Thread erstellen.
Planung
Wie plant man eine dreiwöchige Tour? Ich habe dazu ein paar Abende am Rechner verbracht und Infos gesammelt. Meine Quellen dabei waren diverse Reiseberichte von Motorradfahrern, dieses Forum (u.A. die Alpentour von Wolfram und auch dieser Thread - an der Stelle noch mal vielen Dank!). Weitere Quellen waren neben dem Denzel noch die Webseite 1000 roads to drive sowie diverse Alpenpässe-Webseiten, die man über Google findet. Als letzte Quelle dient meine Erfahrung aus der Rallye München-Barcelona, die ich letztes Jahr mit einem Kumpel gefahren bin. Sie hatte letztes Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum gefeiert und ging über die Alpen bis Marrakesh. Die einzige Regel war: Das Auto zur Teilnahme darf maximal 1000€ kosten Vielleicht erstelle ich dazu mal einen Thread in der Plauderecke, falls euch das interessiert, ansonsten gibt es hier ein paar Bilder der Rallye: https://www.instagram.com/teamdeltaflyer/. Mein ehemaliger Rallyekollege ist dieses Jahr wieder mitgefahren, wir haben uns im Rahmen meiner Alpentour in Monaco getroffen, dazu aber später noch mehr!
Zunächst habe ich aus allen Quellen die Punkte rausgesucht, von denen ich ausging, dass wir sie interessant finden würden oder sie landschaftlich reizvoll sind. Nach einigen Abenden hatte sich eine beachtliche Punktesammlung ergeben, die glücklicherweise größtenteils auf einer sinnvollen Linie lagen. Damit war die grobe Route gesetzt. Nun ging es an die Feinplanung, nämlich die POIs möglichst kurvenreich zu verbinden. Die Webseite kurviger.de war hier eine tolle Hilfe und nach nur kurzer Zeit stand die finale Route fest. In Tagesetappen habe ich sie nicht unterteilt, da wir flexibel bleiben wollten. Wir haben immer unterwegs die nächste Übernachtung gebucht, das hat wunderbar funktioniert.
Gepäck
Man liest ja oft: 3 Wochen Urlaub im MX5? Wie geht das? Wir haben das Roadsterbag Set genutzt. In den großen der drei Koffer haben wir dank Kompressionsbeuteln jede Menge Kleidung untergebracht, pro Nase etwa für 12 Tage. Der flache für die Ausbuchtung im Kofferraum diente den persönlichen Gegenständen wie Büchern, Zahnbürsten usw. Im verbleibenden kleine Koffer verstauten wir unsere Schuhe. Natürlich nur sauber und trocken und in Tüten verpackt. Wenn man das Kofferset verstaut, hat man links und rechts noch ein wenig Platz im Kofferraum. Dort verstauten wir Wasserflaschen, ein 1l Öldose (man weiß ja nie...), Wischwasserkonzentrat, einen Regenschirm und unseren Essensvorrat. Da geht echt jede Menge rein in den Kofferraum. Auf halber Strecke haben wir unsere Wäsche gewaschen. Wir hatten zunächst an einen Waschsalon gedacht, aber das für Notfälle mitgenommene "Rei in der Tube" hat einen so guten Job gemacht, dass wir gar nicht in einen Waschsalon fahren mussten. Weiterhin haben wir in die Fächer hinter den Sitzen jeweils ein "Notfallset" verstaut: Frisches Shirt + weitere Wechselkleidung, ein wenig Bargeld, eine 0.5l Wasserflasche, Ersatzsonnenbrille, ein paar Snacks (Bifi Rolls passen sehr gut da rein ;-)), ein Ersatzladekabel für die Handys usw.. Unsere Jacken haben wir hinter den Sitzen verstaut. In das Handschuhfach zwischen den Sitzen hatten wir während der Fahrt unsere Handys, Portmonees, Sonnenbrillen, Cappies, Wasserflaschen etc. verstaut.
Fazit: Mit ein wenig Planung kann man also problemlos mehrwöchige Trips im MX5 machen!
Reiseübersicht
Als Einstieg eine Übersichtskarte und ein beschriftetes Höhenprofil. Wer möchte, kann sich die Strecke im Detail bei Gpssies anschauen.
01_route.jpg02_höhenprofil.png
Facts:
- Strecke: 3.870 km, davon Autobahn: 0km
- Max. Höhe: 2.809 m
- Höhenmeter total: 93.763m
- Spritverbrauch: 7.3l/100km lt. Anzeige
- Gesehene NDs: unter 10
SCHWEIZ
Praktischerweise liegt die Schweiz zwischen Ingolstadt und dem Genfer See, dem Startpunkt der Route des Grandes Alpes. Praktisch deshalb, weil sie landschaftlich toll ist und wunderschöne Pässe bereithält. Wir waren nur zwei Tage in der Schweiz und haben uns im Hotel Gotthard einquartiert. Das Hotel liegt unmittelbar an den bekanntesten Pässen: Furka-, Grimsel-, Susten- und Gotthardpass sind direkt um die Ecke. Eine ideale Ausgangsposition, um die Pässe früh und somit hoffentlich leer zu befahren. Auf dem Hinweg - in DE haben wir am Bodensee übernachtet - besuchen wir noch den Rheinfall. Leider hat es stark geregnet, aber es war trotzdem sehr sehenswert. Wir sind dort gegen 11 Uhr abgefahren und erreichen am späten Nachmittag unser Hotel und nutzen das verbleibende Tageslicht, um den über eine kleine Serpentinenstraße erreichbaren Göscheneralpsee zu erkunden. Auf dem Rückweg nehmen wir noch die Teufelsbrücke in Andermatt mit. Das verbleibende Tageslicht reicht genau für beides aus.
04 goescheneralp.jpg05 teufelsbrücke.jpg
Nach einem üppigen Frühstück geht es dann am nächsten Tag noch einigermaßen früh bei bestem Wetter auf die Piste. Der Sustenpass ruft! Wie ich es mir erhoffte, sind wir so ziemlich alleine auf dem Pass. Das Thermometer zeigte 13°C, bestes Oben-Ohne-Wetter. Auf dem Weg zur Passhöhe überholten uns einige Motorradfahrer und einige Sportwagen, meist Porsche, kamen uns entgegen. Ansonsten war der Pass leer. Auf der Passhöhe angekommen wurden wir dann noch Zeuge einer Militärübung: Mehrere Soldaten wurden von einem Helikopter auf der Passhöhe und einem nahegelegenen Gipfel abgeseilt. Man, so ein Heli erzeugt ganz schön viel Wind, dagegen ist offen fahren nix. Nach einer halben Stunde auf der Passhöhe entscheiden wir uns, weiterzufahren. Ich wollte gerade rechts auf die Straße abbiegen, als sich ein flaches, schnelles, gelbes Etwas von links nähert. Meine Adleraugen erspähen ein "EUROPA" auf dem Heck. Es handelte sich um die erste Generation des Lotus Europa, gebaut von 1966 - 1975. Der Mittelmotorsportwagen wiegt zwischen 600 und 700kg, die Motorenpalette reicht von 78 - 126 PS. Lustiges Teil, kannte ich bis dahin noch gar nicht. Der Europafahrer und ich waren uns ziemlich einig, wie man einen leeren Pass zu befahren hat. Nahezu die gesamte Passfahrt fahren wir im Zweiergespann bergab, wobei der Lotusfahrer - ein Schweizer - anscheinend keine Angst vor Blitzern hat. Mein auf 80 km/h eingestellter Geschwindigkeitslimiter sorgt daher dafür, dass der Abstand zum Europa größer wird. Im Tal angekommen kann ich den Europa nur noch als gelben Punkt in der Ferne erspähen. Es soll aber nicht das letzte mal gewesen sein, dass wir uns heute sehen...
Abfahrt vom Hotel - links abbiegen: geile Straßen. Rechts abbiegen: geile Straßen. Umdrehen: geile Straßen!
06 schilder.jpg
Militärübung am Sustenpass:
07 Sustenpass mit Militaer.jpg
Im Zweiergespann ging es mit einem Lotus Europa den Sustenpass runter:
08 europa.jpg
Direkt auf den Sustenpass folgt der Grimselpass. Man merkt deutlich, wie die Straßen voller werden (es ist mittlerweile gegen halb elf). Mist, da hätten wir wohl noch früher losfahren müssen. Auf dem Weg zur Passhöhe sehe ich im Rückspiegel einen roten Fiat 124. Der Bruder vom MX5 macht auch eine gute Figur, gefällt mir gut. Die Freude währt nicht lange, der Spider überholt uns und den vor uns fahrenden LKW recht schnell. Wir überholen den LKW eine längere Zeit nicht, da mir die einsehbare Strecke als zu gering erscheint, zumal es noch bergauf geht. Egal, nachdem wir vorhin den Sustenpass quasi für uns alleine hatten, kann ich damit leben, nicht mein Wunschtempo zu fahren und genieße die Landschaft. Auf halber Strecke zur Passhöhe kommt mir dann wieder etwas gelbes entgegen. Moment mal, den kennen wir doch! Genau - der Lotus Europa kommt den Grimselpass runter (er war also in der Zeit, wo ich es zur halben Passhöhe geschafft habe, schon oben und wieder halb unten). Der Fahrer gibt mir schon von weitem Lichthupe und zeigt den Daumen hoch, als er in meiner Nähe kommt. Ich grüße zurück - er hat mich also wieder erkannt. Da hab ich mich echt drüber gefreut, Petrolheads halten halt zusammen ;-).
Auf der Grimselpasshöhe führt dann eine kleine Mautstraße zum Oberaarsee herab. Ein heißer Tipp, diese Straße! Die Straße ist echt eng, aber als Einbahnstraße freigegeben. Die Aussicht am Oberaarsee ist fantastisch. Es bietet sich an, hier eine Wanderung zu machen, das nächste mal werde ich dies zeitlich mit einplanen. Es lohnt sich aber auch ohne Wanderung, hier einen Abstecher hin zu machen. Nachdem es durch die zeitliche Einbahnstraßenregelung der Mautstraße und die vorherigen Pässe doch recht spät geworden ist, beschließen wir, den Furkapass nur noch zur Passhöhe und den gleichen Weg wieder herunter zu fahren, anstatt ihn komplett zu befahren und über den Gotthard- und Nufenenpass zurückzufahren. Das heben wir uns für ein anderes mal auf.
Mautstraße und Oberaarsee:
09 oberalpstr.jpg10 oberalpsee.jpg
Hier endet dann der erste Teil vom Bericht, weiter geht es dann demnächst mit dem ersten Teil der Route des Grandes Alpes...