merkwürdiges Verhalten Bremse

Richtig.

Bei der Applikation wird das Zusammenspiel der Bremse,Fahrzeug, Räder, Motor, Lenkung und Fahrwerk mit dem ABS/ESP aufwendig abgestimmt.
Wenn man nachträglich etwas ändert könnte es zu Problemen führen.

Ich gehe davon aus dass die Serien Brembo Bremse der Anni mindestens verifiziert wurde, sonst hätte sie keine Serienfreigabe.
Alle andere nachträgliche Änderungen laufen über Einzelabnahmen. Die sieht weder ein ESP Lieferant noch derFahrzeughersteller. Maximal über die Marktbeobachtung. Das kann also zufällig gut gehen. Muss aber nicht.

Hoffentlich habe ich euch jetzt zu viel Angst gemacht.

Zitat von Harkpabst

Vielleicht ist @Wolli_65468 ja auch ABS/ESP Applikateur, aber nur für den Fall, dass nicht: Google findet weder etwas zu "Referenzaufseiler" noch zu "EV Drosseln" noch zu "AV Drosseln". Zumindest nichts, das mit Bremsen zu tun hätte.
Erklär die Begriffe und Abkürzungen doch bitte noch einmal für Laien. Wie haben hier schon den ICE-Mode gelernt. Je mehr dazu kommt, desto besser.

Gerne erkläre ich die Fachbegriffe.
Das ABS oder heutzutage ESP besteht aus einer Hydraulikeinheit mit Steuergerät.
Die Sensorik dazu sind die 4 Raddrehzahlfühker, der Lenkwinkelsensor, und mindestens der Querbeschleunigungssensor. Für die reine ABS Funktion brauchts nur die Radsensoren.

Der Hydraulikblock besteht aus Stromlos offenen Einlassventilen EV und stromlosgeschlosdenen Auslassventilen AV
einer Rückfärderpumpe. Für das ESP sind noch Umschaltventile USV und Absperrventile verbaut. Mindestens die EV und die AV sind im Durchflussquerschnitt eingeengt. Dies nennt man Drossel. Der Zweck ist die Durchflussmenge an die Volumenaufnahme also Elastizität der Bremssättel anzupassen. Damit steuert man im Zusammenspiel mit den Ansteuerzeiten der Ventile die Druckaufbau und Druckabbaugradienten wenn das ABS oder ESP regelt. Dummerweise bremst man auch durch die normal offenen EV. Demnach wird auch der Druckaufbaugradient beim schnellen betätigen des Bremspedals beeinflusst. Das alles ist aber abhängig von der Volumenaufname der Bremssättel also der Elastizität. Weiterhin ist die Grösse des HBZ Hauptbremszylinders ausschlaggebend.

Referenzaufseiler:
Die Referenz ist die Referenzgeschwindigkeit gegenüber der eine Abweichende Radgeschwindigkeit geregelt wird. Die Referenzgeschwindigkeit wird in einem komplizierten Algorythmus nur aus den 4 Radgeschwindigkeiten
ermittelt.
Wenn man nun sehr stark beschleunigt haben die Antriebsräder eine höhere Geschwindigkeit wie die nichtangetriebenen Räder. Man nennt dies positiven Schlupf. Wenn diese Schlupf lange und hoch genug Ist. , wird die Referenzgeschwindigkeit zu hoch geschätzt.
Dies nennt man Referenzaufseiler.

Sorry, kleine Ergänzung. Die Referenzgeschwindigkeit soll die Fahrzeuggeschwindigkeit darstellen.

Ebenfalls Hallo. Hab schon deine umfassenden und gut erklärten Beiträge bewundert. Super

Tier1

wenn ich deine Frage richtig verstehe gehts um Fehlanregelungen beim ESC (ESP) ?
Also zu frühe Über oder Untersteuerringriffe ?

Ja klar, jede Änderung des Fahrwerks, verändert das Fahrverhalten. Dabei ist es erstmal egal was sich da genau ändert, Ausschlaggebend ist, dass das Hinterlegte Modell und die während der Applikation ermittelten Basisparameter und Kennlinien jetzt nicht mehr stimmen.
Einfach ausgedrückt: das Einspurmodell und die Lenkwinkelkennlinie stimmen nicht mehr.
Dies kann je nach Änderung zum zu frühen oder zu späten Anregeln führen.
das eine ist ein Komfort oder Performance Problem, das Andere ist ein Sicherheitsproblem.
Daher überprüfen wir ALLE Varianten die es seitens OEM oder OEM Performance Gruppe gibt. Dabei entscheidet sich ob es geht oder neu parametrisiert werden muss.
Auch „Tuner“ sollten das tunlichst tun, wird aber oft aus Kostengründen unterlassen.
Im übrigen sind im Steuergerät immermehrere Fshrzeugvarianten abgelegt, wenn es diese gibt.

Da wir hier ja im Bremsenthema sind.
Noch eine Ergänzung.
Im Gegenzug zum „Alten“ Solo ABS, funktioniert das ABS im ESP etwas anders.
Der alte sehr robuste Instabilitätsregler wurde auch aufgrund mehr Sensoren durch einen komplexeren Schlupfregler ersetzt.
Hierbei spielt zum Beispiel die Radmasse
Und die Bremsübersetzung Auch eine Rolle.
Dies ist das Verhältnis von Bremsdruck zu Bremskraft (Reibwert der Bremse)
Wen wundert es, auch das wird anhand Fahrversuchen ermittelt und parametrisiert.

Wichtig zu wissen. Jede Änderung am Fahrzeug, schon Spur/Sturzänderungen andere Bremsen, Räder, Fahrwerk, oder auch Motordrehmomente sind am Ende eine Abweichung gegenüber der in der Entwicklung applizierten Daten und Kennlinien.
Ob dies innerhalb der Toleranzen bleibt, oder der Regler etwas ausgleichen kann, oder eben nicht, kann man nicht pauschal sagen. Nur durch umfangreiche Verifikationen, kann man eine Aussage machen. Aber meist verändert es sich zum Nachteil.

Ergänzung:
Fehlanregelungen sind erstmal veränderte Anregelschwellen Verursacht durch Abweichungen gegenüber den hinterlegten Daten und Modelle.
eine Ruppige oder ungenügende Regelung, also zu schwache oder übertriebene Eingriffe des ESP, bei ansonsten „korrekten“ Anregelschwellen können ebenfalls an Abweichungen der Modelle liegen. Aber auch eine Änderung der Bremsvolumenaufnahme, Reibwertänderung des Belags oder anderem Scheibendurchmesser wirken sich aus.

Aber nochmal, kann gut gehen, muss es aber nicht.

PS.: Ich bin mit meinem Team bei uns der ESC/eBKV Abteilung zugeordnet. Wahrscheinlich kennst Du einige meiner direkten Kollegen .
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Kann sein, man läuft sich in der „Familie“ auf den Teststrecken ja immer mal über den Weg. ich persönlich war jedoch
Eher für die „Exoten, Performance und Supersportler tätig. „