Positive Überraschung. Bridgestone

  • ...inhaltlich verständlich. Es wäre ein unzureichender Test für einen Reifen, der in EU und USA als Aftermarket- und OE-Reifen in den Verkehr gebracht wird.

    In welcher Hinsicht unzureichend?


    Der Reifen erfüllt die ETRTO, NHTSA/FMVSS, ECE R30 und alle anderen Gesetze und geltenden Normen, er ist gemäß UTQG in seinen Eigenschaften nach Norm geprüft. Damit ist er als zulässig und betriebssicher gekennzeichnet.


    Alles andere ist optional. Einige Hersteller haben einen hohen Anspruch an den Reifen und testen sehr ausgiebig, einige machen ein paar Standardtests, andere machen wenig bis gar nichts und verwenden Reifen von der Stange. Auch wenn man sich das als Verbraucher anders wünscht, all das ist zulässig.


    Und jetzt kann man sich natürlich getrost ärgern, dass der Bridgestone ein paar Schwächen hat, aber das ist nichts im Vergleich zum Aftermarket. Da hat niemand den Reifen für unser Auto getestet und es liegt alleine am Hersteller, was er wie mit welchem Fahrzeug prüft, oder nicht prüft und welches Qualitätsniveau er anstrebt.
    Bei den sogenannten Premium-Marken steckt da hoher Aufwand dahinter und man kann sich in der Regel darauf verlassen, keine komplette Gurke zu bekommen. Bei den Zweit- und Drittmarken und einigen importierten Fabrikaten können dafür aber auch Totalausfälle dabei sein.


    Das Reifengeschäft ist ein "schwarzes" wie man in der Branche so schön sagt.


    Die Hersteller, die das volle Programm fahren, das heißt Trocken, Nass und ggf. Winter, mit Bremswegen, Handling, Highspeedstabilität usw. machen das freiwillig, weil sie einen hohen Anspruch an die Fahrdynamik ihrer Fahrzeuge haben. Da wird schon sehr viel Aufwand getrieben.
    Selbst mir erscheint es da etwas über das Ziel hinaus geschossen, jetzt noch zu erwarten, oder zu fordern, dass alle diese Prüfungen unter Laborbedingungen und verschiedenen Temperaturen gefahren und wiederholt werden.
    In der Praxis muss man sehen, wann man welchen Reifen angeliefert bekommt, wann die nächste Erprobung geplant ist und welches Prüfgelände dann in der jeweiligen Jahreszeit geeignet und verfügbar ist. Da ist man teilweise schon froh, wenn man im Herbst überhaupt noch einmal Trocken-Fahrversuche eingefahren bekommt.


    Weil es vielleicht gerade mal hier passt und wir sowieso etwas offtopic am Plaudern sind, mache ich das Nähkästchen mal wieder auf. Wer hat sich nicht schon gewundert, dass bei den Autotests der großen Auto-Zeitungen hin und wieder völlig unterschiedliche Bremswege gemessen werden, sei es beim gleichen Typ, oder im Vergleich sehr ähnlicher Autos? Wir hatten so eine Diskussion schon einmal zum Vergleich MX-5 und Fiat mit gleicher Bereifung, wobei sehr unterschiedliche Bremswege heraus kamen.
    Die Erklärung ist recht einfach. Man muss nicht glauben, dass bei einem Vergleichstest beide Autos auf der gleichen Strecke direkt hintereinander gemessen werden. Da kann es durchaus sein, dass man zuerst nur das eine Auto zur Verfügung hat und das andere dann 4 Wochen später. Und es kann dann auch durchaus passieren, dass man 4 Wochen später in einem anderen Prüfgelände und/oder auf einer anderen Strecke misst. Und manchmal hat man so ein Auto auch nur ein paar Stunden und wenn die Strecke dann nicht komplett abgetrocknet ist, muss die Trockenmessung trotzdem in den Kasten. Im Print stehen die Werte dann natürlich dennoch gleichberechtigt nebeneinander.
    Wir hatten so etwas schon sehr oft, wo wir uns gewundert haben, dass die Ergebnisse der Presse sehr stark von unseren eigenen Ergebnissen abgewichen sind. Die Erklärung ist dann häufig nicht so schön.
    Als Disclaimer distanziere ich mich ausdrücklich davon, zu behaupten, dass das üblich ist, oder beim Presse-Test allgemein schlecht gearbeitet wird. Da gibt es auch Zeitungen und Redakteure mit sehr hohem Anspruch, die einen super Job machen. Aber es gibt leider auch immer mal wieder andere Beispiele.

  • Du weißt doch, wie es ist. Unzählige Normen und Zertifizierungen eines Produkts sind wenig wert, wenn das Resultat trotz ihrer Erfüllung wenig taugt. Ich als Nutzer fahre mit dem Produkt, nicht mit seinen Testreports.

  • Du weißt doch, wie es ist. Unzählige Normen und Zertifizierungen eines Produkts sind wenig wert, wenn das Resultat trotz ihrer Erfüllung wenig taugt. Ich als Nutzer fahre mit dem Produkt, nicht mit seinen Testreports.

    Sicher, da sind wir uns ja absolut einig. Ich sehe nur überhaupt keine Grundlage etwas anderes zu erwarten, oder gar zu fordern. Das ist dann etwas, was man in Eigenregie beim nächsten Reifenkauf besser machen muss.


    Jetzt wird es auch wieder philosophisch. Die genannten Normen stellen wahrscheinlich sogar sicher, dass ein großer Teil der Autofahrer mit den Produkten zufrieden ist. Sieht man ja hier zum Bridgestone auch, ein paar Leute haben einen höheren Anspruch, einige machen unangenehme Erfahrungen und sehr viele sagen, reicht doch.
    Wenn man die Messlatte höher legt, führt das auch automatisch zu höheren Aufwänden, höheren Preisen und schlimmstenfalls zu Produkten die overengineered sind und am Ziel vorbei entwickelt. Die Produktentwicklung ist immer ein Kompromiss und das heißt irgendwer wird immer unzufrieden sein.

  • ... Die Produktentwicklung ist immer ein Kompromiss und das heißt irgendwer wird immer unzufrieden sein.

    Glücklicherweise sind unsere MX-5 Entwickler da noch schön kompromisslos geblieben... ;)


    “There's a point at 7,000 RPM... where everything fades. The machine becomes weightless. Just disappears. And all that's left is a body moving through space and time. 7,000 RPM. That's where you meet it. You feel it coming. It creeps up on you, close in your ear. Asks you a question. The only question that matters. Who are you?“ Carroll Shelby

  • Glücklicherweise sind unsere MX-5 Entwickler da noch schön kompromisslos geblieben... ;)

    Findest Du? Ich finde die Nässeperformance des SP001 ist durchaus ein großer Kompromiss. Ob nur zugunsten des Reifenherstellers, damit nichts nachentwickelt werden musste, oder zugunsten anderer Eigenschaften wissen wir allerdings nicht ...

  • Mein Augenzwinkern bezog sich auf die Entwicklung des MX-5 an sich... wenn man sich Entwicklungstagebuch und Technical Reviews dazu ansieht. Da wurde nicht viel vom Controlling geschweige denn Marketing vorgegeben, wie das bei anderen Herstellern der Fall ist. Einen Roadster in dieser Preisklasse ohne den Zwang einer „Plattformstrategie“ zu entwickeln und ziemlich freie Hand in der Grundkonzeption zu haben... davon können europäische Ingenieure nur träumen ;)


    Wird jetzt nicht weiter OT... aber ich denke, Du weißt wie ich dass sehe


    “There's a point at 7,000 RPM... where everything fades. The machine becomes weightless. Just disappears. And all that's left is a body moving through space and time. 7,000 RPM. That's where you meet it. You feel it coming. It creeps up on you, close in your ear. Asks you a question. The only question that matters. Who are you?“ Carroll Shelby

  • Mein Augenzwinkern bezog sich auf die Entwicklung des MX-5 an sich... wenn man sich Entwicklungstagebuch und Technical Reviews dazu ansieht. Da wurde nicht viel vom Controlling geschweige denn Marketing vorgegeben, wie das bei anderen Herstellern der Fall ist. Einen Roadster in dieser Preisklasse ohne den Zwang einer „Plattformstrategie“ zu entwickeln und ziemlich freie Hand in der Grundkonzeption zu haben... davon können europäische Ingenieure nur träumen ;)

    Klar verstehe ich was Du meinst, hatte es aber OnTopic auf die Diskussion bezogen. Was wir vom MX-5 wissen, kommt allerdings auch alles aus dem Marketing. So ganz ohne Zielgruppe, Marketing, Zahlen und Controlling wird es wohl auch nicht gegangen sein. Das sieht man schon an der Kooperation mit Fiat, ohne die es das Projekt wahrscheinlich nicht gegeben hätte.
    Es wurden ja inzwischen diverse Punkte nachgereicht, wie die verstellbare Lenksäule, mehr Dämmung, mehr Leistung. Da wird wohl schon sehr genau hingeschaut, was der Kunde nachfragt und wie sich das rechnet.


    Wenn die Ingenieure hätten frei entwickeln können, hätte das Auto bestimmt noch anders ausgesehen. Gar nicht vorzustellen, wie cool das dann geworden wäre - ein ND in noch besser ...

  • Wenn die Ingenieure hätten frei entwickeln können, hätte das Auto bestimmt noch anders ausgesehen. Gar nicht vorzustellen, wie cool das dann geworden wäre

    Und wie teuer, vor allem!

    2018 G160 SL + SP in Mondsteinweiß | Bilstein B14 | Federal 595RS-R 205/50R16 auf original Mazda 16" | CAE UltraShifter | Mishimoto Oil Catch Can | DIY Öltemperaturanzeige
    Fahrzeugthread: Joshudes Mondgestein


    2005 Volvo V50 T5 AWD M66 in Passion Red

    Fahrzeugthread: Joshudes Kümmerling Bill

  • Bin gerade auf folgende Aussagen von Bridgestone bzgl. MX-5 gestossen:


    HOW BRIDGESTONE DEVELOPED TIRES THAT TALK


    "Mazda's done a very good job of understanding the customer," Mike Martini, president of Bridgestone Tire's OEM division, told Ars. Martini's company supplies the tires on the MX-5 Miata. "They understand their customers very well. Cornering at 1 g or more is not their priority. They do not want a supercar. Tailoring the tire's behavior at maximum grip is always a balance. The car manufacturers are under huge pressure to achieve improving fuel economy figures and also noise and grip. But in the Miata's case, any tangible goals are equal to and perhaps even secondary to communication."
    "For the new Miata," continued Martini, "part of that was sitting with Mazda's chassis engineers early and often. They had a clear idea where they were heading with progressive tire behavior at and beyond the tires' tractive limits, and even more importantly, excellent communication during those moments and transients. We also worked with them on digital modeling. We can predict the variables pretty well now, so the suspension geometry, yaw rates, weight, roll stiffness, various force and polar moment perspectives, the effects of building outside tire loads, and the linearity of tire and steering response were all initially figured on computer. However, all of it must be validated in the real world."


    Da war Marketing aber wohl auch etwas involviert... ;)


    “There's a point at 7,000 RPM... where everything fades. The machine becomes weightless. Just disappears. And all that's left is a body moving through space and time. 7,000 RPM. That's where you meet it. You feel it coming. It creeps up on you, close in your ear. Asks you a question. The only question that matters. Who are you?“ Carroll Shelby

  • Trocken passt das für mich sogar gar nicht schlecht. Der S001 bietet ein ordentliches, aber nicht zu hohes Gripniveau mit einem guten Übergangsbereich und Feedback. Mission accomplished.


    Und nass - haben wir vergessen ;) ? Scheint nicht im Fokus gewesen zu sein. Der amerikanische Markt ist sowieso sehr eigen, was Reifen angeht und ich werde das Gefühl nicht los, dass das der Zielmarkt für die Entwicklung war.