Allerdings ist mir nach den Ausführungen von @sebfisch noch nicht klar geworden, wie und woran das ESP Drehzahlunterschiede erkennen kann, wenn vier gleich große Reifen gegen vier andere gleich große Reifen (mit etwas abweichendem Abrollumfang) getauscht werden. Die Umdrehungszahl der Räder wird gemessen, aber was ist das Vergleichsmaß, für das ein Korrektorfaktor gelernt wird?
Korrekturfaktoren werden nur gelernt, wenn sich das Fahrzeug in einem stabilen Fahrzeustand befindet: Lenkung gerade aus, keine Bremse, kein Vollgas, keine Querbeschleunigung, keine Gierrate usw.
Das Fahrzeug fährt also gerade aus und es wird davon ausgegangen, das sich alle 4 Räder gleich schnell drehen sollten. In der Praxis tun sie das aber nicht, durch Unterschiede im Abrollumfang, z.B. durch Produktionsschwankungen, Luftdruck, Verschleiß, Mischbereifung, usw.
Vorn links ist das Referenzrad. Die übrigen 3 Räder lernen nun Korrekturfaktoren, solange bis alle 4 Räder sich exakt gleich schnell drehen mit einer Genauigkeit mit mind. 2 Stellen nach dem Komma. Das Resultat könnte nun sein: VL = 0.0%, VR = 3,5%, HL = -1,7%, HR = -2,4%. Die Radgeschwindigkeiten, korrigiert mit diesen Faktoren ergeben exakt gleiche Geschwindigkeiten an allen 4 Rädern bei stabiler Geradeausfahrt.
Die Korrekturfaktoren werden beim Abstellen des Fahrzeugs im EEPROM persistiert und beim nächsten Zündungszyklus wieder ausgelesen. Wenn aber in der Zwischenzeit Räder gewechselt worden sind, werden die neuen Räder mit den alten Korrekturfaktoren beaufschlagt, was zu falschen Radgeschwindigkeiten führt. Nun gibt es Unterschiede an allen 4 Rädern, bis die neuen Faktoren über hunderte Kilometer neu gelernt werden, bis schlussendlich wieder alle 4 Radgeschwindigkeiten exakt identisch sind bei stabiler Geradeausfahrt. Da die Bedingungen für den Abgleich nur selten erfüllt sind, dauert das Ganze recht lang.