Unfallursache eines Users?

  • Das rechte Hinterrad ist in der Situation entlastet und der höhere Rollwiderstand hätte das Auto ggf. eher nach rechts ins Bankett gezogen. Das werden wohl die meisten kennen, wie es das Auto nach rechts zieht, wenn man aus Versehen über die Kante gerät.

    Es sieht für mich an der Stelle auch eher so aus, dass die Fahrbahn selber schon mit nasser Erde überzogen ist, quasi durch Vorausfahrende "zu weit rechts Fahrer" - somit kein Ruckeln, kein Überfahren einer Kante, aber dennoch abrupte Haftungsabriss (hinten) rechts. Zusammen mit der Beschleunigung zu dem Zeitpunkt dann ggf. schon zu viel?


    Ich bin allerdings nicht "Profi" genug, um das detailliert zu beurteilen. Das meiste zu dem Thema (mögliche Einflussfaktoren) wurde ja schon genannt. :)

  • Das rechte Hinterrad ist in der Situation entlastet und der höhere Rollwiderstand hätte das Auto ggf. eher nach rechts ins Bankett gezogen. Das werden wohl die meisten kennen, wie es das Auto nach rechts zieht, wenn man aus Versehen über die Kante gerät. Dazu hätte man dann vermutlich eine Lenkbewegung nach links gesehen, weil das die natürliche Reaktion des Fahrers ist.Aber selbst wenn ist so etwas am kurveninneren Rad nicht so schlimm und führt in der Regel nicht dazu, dass das Auto eindreht. Da ist etwas rutschiges kurvenaußen, wie der Bitumenstreifen deutlich kritischer.

    Einspruch: Das kurveninnere Hinterrad dreht durch, die Sperre leitet die Kraft auf das linke Hinterrad, zusammen mit Gasgeben und problematischen Reifen haben wir unser Szenario.

  • Einverstanden. Zu viel Gas steht fest und der Abriss wurde ggf. begünstigt durch rutschige Bedingungen am inneren oder äußeren Rad durch Bitumen oder Bankett/Schmutz auf der Straße.


    Es bleibt das Mysterium warum das ESC die Situation nicht retten konnte.

  • Als absoluter Laie möchte ich mich nicht in die Diskussion großartig einmischen. Was mir aber aufgefallen ist, ist das unten links eine km/h Anzeige zu sehen ist. Die bewegt sich im +/- 65 km/h Bereich. 65 anfangs, dann runter auf 62 und bis 67 beim rausbeschleunigen.


    Die Genauigkeit der Anzeige ist diskussionsfähig, aber relativ betrachtet sieht es nicht nach extremer Beschleunigung aus. Die Kurve sieht im Video nicht so "schlimm" aus. Falls die Geschwindigkeit nicht viel zu hoch für die Kurve war. Wenn man die Fahrzeuge davor betrachtet scheinen die in die Kurve und raus aus der Kurve ungefähr gleich weit entfernt zu sein und somit mit einer ähnlichen Geschwindigkeit unterwegs zu sein.


    Das würde m.E. eher auf äußere Einflüsse hinweisen. Und sich mit meiner Erfahrung mit den Bridgestones decken. Ich bin zweimal bei leicht nasser Fahrbahn ohne starke Beschleunigung in Kurven leicht ins Rutschen gekommen. Bis auf den Schreckmoment ist nichts passiert, aber danach habe ich Hankooks besorgt und bei einer von Taxidriver organisierten Aktion das Fahrwerk einstellen lassen. seitdem ist Ruhe.


    Ich finde die Diskussion sehr lehrreich und nehme für mich mit einen gewissen Respekt zu haben...

  • Ich glaube das ehrlich gesagt auch. Das Fahrzeug könnte schon relativ dicht am Limit gewesen sein und dann reicht verhältnissmäßig wenig Gas, damit die Hinterräder überfordert sind und durchdrehen.
    Die Beschreibung, dass es mit dem MX und Bridgestone kritische Situationen gibt, in denen andere Fahrzeuge noch entspannt unterwegs sind, hatten wir ja schon öfter hier.


    Den Einwurf von @trailblazer zum ESC finde ich gut. Es wäre eine mögliche Erklärung, dass das ESC nicht oder nur schwach eingegriffen hat, weil kein signifikanter Schwimmwinkel erkannt wurde (Abweichung zwischen tatsächlicher Bewegungsrichtung zum Lenkwinkel).
    Das kenne ich aus der Erprobung. Wenn das Auto zu 100% neutral über beide Achsen rutscht, passt der Schwimmwinkel genau zum Lenkwinkel. Dann fliegt man ab, ohne jeglichen ESC-Eingriff.

  • Hmm, bei 65 und dem großen Kurvenradius nahe am Limit? Schwer vorstellbar bei normal funktionierenden Reifen und ohne Öl auf der Straße. Ich war nicht dabei, aber das sieht wirklich nach dem typischen Reifenproblem aus. Kalte Reifen, wenig Haftreibung und schmaler Übergang. Der Lenkimpuls hätte hier sehr früh und schnell kommen müssen, sonst war es das (wie auch passiert). Nach dem kurzen Reaktionsfenster kannste ruhig gegenlenken, das fängt man nicht mehr ab. Erschreckend, dass die Reifen gar keinen Grip mehr gefunden haben.

  • Naja, nah am Linit ist vielleicht übertrieben, aber nach dem Kammschen Kreis reduziert der Anteil für die Querführung den übrigen Betrag für die Längsführung.
    Selbst wenn es quer nur 70-80 % waren, fehlt das dann für die Längstraktion, so dass ein wenig zu viel Gas schon für den Abflug reicht.


    Mir kommt das auch sehr bekannt vor aus der Zeit, als ich den Reifen noch gefahren bin.

  • Den Einwurf von @trailblazer zum ESC finde ich gut. Es wäre eine mögliche Erklärung, dass das ESC nicht oder nur schwach eingegriffen hat, weil kein signifikanter Schwimmwinkel erkannt wurde (Abweichung zwischen tatsächlicher Bewegungsrichtung zum Lenkwinkel).
    Das kenne ich aus der Erprobung. Wenn das Auto zu 100% neutral über beide Achsen rutscht, passt der Schwimmwinkel genau zum Lenkwinkel. Dann fliegt man ab, ohne jeglichen ESC-Eingriff.

    Nach kurzem Studieren des Videos und aus meiner eigenen Erfahrung heraus würde ich behaupten, dass hier der Hund begraben liegt. Weitere genannte Faktoren (Bitumen, Schmutz, Beschleunigung, Reifen …) tun wohl ihr Übriges.


    Ein ESP braucht auch mal ein qualifiziertes Signal vom Fahrer. „Alles ok? Wo wollen wir eigentlich hin?“
    Tut er nichts, kann ein ESP auch recht lethargisch sein („Wird schon so passen …“) – fachliche Erklärung siehe Beitrag von @MX505.


    Ich hatte neulich mit meinen Super-Bridgestones nach vielen Versuchen, das Heck zu provozieren, meine erste ernüchternde Erfahrung bei sehr ähnlichen Bedingungen, nur spiegelverkehrt und bei höherer Geschwindigkeit (ca. 100 km/h, 4. Gang, Vollgas). Das Heck kam völlig ohne Vorankündigung und überraschend schnell. ESP war aktiv und meine Reaktion am Lenkrad verhalf womöglich dem ESP, die gewünschte Richtung zu erkennen und dahingehend zu korrigieren. Ohne Gegenschlenker war der Spuk schnell vorbei. Ich muss aber auch hinzufügen, dass ich auf heckgetriebenen Fahrzeugen im Grenzbereich einigermaßen erfahren bin.


    Was ich damit sagen will: Wir brauchen mehr technisches Verständnis für das Gefährt, das wir bewegen, für die Physik, die dahinter steht. Dann muss man sich praktisch mit dem Fahrzeug auseinandersetzen. Die Basics in FaSi-Trainings holen und dann sehr viel üben. Nur so kann man in etwa abschätzen, wo man sich selbst inmitten der ganzen Fahrdynamik befindet.


    Eines möchte ich noch bemerken:
    Was ich immer wieder zu lesen bekomme sind Statements wie: „Ich fahre bereits seit 40 Jahren unfallfrei über mehrere Millionen Kilometer, blablabla …“ Das soll manchmal scheinbar als Beleg großer Erfahrung herhalten und wohl auch als Freifahrtschein für ein Auto wie den MX-5 ND. Was sagt das aber wirklich aus? Unter Umständen genau nichts, oder sogar das Gegenteil! Wenn man über tausende von Stunden von seinem weichgespülten Vertreterauto aus lustlos auf das Asphaltband vor sich gestarrt hat, ähnlich inaktiv, wie auf der Couch vor der Glotze, dann hat das wahrscheinlich den Popometer nicht wirklich geschult. Schon gar nicht für den Einsatz in einem agilen Hecktriebler. Die Motorik ist am Ende eingerostet, im Gegensatz dazu ist das Selbstvertrauen womöglich überproportional angeschwollen.


    - niemandem zu nahe treten wollend -

    LG
    Nelle


    G160 Roadster 2018 SL + SP, rot.
    KW V3 optimiert, Dunlop Sport Maxx RT 205/50R16 + OZ Alleggerita ET37, I.L. Motorsport Dom- und Unterbodenstreben V+H, Fox ESD
    Fahrwerkseinstellung (ständig aktualisiert): *klick* (Post #85) - Und so schaut er aus: *klick*

  • Das unterschreibe ich sofort,


    habe mich mit diversen Moppeds auch "gestreckt" - nicht einmal war es die Schuld eines anderen, sondern nur meine unangepasste Geschwindigkeit.


    VG


    Volker

    RF G160 Automatik Mondsteinweiss, gelbe Konis, Fox mittig, kurze HA, HKS GT2 Kompressor, BBR GTI Nocken und noch ein paar Kleinigkeiten :)


  • Ob man die letzten drei Sätze dann dazu schreiben muss bzw. in dieser Form ausdrücken muss wenn man niemandem zu nahe treten will ist die andere Frage ;) Rutscht halt gleich wieder wie der andere Thread in ne Richtung ab die eigentlich nicht sein müsste...


    Ich bleib bei meiner Meinung, das Video zeigt in meinen Augen keine normale Situation und schreit förmlich nach bereits genannten anderen möglichen Einflüssen. Da wars wohl egal was für ein Reifen aufgezogen gewesen wäre.


    Vieles bei der Reifenbewertung ist enorm eine persönliche Meinung gemischt mit sehr unterschiedlichen Anforderungen. Wie hier auf Seite 1 die Autobahnsituation. Also wenn Schnee liegt, egal ob geräumt oder nicht bin ich noch nie auf die Idee gekommen 140 mit nem leichten Hecktriebler zu fahren. Ergo hat so jemand wohl eine ganz andere Anforderung bzgl. Reifen als ich selbst.