Hallo Jan,
Du spürst das, wo der Eingriff erfolgt? Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, weil man normalerweise nur das Giermoment wahrnimmt, ohne das man das zuordnen kann (selbst unter Profis).
Ansonsten musst Du Dir das Auto aus der Perspektive des Zweispurmodells und des Gierwinkels anschauen. Es geht immer darum im Fahrzeug ein gegensätzliches Giermoment aufzubauen, um die Drehbewgung zu reduzieren, oder sogar anzuhalten, und da ist es theoretisch sogar egal, an welchem Rad, vorne oder hinten, ich das mache. Man nimmt aber das Rad, das über den meisten Grip verfügt und das ist das an der Achse, die noch stabil ist.
Und wie Du schon fest gestellt hast, würde ja ein Eingriff hinten nach dem Kammschen Kreis die Seitenführung noch weiter verringern und den Zustand sogar verschlechtern.
Tatsächlich erfolgt der Bremseingriff bei aktuellen Systemen an bis zu drei Rädern, insbesondere beim Untersteuern, aber die Hauptregelachse ist immer die stabile.
Ich habe mal ein bisschen was dazu heraus gesucht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fahrdynamikregelung
https://www.kombi.de/der-elektronische-schleuderschutz-esp/
https://www.kfztech.de/kfztechnik/sicherheit/ESP.htm
Das erklärt z.B. auch, warum Untersteuereingriffe nicht so gut funktionieren, da dabei hauptsächlich das kurveninnere, entlastete Hinterrad angebremst wird. Daher nimmt man bei diesen Eingriffen dann auch gerne die Vorderachse, kurveninnen, zusätzlich dazu. Die Hinterachse wird beim Übersteuern aber in der Regel nicht angesteuert, um die Querführung der Achse nicht noch weiter zu verschlechtern.