Fahrwerkseinstellung (NUR Werte)

  • Du bist toll! :thumbsup: Danke Dir vielmals.

    Dem kann ich mich nur vorbehaltlos anschließen :thumbsup:. Träumchen !

    Edit 100, matrix. Und immer 'ne Handbreit Luft ums Blech wünscht Gerhard

    .... und weil's so schön ist noch ein:

    T-Roc Cabrio R-Line, rauchgrau, Stand- und Lenkradheizung, Kindersitz, Wohnwagen tauglich usw :love:

  • Hallo Sven Svanniversary ,


    mir geht die folgende Frage durch den Kopf:

    Angenommen, die gewünschten Fahrwerks-Werte wurden direkt nach dem Einbau des SPS Street Gewindefahrwerks sauber eingestellt. Die Fahrwerks-Höhe wurde auf 34cm vorne und 34,5cm hinten eingestellt (Mitte Radnabe bis Kante Kotflügel).

    Nun setzten sich nach mehreren Monaten die Federn um ca. 3 mm ...


    Frage: Wie wirkt sich das bei dieser Tieferlegung auf die Werte für Spur, Sturz und Nachlauf aus? Sind diese ca. 3 mm schon spürbar?


    Optisch ist es für mich noch okay und ich fahre nicht "mit dem Messer zwischen den Zähnen" ... und ja, mir ist bewusst, dass man die Fahrwerkswerte nach dem Setzen erneut einstellen lassen soll. Aber muss das wegen 3 mm sein?


    Herzlichen Dank für Deine Guidance, für Deinen Rat !

    --- meiner: MX-5 1.8 NC RC Sendo Bj. 04/14 mit SPS Street Fahrwerk ---

    Einmal editiert, zuletzt von obsidian.mx5 ()

  • 3 mm sollten noch relativ unkritisch sein.


    Ich habe nur die Sturzänderungskurven vorliegen. 2-3 mm Standhöhe entsprechen da ca. 5‘ Sturz und sind eher unkritisch.

    Bei der Spur könnte es eventuell ungünstiger aussehen.


    Prinzipiell passiert folgendes, wenn das Auto tiefer steht:

    Vorderachse

    - weniger Spur

    - mehr Sturz

    Hinterachse

    - mehr Spur

    - mehr Sturz


    Ggf. wird also die Lenkung etwas, teigiger, der Geradeauslauf schlechter, die Fahrstabilität stabiler. Also wird das Auto insgesamt eher etwas weniger agil und stabiler. Das ist dann nichts, wo man sich Sorgen machen, oder sofort reagieren müsste.

    Bei Setzen in der Größenordnung 5-10 mm würde ich aber auf jeden Fall zügig wieder vermessen, damit sich durch ggf. veränderte Spur- und Sturzwerte kein erhöhter Reifenverschleiß einstellt.

  • Sven, als eifriger Mitleser deiner "Vorlesungen" (pos. gemeint !!) kann ich die kinemat. (?) Zusammenhänge mittlerweile halbwegs verstehen:

    Setzt sich ein FW, erhöht sich der Sturz leicht und die Räder stellen sich etwas gerader (weniger Vorspur).

    Warum aber nur an der VA ?

    Thx vorab.

    Edit 100, matrix. Und immer 'ne Handbreit Luft ums Blech wünscht Gerhard

    .... und weil's so schön ist noch ein:

    T-Roc Cabrio R-Line, rauchgrau, Stand- und Lenkradheizung, Kindersitz, Wohnwagen tauglich usw :love:

  • Über die Geometrie der Federbeine, Lenker und Buchsen, gibt der Konstrukteur vor, was beim Einfedern passiert.

    Dabei verändern sich an der Vorder- und Hinterachse die Werte für Spur und Sturz, wenn das Auto ein- oder ausfedert. Das ist aber eigentlich nur ein Nebeneffekt, denn der Hintergrund, dass man das so haben möchte, kommt eigentlich aus dem was man Wanklenken nennt.

    Wanklenken heißt, dass ich eine Kurve fahre, dabei wankt das Auto und das wiederum bewirkt kurvenaußen eine Einfederung und kurveninnen eine Ausfederung. Genau dabei möchte man die kinematischen Änderungen an den Rädern so steuern, dass das Fahrverhalten optimiert wird.


    In der klassischen (modernen) Auslegung, wie sie auch bei unserem MX-5 umgesetzt ist, passiert dabei das Folgende.

    Generell: An beiden Achsen erhöht sich durch die Einfederung kurvenaußen der Sturz, was heißt, dass bei Kurvenfahrt größere Seitenkräfte übertragen werden können. Die Performance und Fahrsicherheit steigt.

    An der Vorderachse:

    Zusätzlich zur Sturzerhöhung wird die Vorspur beim Einfedern vorne kurvenaußen reduziert. D.h. praktisch, dass der Lenkeinschlag leicht zurück genommen wird, die Lenkung macht also leicht auf.

    Das nimmt Dynamik aus der Lenkung, d.h. es kommt bei Kurvenfahrt etwas weniger Lenkwinkel am Rad an, als der Fahrer vorgibt und erhöht gleichzeitig die Fahrstabilität.

    An der Hinterachse:

    Hier passiert genau das Gegenteil von vorne, die Vorspur wird beim Einfedern kurvenaußen erhöht. Auch das reduziert die Dynamik beim Einlenken, macht den Vorgang harmonischer und das Auto fahrstabiler.


    Unter dem Strich bewirkt das alles, dass der Kraftaufbau beim Einlenken gleichmäßiger und harmonischer abläuft, und Spur und Sturz an beiden Achsen so beeinflusst werden, dass die Räder bei Kurvenfahrt besser für den Querkraftaufbau stehen und je mehr Querkraft übertragen werden kann, je mehr Querbeschleunigung (= Wankwinkel) anliegt.

    Das Auto kann also in der Kurve mehr Querkraft übertragen, als bei Geradeausfahrt (als rein theoretische Betrachtung).

    Technisch hat das vor allen Dingen den Vorteil, dass ich bei Geradeausfahrt moderate Werte für Spur und Sturz fahre, die sich dann nur bei Kurvenfahrt, wenn ich es auch brauche, erhöhen. Das reduziert bei Geradeausfahrt unerwünscht Effekte, wie schlechten Geradeauslauf, erhöhten Reifenverschleiß, schlechtere Traktion und längere Bremswege, die ansonsten z.B. durch hohen Sturz verursacht werden können.


    Zur konkreten Frage, ich muss vorne und hinten beim Sturz gegensinnig arbeiten (vorne weniger, hinten mehr Vorspur), weil nur so beides in die gleiche Richtung arbeitet und ich Giermoment und Gierbeschleunigung im Auto reduziere. Wenn ich gleichsinnig arbeiten würde, also quasi die Lenkung vorne auf und hinten aufmache, also an beiden Achsen weniger Vorspur gebe, würde ich das Auto agilisieren und instabiler machen.

    So etwas hat es z.B. immer mal wieder bei Fahrzeugen mit Frontmotor und Frontantrieb gegeben und wurde/wird insbesondere im Rennsport gerne verwendet, um den Autos das Untersteuern abzugewöhnen.

    Beim Fahrzeug mit Heckantrieb ist das in der Regel „too much“ und wird nur selten verwendet. Der NC hatte z.B. einen leichten Knick in der Kinematik, der direkt beim Einlenken die Vorspur an der Hinterachse leicht reduziert hat, was das Einlenken agiler und spontaner macht.

    Beim ND war man dann bei Mazda aber wohl wieder der Meinung, dass die Grundauslegung so gut ist, dass die klassische kinematische Auslegung gewählt wurde.

  • Chapeau, wieder mal hervorragend (auch für den Laien verständlich) erklärt :thumbup: .

    2 Fragen noch:

    1. Musst du montags nicht arbeiten, oder woher nimmst du die Zeit für diese Abhandlungen ... ;) ;) ;)

    2. Wie bekommen die Konstrukteure dieses gegenläufige "Verhalten" der Vorspur am kurvenäußeren Hinterrad hin (z.B. im Vergleich zum NC) ?


    Zu. 2

    Lässt sich vllt. einfacher auf einer "Servietten-Skizze" beim Windbeutel-König erläutern ... mal gemeinsam überlegen ... Zeit wird's ... :)

    Nochmals DANKE

    Edit 100, matrix. Und immer 'ne Handbreit Luft ums Blech wünscht Gerhard

    .... und weil's so schön ist noch ein:

    T-Roc Cabrio R-Line, rauchgrau, Stand- und Lenkradheizung, Kindersitz, Wohnwagen tauglich usw :love:

  • Gerne, zu:


    1. Ich habe zum Glück relativ flexible Arbeitszeiten. Das heute bedeutet, dass ich heute Abend sicher 15-30 Minuten nacharbeiten muss ;) .


    2. Die Spurveränderung wird primär über Spurstangen gesteuert, also Lenker, die außerhalb der Drehachse liegen und das Rad ein- oder ausdrehen. Das gilt sowohl vorne (Spurstange an der Lenkung), als auch hinten (sogenannter Spurlenker).

    Man kann das heute sehr gut simulieren, z.B.:

    - Lenker genau in der Schwenkachse => keine Spuränderung beim Ein- und Ausfedern

    - Lenker unter und vor der Schwenkachse => Rad wird beim Einfedern nach innen in Richtung mehr Vorspur gezogen


    Über die Höhenlage und darüber, ob der Lenker vor oder hinter der vertikalen Schwenkachse des Rades liegt kann ich dann also beeinflussen, wie sich die Spur ändert.

    Das kann man wirklich am besten verstehen, wenn man das mal aufzeichnet.

  • Auch wenn den Ausführungen von Svanniversary wie immer nichts hinzuzufügen ist wollte ich der Vollständigkeit halber noch darauf hinweisen, dass die Werkstatt dem Auftrag "Alltagswerte von SPS einstellen" sogar (halbwegs) gut nachgekommen ist. Was SPS einstellt (geringe Sturzdifferenz, hinten relativ wenig Vorspur, dafür vorne mehr) deckt sich nur schlicht und ergreifend einfach nicht mit dem, was Sven empfiehlt.


    Ich frage mich allerdings, was genau da "wohl nicht ging". Die Abweichung von den SPS-Werten liegt in erster Linie beim zu geringen Sturz hinten und da "geht" eigentlich immer alles, was man im Rahmen des Normalen will. Vielleicht fragst du also beim nächsten Versuch noch einmal, was denn Probleme gemacht hat. Wenn du jetzt mit den neuen Werten kommst, sie die aber (angeblich oder tatsächlich) wieder nicht wie gewünscht einstellen können, hast du wenig gewonnen.

    Roadster G 132, Alleggerita HLT, AD08RS 195/50 R16

  • Danke harkpabst, lt. Werkstatt war ein Exzenter "zu Ende"

    Ich bringe morgen den Kasten wieder hin und lass sie dann erneut versuchen die Werte einzustellen.

    Mitgeben werde ich die Werte aus dem Post #0609 von @Svanniversary .

    Ich bin gespannt und werde berichten. Irgendwann muss es ja mal werden.

    Danke euch allen!