Allgemeine Reifendiskussion

  • Auf der einen Seite geht es um die Reichweite und auf der anderen Seite um die "Tragweite" des Einflusses.

    Der Rowi bestimmt die Fahrwiderstände im Bereich mehrerer Kilowatt, nehmen wir mal als Beispiel einen realistischen Wert von 4-5 kW für einen normalen Reifen.

    Ein gutes E-Fahrzeug verbraucht über Land 10-15 kWh/100 km. D.h. der RoWi beeinflusst ca. 1/3 bis die 1/2 von Verbrauch und Reichweite.

    Der Verbrenner verbraucht mit 6 l/100 km Diesel ca. 60 kWh. D.h. der Einfluss dieser 5 kW durch den Rowi beschränkt sich auf gerade mal 8 % des Verbrauchs und da ist auch nicht so viel zu holen. Beim Verbrenner werden aufgrund des schlechten Wirkungsgrades ca. 30-40 kW der vorhandenen Energie einfach im Wirkungsgrad aufgebraucht.

    Das ist auch der Grund, warum E-Fahrzeuge viel sensibler auf Fahrweise, Fahrgeschwindigkeit, etc. reagieren. Die bilden quasi 1:1 den Fahrwiderstand im Verbrauch ab. Der Verbrenner verbraucht 2/3 im schlechten Wirkungsgrad und bildet nur mit ca. 1/3 die Fahrwiderstände ab.

  • Ist dafür wirklich so relevant was für einen kWh Gehalt die Energiequelle hat Svanniversary ?

    Ich hätte gedacht, dass komplett egal wäre, ob man jetzt einen Wirkungsgrad von 20% oder von 80% hat.

    Also, dass z.B. die zusätzlich benötigte Energie hinter der Kardanwelle 4kW ist und dass, dies bei den aus der Luft gegriffenen Wirkungsgraden von 0,2 und 0,8 bedeuten würde, dass vorne 20kW oder 5kW mehr an Energie notwendig wäre. Also, dass im Zweifel beim Diesel und Elektro in beiden fällen gleich viel % mehr Energie benötigt werden würde.

  • Wo genau liegt der Unterschied, dass der Rollwiderstand beim E-Auto eine größere Rolle spielt?

    Mangels Abwärme und dessen Kühlbedarf kann die Karosserie eines E-Autos wesentlich windschlüpfriger gestaltet werden. Somit hat der Luftwiderstand einen erheblich geringeren Einfluss auf die Gesamtfahrwiderstände als die Reifen. Daher kann man hier mehr an der Reichweite drehen als beim Verbrenner.

  • Der Rowi bestimmt die Fahrwiderstände im Bereich mehrerer Kilowatt, nehmen wir mal als Beispiel einen realistischen Wert von 4-5 kW für einen normalen Reifen.

    Ein gutes E-Fahrzeug verbraucht über Land 10-15 kWh/100 km. D.h. der RoWi beeinflusst ca. 1/3 bis die 1/2 von Verbrauch und Reichweite.

    Soweit verstehe ich das.


    Aber wenn man beim Verbrenner 2kW mehr Leistung am Reifen haben möchte, muss man aufgrund des Wirkungsgrades (angenommen 33%) dreimal so viel Leistung/Energie aufwenden, also 6kW. Beim Elektroauto durch 80% Wirkungsgrad nur 2,5kW. Also schlägt der höhere Rollwiderstand im Endenergiebedarf beim E-Auto doch weniger durch, nicht?


    An dem Widerspruch hänge ich gerade etwas…Was denke ich falsch?


    Wenn man den Rollwiderstand halbiert (sprich um 2,5kW vor Wirkungsgrad verringert), spart man beim E-Auto ca. 3kW nach Wirkungsgrad, also 20% von 15kW. Beim Verbrenner 7,5kW nach Wirkungsgrad, also 12,5% von 60kW.

    So wird wieder ein Schuh daraus. Bin trotzdem verwirrt. :/

    Wer wie auf Schienen fahren will, soll Bahn fahren.

  • Ist dafür wirklich so relevant was für einen kWh Gehalt die Energiequelle hat Svanniversary ?

    Ich hätte gedacht, dass komplett egal wäre, ob man jetzt einen Wirkungsgrad von 20% oder von 80% hat.

    Also, dass z.B. die zusätzlich benötigte Energie hinter der Kardanwelle 4kW ist und dass, dies bei den aus der Luft gegriffenen Wirkungsgraden von 0,2 und 0,8 bedeuten würde, dass vorne 20kW oder 5kW mehr an Energie notwendig wäre. Also, dass im Zweifel beim Diesel und Elektro in beiden fällen gleich viel % mehr Energie benötigt werden würde.

    Der Energiespeicher ist erstmal egal. Der hat dann nur Einfluss darauf, wie weit ich komme und ist beim E-Fahrzeug deutlich geringer.


    Bei % mehr Energie liegst Du falsch. Schau Dir einfach die Verbräuche an, bei 5 kW RoWi:

    E-Fahrzeug - 15 kWh/100 km, d.h. 5 KW sind 33 %

    Diesel: 60 kWh/100 km, d.h. 5 kW sind davon 8 %


    Jetzt noch plastischer, unser Super-RoWi Reifen verursacht nur 3 kW Fahrwiderstand, also 2 KW weniger:

    - E-Fahrzeug - 15-2 = 13 kWh/100 km, d.h. 13 % Minderverbrauch, bzw. bei z.B. 80 kWh Batterie jetzt 615 km Reichweite, vs. 533 km mit dem anderen Reifen, ein Riesenunterschied

    - Verbrenner - 60 - 2 = 58 kWh/100 km, d.h. 3 % Minderverbrauch (5,8 l/ 100 km vs. 6 l/ 100 km), Reichweite bei 60 l Tankvolumen jetzt 1034 km, vs. 1000 km mit dem anderen Reifen, der Einfluss ist also viel geringer


    Das ist natürlich nur grob gerechnet und eigentlich hätte man da auch den Wirkungsgrad noch mit einrechnen müssen, aber so in erster Näherung kann man das so machen, um die Relationen zu veranschaulichen.


    Link1600 , ja Du hast schon recht, eigentlich müsste man das mit Wirkungsgrad berechnen und dann sehen die Ergebnisse für das E-Fzg. etwas günstiger und für den Verbrenner etwas ungünstiger aus. Aber erstens fehlen mir Zeit und Lust das auf diesem wissenschaftlichen Niveau zu betreiben und zweitens versteht das dann keiner mehr.

    Mir ist jeder herzlich willkommen, der das mal mit einer realen Fahrwiderstandskurve durchrechnet. Der Fehler bei Dir ist z.B., dass der Rowi nicht der einzige Fahrwiderstand ist. Du müsstest also erstmal ausrechnen, welchen Anteil der RoWi am Fahrwiderstand hat und damit dann in die Berechnung der Realleistungen inkl. Wirkungsgrad gehen. Du kannst das ja gerne mal durchrechnen, ich würde bei 100 km/h mit ca. 50 % Luftwiderstand und 50 % RoWi rechnen. Wobei es sich mit richtigen RoWi-Reifen zum Luftwiderstand verschiebt, so dass der Reifen vermutlich eher nur noch 30-40 % ausmacht. Dann sieht die Rechnung schon wieder anders aus.

    Und dann kommt natürlich wieder der Energiespeicher ins Spiel. Wenn ich, wie im E-Fahrzeug, nur sehr wenig Energie an Board habe, dann tun etwaige Verluste umso mehr weh.


    Aber ja, das ist von mir alles exemplarisch gerechnet und auch nicht 100 % wissenschaftlich korrekt. Den Anspruch hatte ich nicht, sondern ich wollte nur die groben Zusammenhänge erläutern.

  • War ja berechtigt und auch nicht zu 100 % sauber hergeleitet von mir. Danke, das waren ja gut begründete Anmerkungen von Dir ;) .

    Sorry, wenn meine Antwort etwas harsch rüberkam.

  • Ich hab das noch nie irgendwo so gut erklärt gelesen. Ich tu mich auch immer sehr schwer damit, wenn ich danach gefragt werde, E-Kritikern zu erklären, wie ineffizient eigentlich Verbrenner sind. Der aller aller größte Teil der Energie, die über den Sprit rein kommt, geht als Wärme ungenutzt aus dem Auspuff. Verbrenner sind in Sachen Fortbewegung so ineffizient, dass der Verbrauch in l/100km geringer wäre, wenn man den Treibstoff nicht in einem PKW zu Fortbewegung umwandeln würde, sondern ihn stattdessen in einem Kraftwerk zu Strom machen würde und diesen Strom dann in ein E Auto lädt.

    Dadurch schlägt ein Mehrverbrauch durch z.B. höhere Geschwindigkeit beim E Auto auch viel Stärker auf die Reichweite durch. Sven das hast du sehr gut erklärt, danke dafür :)


    Das gleiche gilt übrigens analog für den Vergleich Gastherme mit Wärmepumpe, allerdings ist der Unterschied da nochmal viel krasser