ABS in Verbindung mit Fahrwerksumbauten

  • Hallo Zusammen,
    durfte heute an einem Fahrsicherheitstraining teilnehmen (Berufsgenossenschaft). Übungen waren entsprechend der Sicherheit mit Verhalten der Sicherheitssysteme gewidmet.


    Im Folgenden waren hier
    - Gefahrbremsung trocken, auf unterschiedlichen Reibbelägen (L&R)
    - Slalom trocken mit und ohne Ablenkung bei verschieden Geschwindigkeiten
    - Gefahrenbremsung nass, mit Ausweichen (mit und ohne Ablenkung)
    - Kreisfahrt mit ESP/ohne ESP


    Vor allem bei nasser Gefahrenbremsung und nass Ausweichen, fiel doch sehr stark auf, das der ND im Vergleich zu anderen Fahrzeugen sehr schnell das ABS regelt sowie ganz zu Anfang beim Einleiten der Gefahrenbremsung doch kaum sichtbares kurzes Stillstehen der Räder zu erkennen war. Der Trainer meinte auch, dass dies von Auto zu Auto auch mal vorkommen kann, dass das ABS etwas braucht, bis es sich wieder "Einregelt".


    Das unser ND kein "goldenens Schwimmpferdabzeichen" unter solchen Bedingungen bekommt, war mir schon klar, auch in Verbindung mit den Brigestone mit fast 14tkm
    Profil vorne 4,5mm gleichmäßig
    Profil hinten 5,5-5 innen weniger VA und HA wurden vor kurzem erst getauscht
    1,9bar über alle 4 kalt vor Reiseantritt zur Veranstaltung gemessen


    Aber mich wunderte es doch etwas... soll kein Messen sein, aber der alte E46 M3 mit ebenfalls mäßigen Reifen war mit seinem Alter und z.T. aus höheren Geschwindigkeiten unter den gleichen Bedingungen doch merklich sicherer unterwegs.


    Nun zur eigentlichen Frage.
    Da ich ja die Vmaxx Bremsanlage sowie das KW-V3 habe, kann es sein, dass die Regelung des ABS z.B. mit der veränderten Hydraulik ein verändertes Verhalten abbilden kann?
    Ich meine, die Sensorik ist davon ja nicht beeinträchtigt, der Ventilblock schaltet dann situationsbedingt in seinem für die ND-Anlage ausgetüftelten Profil und das wird dann u.U. mit der 4 Kolbenanlage nicht sauber in seiner Wirkung auf die Straße "übersetzt" (größere Kolben, größerer Reibbelag, verstelltes Verhältniss VA/HA) - wäre das denkbar?
    Leider war kein weiterer ND dabei, um ein Unterschied zwischen ohne/mit Umbau direkt vergleichen zu können.


    Trotz alle dem, find ich diese Trainings immer wieder super, vor allem, da der ND für mich noch rel. neu ist, war es doch eine sehr interessante Erfahrung um das Verhalten des Autos unter solchen Bedingungen kennen zu lernen.


    VG Tobias


    P.S.
    Interessant im Theorieteil war auch, das aktuelle Bremsanlagen von "normalen" Fahrzeugen mit einer Verzögerung von etwa 9 m/s² ausgelegt werden sollen- grober Anhaltswert - bei Sportwagen wie z.B. Porsche sollen es anscheinend bis etwa 11m/s² sein. In den Gutachtenpapieren der Vmaxx war hier interessanterweise eine Messfahrt als Nachweis angegeben, wo eine Verzögerung von auch so um die 9 m/s² im ND (bei ich glaube von 100km/h aus) gemessen worden ist.

    VG
    der "Pizza-mit-Allem-Favorisierer"

    4 Mal editiert, zuletzt von Tobo () aus folgendem Grund: Umformulierungen/Rechtschreibkorrektur für ein besseres Verständnis/Deutsch

  • Ich denke mal Du hast da ins Schwarze getroffen. ABS Applikation und Hydraulik sind selbstverständlich auf die Serienbremsanlage appliziert. Auch wenn diese Anlagen selbstlernend arbeiten, funktioniert das nur in gewissen Grenzen. Also ja, es ist relativ wahrscheinlich, dass das nachteilige Bremsverhalten durch die andere Bremsanlage ausgelöst wurde. Es könnte allerdings sein, dass sich die Anlage noch mehr auf die neuen Parameter anlernt und noch etwas besser wird.
    Das ESP arbeitet mit einem sogenannten Einspurmodell. Dieses wird immer nur grob vorparametriert und lernt sich dann selber auf Fahrwerk und Reifen an. Das muss man so machen, weil die Streuung der Reifen und Fahrzeuge so groß ist, dass es Sinn macht, dass das System "sein Fahrzeug" anlernt. Als brauchst Du Dir zumindest hinsichtlich KW V3 keine großen Gedanken machen. Die Radführung wird eher besser ggü. der Serie, so dass es dadurch sogar Vorteile geben sollte. Auf der anderen Seite nutzt natürlich auch das ESP die Hydraulikeinheit und könnte unter der Fehlanpassung leiden.


    Das mit der Auslegung der Bremsanlagen kann ich nicht nachvollziehen. Aus der Praxis heraus kann ich nur berichten, dass man das heraus holt, was geht, weil Bremswege eben im Alltag wichtig sind und auch von der Presse honoriert werden. Zumindest kein europäischer OEM würde da sagen 9 m/s² reichen schon, sondern immer Versuchen das Maximum heraus zu holen. Bestimmend für die Dimensionierung einer Bremse ist auch die Folgebremsung, weil es dann thermisch eng wird. Bei Einzelbremsungen kannst Du die Bremsanlage fast vernachlässigen, solange sie es schafft den Reifen zum Blockieren zu bringen. Der Bremsweg hängt dann viel mehr vom Regler, dem Reifen und der Fahrwerksgüte ab.

  • @MX505, danke für deine gewohnt schnelle und ausführliche Einschätzung! :thumbup:
    Dann bleibt mir das erst mal so hinzunehmen und abzuwarten. (ein no-go war es jetzt nicht vom Verhalten...aber auch nicht ideal, vor allem bei solchen Situationen). Ich habe nächstes Jahr auch noch ein, zwei kleine Anpassungen mit der Bremsanlage hinten vor sowie werden nächsten Sommer neue "Gummis" draufgezogen. Wie es sich dann gibt?... hmm, ich denke ich werd ein vergleichbares Training nächstes Jahr nochmal machen, hoffentlich mit weiterer Mixxer-Beteiligung.

  • Das ESP arbeitet mit einem sogenannten Einspurmodell. Dieses wird immer nur grob vorparametriert und lernt sich dann selber auf Fahrwerk und Reifen an. Das muss man so machen, weil die Streuung der Reifen und Fahrzeuge so groß ist, dass es Sinn macht, dass das System "sein Fahrzeug" anlernt. Als brauchst Du Dir zumindest hinsichtlich KW V3 keine großen Gedanken machen. Die Radführung wird eher besser ggü. der Serie, so dass es dadurch sogar Vorteile geben sollte.

    Das ESP hat sich generell bei den Nassfahrten mit Ausweichen und in der Kreisfahrt auch nicht untypischer in der Kontrolle des Hecks gezeigt, möchte ich mal behaupten. Das ESP hatte die HA doch gut im Griff, ausgenommen beim ersten Einfahren in den Kreis mit ESP war ich wohl noch am Beschleunigen, als das Einlenken erfolgte, das war dann zuviel - geregelt hatte da nichts mehr. Die Übung sollte die ESP-Wirkunge eigentlich zeigen, in dem man hier gerade anderst herum vorgeht - mit Lenkeinschlage dann voll auf den Pin. Naja... schöne Spielwiese wars schon! :D

  • Du wärst nicht der 1. der sich mit einem vermeintlichen BigBrake Bremsenupgrade die Bremsbalance vernichtet hat.


    Hab dazu hier mal ein gutes Video von StopTec verlinkt.
    Interessant wäre, ob man ev. mit einem Software-Update auf die Brembo des US MX5 Club oder Abarth 124Spider (falls sich diese Unterscheiden) dem entgegen wirken kann.
    Ansonsten könnte eine andere Scheiben-Belag Kombi mit mehr Biss an der HA helfen, das Gleichgewicht wieder her zu stellen.

  • Balance ist das eine und Volumenaufnahme der Bremse das andere Thema, sprich wieviel Öldruck ergibt im Sattel welches Bremsmoment. Die Dynamik der Hydraulik ist auf gewisse Drücke und Volumenströme ausgelegt. Größere Sättel haben andere Volumenaufnahmen.

  • Ich werde meinen Lebtag nicht verstehen, warum man nur auf eine Achse eine - meist größere Bremse - drauf schnallt.


    Wer ohne ABS fährt weiss dass das im schlimmsten Lebensgefährlich sein kann, wenn die HA überbremst ist und einen überholt. Im Besten Fall ist die Bremsbalance und damit die Bremsperformance dahin. Wenn eine Achse mehr bremst als die Andere, ist eine Achse unterfordert. D.h. hier verschenkt man.
    Eine Bremse auch wenn sie noch so dick ist kann nicht mehr tun als ein Rad zum Blockieren oder zum idealen Schlupf zu führen. Die Bremsperformance ist also im Wesentlich durch den Reifen und (dann) dessen Verzögerung durch die Bremse definiert. Mit einer schlechten Bremsbalance/Mechanik macht man sie hier viel zu Nichte, was auch ein gutes ABS/Elektronik gegebenenfalls nicht mehr kompensieren kann.


    Wer Probleme mit einer durchfallenden Bremse hat hat diverse andere Möglichkeiten dies zu kompensieren:
    - bessere Bremsflüssigkeit mit höherem Siedepunkt
    - bessere Bremsbeläge mit höherer Arbeitstemperatur
    - bessere Belüftung
    . bessere Scheibe (geschlitzt, gelocht, getempert, ...)


    Ich verstehe es nicht. größere Bremse ist teuer und bringt das Gesamtsystem eher durcheinander als dass es hilft. Erst mal die kleinen Sachen probieren, bevor man die große und teure Keule schwingt.


    Ich behaupte man die wenigsten die sich eine große Bremse verbauen habe wirklich ein Problem mit einer ausfallenden Bremse.

  • @MX505: was du beschreibst ist doch nichts anderes als die Balance. Es reicht mitunter schon eine andere Scheiben-Belagkombination auf einer Achse um das Verhältnis Front-Heck zu stören. Wie und warum das passiert ist zunächst zweitrangig. Fakt ist, dass es passiert.


    @Thilo hat es doch sehr schön zusammen gefasst. Ein dicke Zange sieht halt geil aus. Wirkliche Verbesserungen in der Performance kommt dabei auch nicht immer heraus.
    ab 13.30min

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