Tieferlegung

  • Angenommen Du fährst zu einem Reifenhändler und sagst, bitte den Wagen einstellen.
    Haben die Händler dann eine Datenbank und / oder ähnliches, mit Vorgaben und Standardwerten ...

    Genau so ist es.


    Wenn die Datenbank aktuell ist, hast du schon einmal "viel Glück gehabt", zumindest theoretisch.


    Praktisch hilft das wenig, weil Mazda z.B. die Sturzangaben mit einer Toleranz von +/- 1° macht. Da steht dann also im besten Fall, dass an der Vorderachse ein Sturz zwischen +0°30' und -1°30' "im grünen Bereich" ist. Bezüglich der Symmetrie gilt noch, dass sich die Werte zwischen links und rechts um höchstens 1° unterscheiden dürfen (was gigantisch viel ist). Bei den Angaben zur Spur ist es ähnlich, da beträgt die erlaubte Toleranz 20 Minuten (während man Werte in der Größenordnung zwischen 5 und 12 Minuten einstellt. Beim Nachlauf habe ich die Toleranz nicht im Kopf.


    Macht aber nichts, denn so mancher Reifenfachbetrieb erklärt nicht nur ein völlig krumm eingestelltes Fahrwerk für "OK" (was formal richtig ist). Es fallen auch immer wieder "Experten" auf, die behaupten, man könne z.B. den Nachlauf gar nicht verstellen. Ich meine mich zu erinnern, dass hier sogar schon einer mit der Aussage zitiert wurde, an der Hinterachse könne man gar nichts verstellen ... :) Nur um ganz deutlich zu sein: Das ist natürlich Mumpitz.


    Nehmen wir an, ein sorgfältig arbeitender Mechaniker findet alle Exzenter und gibt sich nicht einfach damit zufrieden, dass die Messbrücke "grün" anzeigt. Dann hat er bis hierhin immer noch die Sollwerte von Mazda eingestellt. Und die sind gut, wenn man das Auto bedenkenlos in die Hände von übervorsichtigen Menschen geben will, die bisher nur Frontantrieb gefahren sind (und auch das sehr vorsichtig). Wer Spaß am Potenzial des Autos haben will, wird damit nicht glücklich.


    Hier kommen jetzt freundliche Menschen wie z.B. Taxidriver, @Svanniversary und andere (speziell bei NA und NB gab es auch schon "berühmte" Namen) ins Spiel, die sinnvolle Basiswerte für das Auto herausgefahren haben. Dabei geht es in erster Linie darum, die Vorderachse zu stärken und die Untersteuerungsneigung bei statischer Kreisfahrt zu reduzieren. Im Detail steckt durchaus noch eine Menge mehr dahinter.


    Ist das denn nach Mazda-Vorgabe erlaubt, ganz andere Werte einzustellen? Ja. Denn es gibt ja den Fluch der riesigen Toleranzen, der hier zum Segen wird. Fast jede Empfehlung, die du hier findest, liegt innerhalb der Mazda-Vorgaben.

    Roadster G 132, Quatrac Ganzjahresreifen

    Einmal editiert, zuletzt von harkpabst () aus folgendem Grund: Siebenunddrölfzig Tippfehler gefunden und daran herumgebastelt.

  • @Harkpabst
    Habe mal irgendwann Maschinenbau studiert, aber der Ausdruck „statische Kreisfahrt“ erschließt sich mir in keinster Weise. Statisch = ruhend, Kreisfahrt = dynamisch, wie soll man da dann im Kreis fahren können ?(

    Grüße vom Bodensee


    Life is too short to drive boring cars ?
    G184 SL & SP all inclusive, dezente Spurverbreiterung hinten, vernünftige Hupe

  • @Harkpabst
    Habe mal irgendwann Maschinenbau studiert, aber der Ausdruck „statische Kreisfahrt“ erschließt sich mir in keinster Weise. Statisch = ruhend, Kreisfahrt = dynamisch, wie soll man da dann im Kreis fahren können ?(

    Da hast du ja noch eine Menge behalten, die Kreisbewegung gilt physikalisch tatsächlich als "beschleunigte Bewegung", weil es einer permanenten Krafteinwirkung bedarf, um sie aufrechtzuerhalten. :)


    Statische (oder stationäre) Kreisfahrt heißt aber einfach nur, dass (außer der Zentripetalkraft, damit es überhaupt beim Kreis bleibt) nur so viel Gas als Krafteinwirkung gegeben wird, dass die Verluste ausgeglichen werden. Die Bahngeschwindigkeit (und bei konstantem Radius folglich auch die Winkelgeschwindigkeit) bleiben konstant.


    Unter genau diesen Umständen ergibt sich dann eine Steuertendenz die mit den Mazda-Vorgaben, wenn man sie exakt einstellt) deutlich untersteuernd ist.


    Dynamisch, also zur Unterscheidung beim Einwirken von Beschleunigungskräften, Bremskräften und/oder Änderung des Lenkwinkel oder durch vertikale Störkräfte (ich hätte auch schreiben können: Huckel) kann sich wieder ein ganz anderes Bild ergeben.


    Aber das predigt @Svanniversary ja schon seit Langem. :)

    Roadster G 132, Quatrac Ganzjahresreifen

    2 Mal editiert, zuletzt von harkpabst () aus folgendem Grund: Rechtschreibung, dritter Versuch.

  • Danke, kapiert, obwohl der Ausdruck ohne Erklärung verwirrt. Es wird also ein „stationärer“ Zustand hergestellt.

    Grüße vom Bodensee


    Life is too short to drive boring cars ?
    G184 SL & SP all inclusive, dezente Spurverbreiterung hinten, vernünftige Hupe

  • Statische (oder stationäre) Kreisfahrt

    Sorry, ich muss mal Klugscheißen ;) .


    Der richtige Begriff ist „stationäre“ Kreisfahrt, also ein stationärer, nicht beschleunigter Fahrzustand während der Kreisfahrt.
    Das Fahrmanöver ist eine genormte Beurteilung nach DIN-ISO 4238.
    Aber ansonsten eine sehr schöne Erklärung, Fabian ;) .


    Siehe z.B. hier:
    http://home.htw-berlin.de/~ste…versuch%20Fahrdynamik.pdf


    Die Steuertendenz bei stationärer Kreisfahrt sollte bei jedem Straßenfahrzeug untersteuernd sein und selbst bei vielen Rennfahrzeugen ist sie es. Ich kenne sehr wenige Ausnahmen von Spitzenfahrern, die ihre Fahrzeuge übersteuernd eingestellt haben, wie z.B. Michael Schuhmacher.
    Stationär übersteuernd würde auch bedeuten, dass das Heck sofort anfängt quer zu kommen, wenn ich mich dem Grenzbereich bei schneller Kurvenfahrt nähere. Ich habe noch niemanden gefunden, der mir erklären konnte, wie dann eine saubere Kurvenfahrt möglich ist, wenn ständig das Heck quer steht. Das funktioniert nur, wenn ich so viel Fahrzeuggefühl habe, dass ich es immer rechtzeitig fühle und erahne, dass ich am Grenzbereich bin und das Heck gleich leicht wird. Ein Michael Schuhmacher hat das gespürt, aber für uns hier, mich eingeschlossen, ist das für die Landstraße die falsche Auslegung.
    Ich bin das mal eine zeitlang mit einem ungünstig eingestellten KW V3 gefahren und das war am Ende nicht mehr spaßig, sondern nur noch nervig und anstrengend.
    Man fährt eine schnelle Kurve, muss nachlenken, oder fährt über eine Bodenwelle, das Auto steht quer, wird abgefangen, stabilisiert, neu ausbalanciert, und schon geht das Spiel bei der nächsten Bodenwelle von vorne los.
    Es ist in der Praxis schon anspruchsvoll genug ein nur minimal untersteuerndes, oder sogar neutrales Auto sauber zu bewegen, weil ich das sehr fein ausbalancieren muss.

  • Am besten genau sagen, welche Werte man eingestellt haben möchte.

    Und nachher anhand des ausgehändigten Messportokolls (auch das ist nicht bei jeder Vermessung selbstverständlich) vergleichen, ob die gewünschten Werte auch wirklich Gradgenau eingestellt wurden!

  • Und nachher anhand des ausgehändigten Messportokolls (auch das ist nicht bei jeder Vermessung selbstverständlich) vergleichen, ob die gewünschten Werte auch wirklich Gradgenau eingestellt wurden!

    ...ebenso wie der Wert des Protokolls. Nicht wenige Einsteller drucken das Protokoll vor dem Anziehen der Kontermuttern, in dessen Rahmen sich die Werte noch verändern. Eine gute Einstellung hat die korrekten Werte nach Anziehen der Konterungen.

  • @BJ323F


    Ich glaube das hatte ich bei der letzten Einstellung. Keine Frage, das Fahrwerk wurde definitiv eingestellt, war sofort in der 1. Kurve positiv zu spüren. Aber alle Werte waren sowas von auf den Punkt nach meinen Wünschen. Mittlerweile ist mir lieber es weicht ein wenig ab.
    So war es auch beim letzten Vermessen nach dem Einbau des SPS-Street.
    Ich persönlich habe da das bessere Gefühl.

  • Nach all dem was man hier im Forum zum Thema vermessen, Buchsen entspannen und so weiter liest, grenzt es an Lotto spielen an jemanden zu geraten der das ganze am mx-5 richtig einstellen kann. :/ Zumindest vom gefühl her.

    Leider ist dem so.