Der MX im Nassen, Grenzen des Heckantriebs

  • Man sollte bei "Parkplatz"-Selbstversuchen die rechtlichen Bedingungen beachten. Wäre nicht das erst mal, das plötzlich die Herren in Grün da stehen. ;)


    Sven hat es gut beschrieben, der Gegenpendler ist zumeist der verheerende. Richtiges Gegenlenken lässt sich bei geringer Geschwindigkeit sehr gut üben.
    Wenn einem das Heck bei >100km/h schlagartig ausbricht, wage ich hingegen zu behaupten, dass mehr das Glück als das Können darüber entscheidet, ob man ein 1000kg Fahrzeug mir relativ schmalen Reifen und "weichen" Fahrwerk überhaupt noch sicher abfängt.


    Auf Schnee lässt sich sehr gut das Einlenkverhalten, die Reaktion bei Lastwechsel und Gas erlernen um so mehr Gefühl zu bekommen. Viel Menschen fahren eher zu schnell in die Kurven oder provozieren im weiteren Kurvenverlauf Lastwechselreaktionen.
    Auf glattem Untergrund gewöhnt man sich da sehr schnell einen eher runden, ruhigen und vorausschauenden Fahrstil an.


    Erst auf glattem Untergrund und bei geringer Geschwindigkeiten einen entsprechenden Fahrstil aneignen und den RWD kennen lernen und dann das ganz bei höherer Geschwindigkeit bei einem Fahrtraining (ADAC) perfektionieren, wäre ein mögliches Vorgehen wenn man vom FWD oder AWD kommt.


  • Wenn einem das Heck bei >100km/h schlagartig ausbricht, wage ich hingegen zu behaupten, dass mehr das Glück als das Können darüber entscheidet, ob man ein 1000kg Fahrzeug mir relativ schmalen Reifen und "weichen" Fahrwerk überhaupt noch sicher abfängt.

    Nein, das muss (!) immer Können sein. Ein MX-5 ist außer bei Nässe sehr gut beherrschbar, auch wenn das Heck mal richtig kommt. Sicherheitstrainings bringen einen nur an dem Tag weiter, das hat man schnell wieder verlernt, wenn man es nicht ständig übt. Sehr gut zu beobachten bei meinen Touren durch die Eifel oder Vogesen. Unerfahrene Teilnehmer fahren am Anfang extrem verhalten (was richtig ist), im Laufe der Tour geht das dann immer zackiger .. ohne Gefahr für Mensch und Auto. Die Abläufe müssen im Gehirn abgespeichert werden. In brenzlichen Situationen hat man keine Zeit zum Nachdenken, da muss das automatisch ablaufen .. bei entsprechender Übung tut es das auch. Ein Fahrer, der bei jeder Kurve nachdenken muss, wird nie flüssig und zügig fahren. Das Gleiche gilt für Gefahrensituationen, wie auf der Gegenspur entgegenkommende Motorradfahrer oder Dreck auf der Fahrbahn, oder ... Das Gehirn ist zu langsam, um in jeder Gefahrensituation erst eine Strategie zu entwickeln. Grundsätzliche Abläufe müssen als "Programm" ablaufen. Sehr schön auch zu lesen in dem Buch "Die obere Hälfte des Motorrads". -> https://www.amazon.de/Die-obere-Hälfte-Motorrads-Maschine/dp/361302...


    Und das geht wie geschrieben nur (!) durch permanentes Üben. Lehrgänge, wenn sie öfter mal wiederholt werden, können die Grundlagen schaffen, aber das "Abspeichern" im Gehirn entsteht erst durch regelmäßige Ereignisse, sonst ist es für das Gehirn nicht lohnenswert, es abzuspeichern.


    Wolfram


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  • Stimme mit dir überein.


    Dennoch: Physik ist Physik. Ab einen gewissen Punkt kannst du so schnell sein wie du willst und hast keine Chance mehr.
    Wir reden hier jetzt nicht von kurzen "Schwanzlern" wo kleinste Korrekturen das Auto automatisch ruhig stellen, sondern von wirklich Querstehern bzw. das Versetzen einer kompletten Achse bei hoher Geschwindigkeit. Wenn der Untergrund zB. einfach deutlich seinen Reibwert ändert (Asphalt, Brücken-Frost, Öl, Schmutz) war es das.
    Und wenn du im Straßen verkehr so fährst, dass du bei >100km/h regelmäßig Quersteher hast, dann komm dir selbst bitte nie entgegen. Du weißt worauf ich mit dieser Aussage hinaus will.


    Es macht eine großen Unterschied, ob der "Drift" auf Untergrund mit konstantem Reibwert geschieht weil man den Reifen kurz "überfährt" oder ob er durch wechselnden Reibwert des Asphalt verursacht wird.


    Grundreaktionen lernt man ja bereits sehr gut im GoKart -> Sicher und macht Spaß.


    Btw. sehr gutes Buch, hat mir vor gut 12Jahren den Einstieg in die Motorradwelt sehr erleichtert. Dort ist übrigens auch der Prozess mit dem Lernen ins Stammhirn sehr gut erklärt. (Schräglagengewöhnung usw.)

  • Ich war bisher noch nie in einer Situation, wo ich nicht mehr Herr der Lage war. Und das immerhin schon seit 1978. Das hängt einfach damit zusammen, dass ich bei unklaren Straßenverhältnissen entsprechend fahre. Wenn mit Glätte zu rechnen ist, rechne ich auch damit. Wenn ich eine Kurve nicht einsehen kann, fahre ich entsprechend. Wenn sich jemand vor mir komisch verhält, rechne ich auch mit einem komischen Verhalten und überhole nicht. Wenn ich auf der Autobahn schnell fahre, reduziere ich deutlich die Geschwindigkeit, wenn ich an einer Kolonne vorbei fahre. Weisst du, worauf ich hinaus will? Ich gebe dir Recht, dass es Situationen geben kann, die man trotz Können nicht beherrschen kann. Aber das ist dann in der Tat Schicksal.

  • Das was du gerade beschrieben hast, ist genau der Punkt mit dem "passenden Fahrstil"
    Du lässt es garnicht erst so weit kommen, durch vorausschauendes Fahren bzw. besitzt die Erfahrung, die Neulinge auf diesem Gebiet eher selten haben.


    Ein power-oversteer (bewusst durch Gas geben erzeugter Gripverlust) ist etwas anderes, als ein plötzlicher Haftungsverlust, hervorgerufen durch Reibwertänderung, bzw. Haftungsverlust des Reifens oder Achsversatz.
    Da es dem MX5 schlichtweg an der nötigen Leistung fehlt, um auch noch bei >100km/h auf normalen Asphalt die Haftung an den Hinterräder zum abreißen zu bringen, gehe ich in diesem Bereich von letzt genannten aus.


    Hier im Thread wird ja gerade dieser überraschende Haftungsverlust des OEM Bridgestone bemängelt, wobei die gefahren Geschwindigkeiten sich ja alle noch im 2stelligen Bereich befanden und selbst dort für gehörigen Schrecken beim Fahrer sorgten.
    Das Ganze bei >100km/h auf einer Autobahnzufahrt oder langen Kurve bei Regen und das Resultat wäre sicherlich ein anderes, als auf einer Passtraße in einer Spitzkehre.

  • Für mich steht als nächstes das Perfektions-Training auf der Wunschliste. Falls ihr nicht wisst, was ihr mir zu Weihnachten schenken wollt, ein Gutschein wäre das perfekte Geschenk für mich. :D


    https://www.fsz-rhein-main.de/pkw/perfektions-training/

    Ich hab gerade mal dort vorbeigeschaut und das hier gesehen :D Ist das nu diskriminierend? Oder lernt man da, seine Frau zu trainieren? ;)



    Bildschirmfoto 2016-10-08 um 15.08.27.png



    Mal abgesehen davon:
    Ich lese hier soviel davon, wie schlecht der Bridgestone bei Nässe ist: hat sich einer von euch schon mal gedreht? Also das Auto nicht mehr einfangen können? Hilft das ESP genügend mit?

    Fahrzeuge:
    Audi A3 1.4 COD S-Line, Bj. 4/2016
    Mazda MX-5 Exclusive 2.0, Bj. 8/2016

  • Mal abgesehen davon:
    Ich lese hier soviel davon, wie schlecht der Bridgestone bei Nässe ist: hat sich einer von euch schon mal gedreht? Also das Auto nicht mehr einfangen können? Hilft das ESP genügend mit?

    Gedreht, nein. Nach meiner Einschätzung war es aber meine eigene Erfahrung und nicht das ESC, dass dafür gesorgt hat, dass das schnell wieder unter Kontrolle war.


    Das ESC kann immer nur in den engen Grenzen der Physik mithelfen. Wenn Du zu schnell bist, wenn die Giergeschwindigkeit zu hoch ist, also wenn der Fahrstil partout nicht zur Situation passt, dann ist es zu spät.
    Nach meiner Einschätzung hätte das ESC wahrscheinlich einen Dreher verhindert, hätte aber so viel Platz benötigt, dass die eigene Fahrspur nicht ausgereicht hätte.

  • Mal anders gefragt:
    Wenn ich weiß, dass der Reifen bei Nässe zu abrupten Gripverlust neigt, speichere ich das nicht auch in meinem Fahrprofil ab? Ähnlich wie es bei den Fahrbahnbeschaffenheiten_ trocken, nass, Schnee, auch der Fall ist. Da fahre ich ja auch jeweils anders.


    Das macht den Reifen in dieser Situation nicht besser, reduziert aber effektiv die Gefahr in ev. Grenzsituationen zu kommen.

  • Mal abgesehen davon:
    Ich lese hier soviel davon, wie schlecht der Bridgestone bei Nässe ist: hat sich einer von euch schon mal gedreht? Also das Auto nicht mehr einfangen können? Hilft das ESP genügend mit?

    Nur mit "ausgeschalteten" Assis in Kreuzung beim Linksabbiegen - genügend Platz und kein Verkehr, sodass ich mal testen wollte. Kann dann zwar fixer als gedacht, jedoch nicht bei unerwarteter Geschwindigkeit/Beschleunigung. :whistling: Gegenlenken wär wohl noch möglich gewesen, habe ich aufgrund vorhandener Schilder am Straßenrand jedoch lieber erst gar nicht ausprobiert und ihn lieber komplett kommen lassen. War mal ganz witzig, hat mir aber trotz dem recht bewussten provozieren gezeigt, dass ich die Assis lieber eingeschaltet lasse. :D


    Ansonsten passe ich meine (Kurven-)Geschwindigkeiten mittlerweile tatsächlich sehr stark an den Reifen an, sodass ich üblicherweise auf Ausfahrten in unbekanntes Gebiet sogar des öfteren einheimische Kleinwagen im Heck kleben habe - mal eine ganz neue Erfahrung. :D

  • Mal anders gefragt:
    Wenn ich weiß, dass der Reifen bei Nässe zu abrupten Gripverlust neigt, speichere ich das nicht auch in meinem Fahrprofil ab? Ähnlich wie es bei den Fahrbahnbeschaffenheiten_ trocken, nass, Schnee, auch der Fall ist. Da fahre ich ja auch jeweils anders.


    Das macht den Reifen in dieser Situation nicht besser, reduziert aber effektiv die Gefahr in ev. Grenzsituationen zu kommen.

    Klar, so muss man das machen bzw. so macht der erfahrene Fahrer das. Das schützt Dich aber nicht davor, dass es z.B. im Herbst mit Laub auf der Straße oder Reif in einer Kurve doch einmal viel glatter ist als gedacht.


    Am besten ist man dann unterwegs, wenn man die Fahrweise anpasst und trotzdem weiß, wie man reagieren muss, wenn etwas unvorhergesehenes passiert, wie z.B. ein stürzendes Kind auf dem Fahrrad oder ein Wildwechsel, oder ...


    In dem Kontext vielleicht mal ein Hinweis auf eine Statistik, die unter Fahrzeugtechnikern immer gerne genannt wird. Der normale Fahrer nutzt eine trockene Straße ca. zu 30 % aus, eine Nasse zu 90 % und eine verschneite oder vereiste zu 100 %. Das zeigt schon, dass das mit der angepassten Fahrweise nicht ganz so einfach ist. Oder anders gesagt, wenn es glatt wird, sind die Leute deutlich dichter am Limit unterwegs, als ihnen bewusst ist.