Gestern war ich mit Asumag auf dem Handlingkurs vom "Automotive Testing Papenburg".
Strecke: https://atp-papenburg.de/de/portfolio/teststrecken/hak
Veranstalter: https://www.laptime.biz
Vorab, ich war schon mehrfach in Papenburg und bin jedesmal sehr zufrieden mit dem Ablauf, der Organisation und der Strecke. Es macht wirklich Spaß, das eigene Fahrzeug in sicherer Umgebung am Limit zu bewegen.
04:00 Uhr war Abfahrt in Köln. Immer besser mit einem Zeitpuffer loszufahren, zumal das Wetter sehr wechselhaft war und man mit Semis bei viel Wasser auf der Straße aufpassen muss. Die Hinfahrt war aber weitestgehend trocken und so konnten wir es laufen lassen. Trotz zweier Pausen und tanken waren wir 1h zu früh da. Wenn man sich im Auto unterhält, sind 270 km wie nix abgerissen. Der Morgen in Papenburg begrüßte uns mit dicken Wolken und Niederschlag. Binnen kurzer Zeit war alles pitsch nass. Wir haben die Wartezeit genutzt, um das Auto schon mal vorzubereiten. Also Räder nachziehen, Reifendruck einstellen, Abschlepphaken vorne einschrauben, Auto ein bisschen durchchecken etc. 08:00 Uhr war dann "Einlass", wir mussten unsere Smartphones abgeben (auf dem Gelände ist Fotoverbot, weil dort Prototypen getestet werden) und fuhren auf die sogenannte "Präsentationsfläche", die sich neben der Start-/Zielgeraden befindet. Immer mehr Teilnehmer trudelten ein und wir konnten schon mal spekulieren, mit welchen Fahrzeugen wir in einer Gruppe fahren werden. Die Mischung war sehr interessant. Von einem alten E36 bis zu einem Cup-Ferrari war alles dabei. Um 09.00 Uhr ging es zur Sicherheitseinweisung, die (wie gewohnt) sehr "spaßig" geführt wurde, was die Aufmerksamkeit der Teilnehmer aufrecht hielt. Anschließend ging es mit allen Teilnehmern auf drei Einführungsrunden. Danach durfte die Gruppe "gelb" auf ihren ersten Stint von 30 Minuten. Wir waren in der Gruppe "rot", mussten also noch ein bisschen auf unsere ersten heißen Runden warten. Aber langweilig wird es nie. Man quatscht ein bisschen mit den Leuten, schaut sich andere Fahrzeuge an, oder geht noch mal auf's Klo.
Nun war es soweit, wir durften auf die Strecke, die pitsch nass war. Wir befürchteten Schlimmes .. 9 Grad, kalte Semislicks, nasse Strecke .. aber das Problem hatten alle und keiner .. egal mit welchem Fahrzeug .. ist wirklich weg gefahren. Bereits bei leichten Lastwechseln kam das Heck und es war so gut wie unmöglich, Temperatur in die Toyo's zu bringen. Aber so was schärft die Sinne und es macht irre Spaß, sein Fahrzeug am möglichen Limit, also an der Haftgrenze zu bewegen. Zu dem Zeitpunkt sind wir noch mit ESP gefahren, da bin ich einfach ein Schisser. Zwischenzeitlich kam die Sonne raus und im zweiten Stint trocknete die Strecke ab. Es ging immer flotter, ESP wurde abgeschaltet und der richtige Spaß begann. Es kam langsam Temperatur in die 235er Semis, das Grinsen wurde größer, Asumag machte immer größere seitliche Bewegungen auf dem Beifahrersitz. Im zweiten Stint haben uns nur wenige Autos überholt, ein Wahnsinniger (da schreibe ich gleich noch was zu) und ein paar 11er. In diesem Stint konnte man erahnen, was bei kpl. trockener Fahrbahn und etwas höheren Luft- und Streckentemperaturen gehen würde.
Irgendwann ging es zum Mittagessen, bei der Rückkehr war "unser" Slot leider schon fast zuende. Egal, unser nächster Stint kommt. Ab Mittags war dann "Open Pitlane", weil einige Teilnehmer, die nur einen "Schnuppertag", sprich 2 Stints gebucht hatten, bereits auf dem Heimweg waren. Es waren also ein paar Fahrzeuge mehr auf dem Track und eben auch die, aus der "gelben" Gruppe. Leider war ein Teilnehmer dabei, der schon mehreren Teilnehmern aufgefallen war. Er hatte ein Faible für risikoreiche Überholmanöver, vorzugsweise in (!) einer engen Kurve. Natürlich auf "seiner" Ideallinie, soll der zu Überholende doch beiseite fahren. Er hat uns einmal fast ins Kiesbett geschickt, als er mit losem Heck in der engen Kurve die Linie nicht halten konnte und wir ziemlich zackig ausweichen mussten. Später hat er sich noch 360 Grad auf der Strecke gedreht und ein Teilnehmer ist ihm fast reingefahren. Aber so was ist in Papenburg eher selten. Alle anderen Teilnehmer haben sich vorbildlich und immer eindeutig verhalten. Aber wieder zurück zu unseren Stints. Wir sind zweimal 1h durchgefahren, also 2h Stress für das Auto. Es war trocken, etwas wärmer und die Toyo's hatten Temperatur. Was in den 2h passierte, kann ich kaum beschreiben. Wir kamen in einen Flow, hatten Grip ohne Ende, das Auto hat nicht einmal gemuckt. Die ganze Klasse eines KW V3 Clubsport .. von Manthey Racing (Raeder Motorsport) eingebaut und auf einer Radlastwaage eingestellt .. war ein Quell der Fahrfreude. Absolut neutrales, berechenbares Fahrverhalten, mit Gas und "Lupfen" steuerbares Auto, kaum Seitenneigung (trotz 2 Personen im Auto), massiv Grip und trotzdem nicht langweilig hatten wir 2h Megaspaß. Nur der inzwischen fast leere Tank zwang uns zum Rausfahren. Da gehen halt so um die 20 Liter plus durch die Einspritzdüsen. Die recht breiten und sackschweren Toyo's (235/40/17) haben sich nicht besonders negativ auf die Agilität ausgewirkt. Natürlich war die totale Leichfüßigkeit eines MX-5 weg, aber das Fahrzeug hat sich sehr verbindlich angefühlt, eher in Richtung Porsche Boxster. Erstaunlich, wie agil der ND aus den Ecken beschleunigt, wenn keine Elektronik eingreift (ESP aus). Das mussten auch die Mini Cooper (Tracktools mit allem Zipp und Zapp für den Trackeinsatz) erfahren, mit denen wir uns ein rundenlanges spaßiges "Duell" geliefert haben. Überholt haben uns recht wenige Fahrzeuge, obwohl wir nominell das leistungsschwächste Fahrzeug bewegten. So ein optimal abgestimmter MX-5 ist auf kleinen Kursen schon nicht langsam unterwegs. Und wenn jemand auf der Start-/Zielgeraden vorbei kam, haben wir ihn auf der Bremse (vor der Nordkurve) wieder gehabt. Aus Gründen der Sicherheit haben wir die natürlich fahren lassen. Thema Bremse .. sie war kein Thema Den ganzen Tag richtig "in die Fresse" getreten, nicht einmal Fading oder Auffälligkeiten, die Bremsscheiben sehen nach dem Tag super aus. Etwas "speziell" ist die "Ameisenkurve", weil man dort eigentlich nie optimal durchkommt. Innen angefahren, wird es im sich zuziehenden Kurvenausgang außen eng, außen angefahren fühlt es sich auch nicht richtig an. Das haben alle Teilnehmer berichtet, mit denen ich gesprochen habe. Richtig geil ist der ganze Abschnitt zwischen der "Agipkurve" bis zur Zieleingangskurve. Der Abschnitt Ausgang "Sachskurve" bis "Opelkurve" ist "MX-5-Land". Da kann man viele leistungsstarke Fahrzeuge aufschnupfen, bei warmen Wetter kannst du mit dem ND einfach stehen lassen
Noch was zu den Toyo R888R .. sie funktionieren auch bei Nässe sehr gut (auf dem Level guter Sommerreifen, aka MPS4/5), stehendes Wasser mögen sie nicht. Auf der Rückfahrt stand nach einem heftigen Regenschauer das Wasser auf der Straße, da hat man deutlich gemerkt, dass die Reifen schon bei niedrigem Tempo aufschwimmen, da können meine MPS5 deutlich mehr. Also hier aufpassen. Als Daily würde ich sie nicht fahren, weil sie auf der Landstraße keinen Vorteil gegenüber guten UHP's aka Potenza Sport o.ä. bringen und eben problematisch bei stehendem Wasser sind. Außerdem sind sie sehr laut beim Abrollgeräusch. Für den Track kann ich die Reifen empfehlen, sie haben in Papenburg echt abgeliefert. Bei 1,8 - 1,85 bar Warmdruck fühlen sie sich am wohlsten.
Und noch was zum KW V3 Clubsport. Erst auf dem Track zeigt es seine besondere Qualitäten und rechtfertigt dort auch seinen Preis. Auf der Landstraße ist man mit einem SPS o.ä. Fahrwerk genauso gut unterwegs, kann das Potenzial eines KW Clubsport dort nicht ausreizen. Meine Meinung.
Mein Resümee .. Super spaßiger Tag, so richtig was für Petrolheads, ein perfekt funktionierendes Auto, ein gut aufgelegter Beifahrer .. einfach ein schöner Tag (trotz wechselhaftem Wetter und niedrigen Temperaturen). Nächstes Jahr wieder .. vielleicht mal mit dem Caterham.
Hier noch die Reifenbilder nach 2 x 270 km Autobahn + 200 km Track.
VL
HL
Ich habe meinen ND noch auf einer Präzisionswaage gestellt. Mit den sackschweren 235er Toyo's auf recht schweren Felgen und etwa 5 kg Gepäck im Kofferraum, 8 Litern Restsprit im Tank kam folgendes dabei heraus. Wir waren also mit ca. 1.268 kg (+ Sprit) auf dem Track unterwegs, wenn man mich mit 100 und Asumag mit 80 kg dazu rechnet.
Korrektur: Es waren ca. 35 Liter im Tank. Danke Asumag
Wolfram