Muddy & Chippy on the road

  • ...und so überaus ausführlich... ^^

    Lebenslinien, berufliche Werdegänge, wirtschaftspolitische Statements...

    Wer da nicht genug hat, sollte die örtliche Fahrbücherei besuchen... :thumbsup:

  • Chipmonk77 , Patrick. Ich möchte noch einmal eine Rückmeldung geben.


    Zu einem 2024er hat es leider nicht gereicht, aber einen 2023 Kazari G184 konnte ich heute fahren, also einen 2,0 mit KPC.


    Erst einmal das Thema Lenkung. Der war schlecht, einfach nur richtig schlecht, mit ganz viel Reibung und schlechtem Rücklauf.

    Kenne ich so von meiner Annie zum Glück nicht, wird mit der Zeit aber immer besser, wenn sich die Lenkung einläuft.

    Damit kann niemand zufrieden sein. Mit einer eingelaufenen ND2 Lenkung, wie ich sie in meiner Annie fahre, sehe ich aber das Problem nicht. Die funktioniert gut und lässt höchstens Raum für ein paar Detailoptimierungen hinsichtlich Kennlinie. Das scheint Mazda ja getan zu haben und zusätzlich haben sie das Reibungsproblem adressiert. Im Sinne der Prozessrobustheit und Fertigungskonstanz ein absolut sinnvoller Schritt.

    Wie geschrieben, wer das Glück hat im ND1 oder ND2 eine gute Lenkung mit wenig Reibung zu fahren, oder wessen Lenkung bereits gut eingefahren ist, der braucht sich nach meiner Einschätzung nicht zu grämen. Die funktioniert sehr gut.

    Einfacher Test, bei 30-50 km/h einen leichten Lenkwinkel einstellen, so 10-20° und die Lenkung sollte dann nicht stecken, sondern in die Mitte zurücklaufen. Dann ist sie o.k. Wenn sie steckt und nicht zurückläuft, leider Pech gehabt. Das wird aber mit der Zeit besser.

    Btw, ich glaube übrigens nicht, dass die Lenkung aus technischen Gründen gewechselt wurde. So etwas ist "nice to have" und das kann sich ein (kleiner) Hersteller normalerweise gar nicht leisten. Wahrscheinlicher ist, dass die alte Lenkung nicht UNECE R150 tauglich war und/oder der alte Lieferant nicht mehr liefern konnte/wollte, oder zu teuer war. Und dann nutzt man das natürlich, um die bekannten Baustellen zu sanieren. So läuft es zumindest nach meiner Erfahrung in der Branche und bisher habe ich das nirgendwo anders erlebt, erst recht nicht bei den Japanern.


    Zum Fahrwerk, hier dem Normalfahrwerk ohne Bilstein. Erst einmal bestätigt sich für mich, dass das Normalfahrwerk für den, der einfach nur einen geilen Roadster mit ordentlichem Komfort fahren will, mit Abstand die beste Wahl ist, geschmeidiges Ansprechen, guter Komfort, das funktioniert.

    Linearität, Führbarkeit, Gutmütigkeit, Verhalten im Grenzbereich, alles top. Ich meine, dass man da auch im G184 und mit Sperrdiff. merkt, dass das KPC den Übergangsbereich glättet und die Linearität steigert. Sehr gut, aber leider hier aufgrund der niedrigen Federraten und des Wankverhaltens auch dringend notwendig.

    In der Grundtendenz ist auch hier eine sanfte und kundige Hand gefragt, dann kann man das Auto auch in Kurven und in und am Grenzbereich sehr fein und dosiert führen.

    Das große ABER, wirklich sportlich oder agil ist das alles nicht wirklich. Die Lenkungsansprache ist extrem verhalten, die Lenkbewegung wird primär in Wanken umgesetzt, die ganze Fuhre kommt unheimlich in Bewegung und muss entweder fein geführt werden, oder wird richtig unruhig. Vorteil ist natürlich eine sehr gute Vorhersehbarkeit und Gutmütigkeit.


    Und wieder hinterlässt mich das ratlos. Ja, die Maßnahmen wie das KPC und sicher auch der Feinschliff beim ND3 linearisieren das Auto und verbessern die Reaktionen und die Führbarkeit, aber das ganze auf einem Niveau, das nichts mit Agilität und Sportlichkeit zu tun hat. Also ganz prima für jemanden, der das als souveränes und komfortables Alltagsauto fährt und das Auto auch mal etwas sportlicher bewegt, aber alles auf dem Niveau „Golf Kombi“.

    Wer gutes Ansprechen, agiles Anlenken, gute Horizontierung und knackige Fahrzeugreaktionen erwartet, kommt immer noch nicht um ein Zubehörfahrwerk herum. Dann braucht er aber auch kein KPC und andere Maßnahmen, da er die Probleme mechanisch adressiert. Meine Annie mit Öhlins macht das alles fahrdynamisch deutlich besser, als ich es heute gefahren bin, auch ohne KPC.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mir statt dieser ganzen Detailoptimierungen ein wirkliches Sportfahrwerk ab Werk gewünscht hätte, mit höheren Federraten und dazu passender Dämpfung. Dann wäre der Wagen für mich optimal aufgestellt, mit dem Serien-Komfortfahrwerk und einem Sportfahrwerk, dass mehr Wankabstützung bietet und das Auto agilisiert.

    So sind das alles Optimierungen auf sehr niedrigem fahrdynamischen Niveau, für mich definitiv Feinschliff und keine Revolution, die die Schwächen der mechanischen Abstimmung glattbügeln, aber nichts am Charakter ändern.

    Daher bleibt ja die Vermutung. So soll er sein, so wollen es die Japaner und dann ist es auch sicher gut so. Passt ja auch für ganz viele, die einen spaßigen und komfortablen Alltagsroadster wollen.

    Der Sportfahrer wurde nicht adressiert und wird es immer noch nicht und sucht ggf. für sich eine andere Alternative.


    Also am Ende doch alles gut. Jeder muss schauen, was sein Usecase ist und wo er hin will. So wie er ab Werk da steht, macht er unheimlich viel richtig, vermittelt extrem viel Fahrspass und ist ein guter Alltagsbegleiter. Wer ein Go-Kart ähnliches Erlebnis, passend zur Optik und zum Image sucht, wird aber weiterhin enttäuscht.

  • Nachtrag - ich biete ggf. noch einmal Angriffsfläche ;) .


    Ich habe mich selber gefragt, warum mich das Thema eigentlich triggert. Ja, das tut es, sonst wäre ich ja hier nicht mit eingestiegen.


    1.) Ich halte den Hype für überzogen. KPC, Lenkung, Diff. sind am Ende Details die verändert wurden und jedes hat kleine Auswirkungen auf das Fahrverhalten, in bestimmten Fahrsituationen. Ergibt sich dadurch ein völlig anderer Charakter des Fahrzeugs? Nein, das sehe ich nicht so.


    2.) Sind die Verbesserungen wirksam und sinnvoll? Unbedingt. Das alles hat seinen Zweck, der allerdings mal in die eine und mal in die andere Richtung geht. Je nachdem, was man vom Auto erwartet, heißt das man profitiert, oder vielleicht auch nicht.


    Ich versuche noch einmal die BigPoints für mich einzuordnen:


    1.) KPC und optimierte Fahrwerkabstimmung - all das optimiert das Serien-Setup, linearisiert es, macht es besser und einfacher fahrbar. Mein Problem - das Seriensetup, mit und ohne Bilstein, ist alltags- und komfortoptimiert und adressiert eine „gefühlte“ quirlige Fahrdynamik, aber keine reelle. Das ist super für den eher ungeübten Fahrer, wird dem versierten Fahrer aber früher oder später nicht gerecht, was nach meiner Einschätzung die extrem hohe Quote an nachgerüsteten Fahrwerken erklärt.

    Also kurz, ja alles top für den Normalfahrer, hilft aber dem versierten Sportfahrer leider nicht weiter, da der mit dem Grundsetup nicht unbedingt glücklich werden wird. Hart formuliert ist ein Golf im Serientrim schon besser angebunden und ein GTI zeigt wie es geht ;) .

    Wenn ich ein Fahrwerk nachrüste, sind die Funktionen ggf. nicht mehr (so) wirksam, oder können sogar nachteilig sein, da sie explizit auf das weiche Serienfahrwerk abgestimmt wurden.


    2.) das neue Sperrdifferential - gutmütiger am TurnIn und TurnOut, erlaubt eine deutlich schärfere Fahrweise und entschärft das Fahrverhalten. Es nimmt dem Sportfahrer gleichzeitig das on-the-edge fahren mit perfekter Dosierbarkeit und Nutzung des Differentials. Das Fazit ist dasselbe wie oben, perfekt für den untrainierten Normalfahrer, schade für den versierten Sportfahrer.


    3.) die neue Lenkung - für alle ein absoluter Pluspunkt. Da wurden Schwachstellen konsequent ausgemerzt. Die alte Lenkung kann mit einem ordentlichen Exemplar, mit wenig Reibung, auch ordentlich funktionieren, aber sie ist in Summe eher nicht optimal und häufig auch eher reibig/schlecht, mit schlechter Haptik und Führbarkeit.


    Mazda hat also wahrscheinlich für die deutliche Mehrheit der Kunden, die den MX-5 als spaßiges Cabrio und eher nicht als Sportwagen verstehen, alles richtig gemacht und das Auto für diese Klientel sinnvoll optimiert.

    Leider ist dabei nach meiner Einschätzung viel auf der Strecke geblieben, was den MX-5 on-the-edge sportlich, anspruchsvoll und auch für versierte Fahrer interessant gemacht hat. Ich gestehe aber frei, dass das sicher eine Randgruppe ist. Ich zähle mich dazu und habe daher leider gemischte Gefühle, was die Optimierungen angeht.


    So sachlicher kann ich es für mich im Moment nicht fassen, freue mich aber auf die weitere Diskussion.