Motor Warmfahren

  • Das Meiste ist durchaus übertragbar. Am Grundkonzept, wie ein Motor aufgebaut ist, hat sich wenig geändert. Für das Verständnis also hoffentlich schon einmal hilfreich.

    Wieso Deine Erfahrungen durchaus logisch, aber nicht im Widerspruch zu meiner Aussage stehen, habe ich ja oben bereits erklärt. Dein Motor wird die Behandlung schon überleben - lebt aber über *sein* Leben hinweg betrachtet nicht ganz so lange. Das mag Dir egal sein, was auch i.O. wäre.


    Es gibt hier evtl. noch ein Missverständnis: "Hohe Last" bedeutet nicht, dass die maximale Leistung oder das maximale Drehmoment abgerufen wird (Volllast). Durch frühes Hochschalten soll lediglich stets eine niedrigere Drehzahl gefahren werden. Durch die Getriebeübersetzung muss der Motor ein wenig mehr Drehmoment bereitstellen, um dieselbe Leistung verrichten zu können.

    Stell Dir vor, Du fährst innerorts 30 km/h im 2. Gang. Im 3. Gang packt das der Motor auch noch, im 4. Gang ist die Anforderung, weiter 30 km/h zu halten schon anspruchsvoll (feinfühlig mit dem Gaspedal modulieren) und im 5. Gang "rutscht" Du aus dem Bereich, in dem der Motor überhaupt noch funktionieren kann (ruckelt, stottert, geht aus - abgewürgt). Im 4. Gang merkst Du bei dem Experiment, dass der Motor unter mehr "Last" arbeiten muss, als im 2. Gang. Wenn Du das als Drehmoment über OBD2 ausliest, ist das aber trotzdem nicht das vom Motor bei der Drehzahl maximal lieferbare Drehmoment. Um Deine Lager(schalen) musst Du Dir auch noch keine Sorgen machen. Einerseits bist Du ja nicht bei Volllast, sondern nur bei etwas höherer Last als im 2., und andererseits kamen die letzten Schäden durch "untertouriges" Fahren (also im Beispiel eher der 5. Gang) aus den 30er Jahren, als die Motoren meist viel zu klein dimensionierte Weißmetalllager hatten. Was wahrscheinlicher Lager und andere Motorinnereien kaputtfährt, sind hohe Drehzahlen. Auch das kann man sich besser vorstellen, wenn man sich vorstellt, was schneller wehtut: Schnell oder langsam wiederholt mit dem Daumen über Schmirgelpapier fahren?

    Moment, aber was, wenn ich mit mehr Druck auf das Schmirgelpapier presse - also mit höherer Last? Da sollte (wie bei jedem Motorstart) der Öldruck gegenhalten. Dass er das tut, wird vom Hersteller in stundenlangen Realversuchen auf den Motorprüfständen validiert. Und wieso validiert er dann nicht auch, dass mein Motor die hohen Drehzahlen abkann? Macht er - und zwar für die Lebensdauer, auf die der Motor ausgelegt ist und bei dem Fahrprofil eines Normalfahrers. Dann kann ich also eigentlich beides machen und es ist egal? Jein. Das hatten Svanniversary und ich ja oben schon geschrieben. Auf die vom Hersteller angenommene Lebensdauer vermutlich schon. Um die Physik kommt man aber dennoch nicht herum. Der Motor lebt dann eben statt 300k "nur noch" 100-200k km. Wenn Du Dein Auto nicht so lange fährst, merkst Du nix. Außerdem ist es ja auch noch ein Unterschied, ob Du "nicht zu zaghaft" mit 3000 1/min fährst (das wäre voll okay und im grünen Bereich) oder mit 6000 1/min - da kommt der Motortod dann vielleicht doch noch in Deinem Leben.

    Ziel des Warmfahrens mit "hoher Last" - also einfach in einem höheren Gang und weniger Drehzahl, sonst ganz normal fahren - ist es, nicht an den Reibstellen (Kolbenringe, Lagerschalen, ...) durch die hohe Drehzahl fix auf hohe Temperaturen zu kommen, sondern den Motor gleichmäßig und dennoch flott auf Temperatur zu bekommen. Das "gleichmäßig" kommt durch das Vermeiden von Temperatur- und Spannungsspitzen bei allen Reibpartnern - also durch die niedrige Drehzahl. Das "dennoch flott" kann man durch die im höheren Gang leicht höhere Last (also Drehmoment bzw. Zylinderinnendruck) erreichen. Dabei entsteht dort Temperatur, wo sie sich durch den Kühlkreislauf und die Motormasse am besten ausbreiten kann.


    Zuletzt noch zur Spriteffizienz: Mit ca. 70% Gaspedalstellung um 2.500 1/min bekommt man aus dem Liter Sprit am meisten Leistung (im Diagramm der hellgrüne Bereich). Das ist aber natürlich nur dann sinnvoll, wenn man die Leistung auch wirklich braucht. Mehr km bekommt man natürlich, wenn man wenig Leistung abruft und dafür auch weniger Sprit insgesamt verbrennt. Der Blick auf das Diagramm zeigt aber wiederum, dass das eigentlich immer bei niedrigeren Drehzahlen gelingt. Das Diagramm soll übrigens nur sinnbildlich verstanden werden.


    Verbrauchskennfeld.jpg


    Zusammenfassend: Du kannst Deinen MX-5 natürlich warmfahren, wie Du willst. Vermutlich wirst Du negative Effekte nicht mehr miterleben. Eine physikalisch "richtige" Methode gibt es aber trotzdem und da sind sich die Motorentwickler einig: Früh hochschalten (und dadurch im Verhältnis zur Alternative auch hohe Last). Noch schneller warm wird es bei noch höherer Last (wohlgemerkt nicht Volllast), weil mehr Sprit verbrannt wird und die Temperatur aus dem Brennraum sich schneller ausbreiten kann. Deshalb aber immer den Kofferraum vollzuladen oder einen Anhänger mitzuschleppen, halte ich aber für übertrieben :D Im (nicht zu) niedrigen Gang einen Berg hochzufahren klappt übrigens auch. Ab einer gewissen Steigung braucht es aber auch wieder mehr Leistung/Drehzahl, um nicht rückwärts wieder runterzurollen und dann sind die positiven Effekte wieder dahin. Also einfach nur auf den ersten paar km früh hochschalten, dann lebt der Motor am längsten - selbst wenn Du es nicht mehr miterleben solltest.


    Hat die Erklärung geholfen? Es ist an und für sich ein komplexes Thema, weil bei einem Verbrenner einfach so viele (bewegliche oder statische) Teile verbaut sind, auf die man Rücksicht nehmen mag. Deine Sorge um die Lager kann ich ja leider auch nur mit der Aussage: "Daran wird der Motor nicht sterben - an der Drehzahl schon", beantworten. Vielleicht kann da noch jemand mehr dazu sagen, der genau daran mitentwickelt.

    MX-5 ND G184 (08|2018) Signature Line, magmarot
    gr. Wischwasserbehälter; FOX ESD schw.; Trunkcover (Eigenbau); Batterietragegriff (Eigenbau); AAD Low Profile Seat Mounts; H&R Spurplatten (2x9mm bzw. 2x9mm+2x15mm); Lenkrad: meinlenkrad.de; Radhausflaps schw.gl. foliert; Sommer: BBS CS012 7,5x17 ET38, Winter: Schw. OEM; Zymexx dunkle LED-Blinker; mx5things Fensterautomatik+ACC-Power-Controller+Trunk-Lid-Popper+DLR+Silhouette+TrunkLight; ATH Frontflaps+Heckschürze; OEM Seitenschweller; Stubby; AA+CP

  • Adrian_Wee Sehr gut erklärt :thumbup:


    Ich mache mir das sehr einfach, fahre das Auto ganz normal, lade ihn nur während der Warmlaufphase nicht voll durch. Ich schaue dabei nicht auf den Drehzahlmesser, beschleunige ganz normal und fahre eher nicht untertourig. So mache ich das seit 1980 mit allen meinen Fahrzeugen. ok, bei noch sanfterer Behandlung wäre mir mein damaliger BMW 525 vielleicht nicht schon bei 514tkm verreckt.


    Wolfram

  • Man kann daraus eine Wissenschaft machen, sehe ich grade :)


    Ich glaube, ich mach's wie immer und lass' es die ersten 10km erstmal locker angehen und dann geb ich sukzessive mehr Stoff. Bis ich in hügeligen Gegenden ankomme, hab ich eh ein paar KM auf der Uhr, dann kann man schon ein bisschen ballern lassen.


    Euch einen schönen Sonntag. Bei dem Wetter macht das Warmfahren auf jedenfall richtig gute Laune, glaube ich. Jedenfalls probiere ich das gleich mal aus.

    G184 ST polymetal grey - Stubby, schwarze Seitenblinker, Felgen JR3 (17''/7'') mattschwarz, Gen7 ESD & Diffusor, KTec Gewindefahrwerk, Zymexx Acrylwindschott, ACC & Fenster Roll Up Controller, schwarze Embleme, schwarze Lenkradverkleidung & Schaltrahmen, JASS Schaltknauf Typ R, Skidnation door bushings, Mike Sanders von Classic Car Peine, Keramikversiegelung von Rolando Rieger, Hardrace Domstreben v&h, HEL Stahlflex

  • Icke und @Duke Das ist genau richtig so 😄

    Viel Spaß beim (warm)fahren. Mache ich nachher auch 8)

    MX-5 ND G184 (08|2018) Signature Line, magmarot
    gr. Wischwasserbehälter; FOX ESD schw.; Trunkcover (Eigenbau); Batterietragegriff (Eigenbau); AAD Low Profile Seat Mounts; H&R Spurplatten (2x9mm bzw. 2x9mm+2x15mm); Lenkrad: meinlenkrad.de; Radhausflaps schw.gl. foliert; Sommer: BBS CS012 7,5x17 ET38, Winter: Schw. OEM; Zymexx dunkle LED-Blinker; mx5things Fensterautomatik+ACC-Power-Controller+Trunk-Lid-Popper+DLR+Silhouette+TrunkLight; ATH Frontflaps+Heckschürze; OEM Seitenschweller; Stubby; AA+CP

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  • Nach dem der Motor gestartet ist leuchtet eine blaue Anzeige. Die geht dann nach ein paar Minuten bzw.nach ein paar Kilometern aus, und dann lass ich ihn je nach Verkehrslage rennen.

    Die blaue Lampe geht bereits bei 57° aus! (Habe eine Anzeige für die Temp. eingebaut) Ist also zu früh um Gas zu geben!

  • Meines Erachtens ist eigentlich wichtiger, dass das Öl auf Temperatur ist, als das Kühlwasser, Aber die Öltemperatur kann man sich, soweit ich weiß, nicht bei allen Modellen anzeigen lassen.

    Wenn man daher nach der Kühlwassertemperatur geht, würde ich auf alle Fälle da schon die 90 Grad abwarten, bevor ich den Motor richtig frei drehen lasse.

    MX 5-RF Sports-Line Matrixgrau Nappa KW V3 Custom ;)

  • So ein tolles Verbrauchskennfeld kenne ich eigentlich nur von Traktoren- bzw. Nutzfahrzeugmotoren. Von PKWs werden die praktisch nie veröffentlicht. Eigentlich schade. Man könnte sich damit wesentlich besser ein Bild vom Motor machen, als mit der üblichen Maximalleistung- und Maximaldrehmomentangabe und einem "Normverbrauch".

    MX 5-RF Sports-Line Matrixgrau Nappa KW V3 Custom ;)

  • Ich sehe das blaue Lämpchen immer nur extrem kurz. Gestern wollte ich es genauer wissen und habe mir die Stelle gemerkt, an der sie auch heute wieder ausging. Laut Google Maps sind es von meiner Garage dorthin gerademal 750 Meter! Dieses Lämpchen ist aus meiner Sicht also eigentlich überflüssig.


    Das Bestreben, die Aufwärmphase des Motors mit allen Mitteln so kurz wie möglich zu halten, halte ich für ähnlich falsch, wie das möglichst schnelle passieren einer Gefahrenstelle, nur um dort so wenig Zeit wie möglich zu verbringen. Hier schadet etwas gesunder Hausverstand und Mitgefühl mit den relevanten Bauteilen meines Erachtens nicht.


    In wie weit sich die Öltemperatur von der Wassertemperatur ableiten lässt, hängt auch von der Fahrweise ab. Hohe Last bringt vor allem das Kühlwasser schneller auf Temperatur, wohingegen hohe Drehzahlen das Motoröl besonders schnell erwärmt. Eine universell gültige Umrechnung vom einem zum anderen funktioniert so einfach nicht.

    LG
    Nelle


    G160 Roadster 2018 SL + SP, rot.
    KW V3 optimiert, Dunlop Sport Maxx RT 205/50R16 + OZ Alleggerita ET37, I.L. Motorsport Dom- und Unterbodenstreben V+H, Fox ESD
    Fahrwerkseinstellung (ständig aktualisiert): *klick* (Post #85) - Und so schaut er aus: *klick*

  • Ich halte mich da an eine einfache Regel, die ich von meinem ehemaligen Subaru (ebenfalls 2.0l aber mit Öl-Temp-Anzeige) abgeleitet habe:

    Ca 12 Minuten "normal" fahren und das Öl ist warm genug zum Hochdrehen (jenseits der 3500 Upm) und Volllast geben.


    Das Öl hat ja erstmal Umgebungstemperatur. Somit kann es im Sommer auch schneller gehen, dass das Öl seine höchst-viskose Temperatur erreicht, schadet dann also nicht, wenn es die Temperatur schon nach 10 Minuten hat.

    Im Winter lieber mal ne Minute länger "normal" fahren.


    Die Wassertemperatur beachte ich nur, wenn diese zu hoch ist (also die Lampe rot leuchtet). Das blaue Lämpchen ist meiner Meinung nach Firlefanz

    Am gerechtesten auf dieser Welt ist die Intelligenz verteilt. Ein jeder meint genug davon zu haben.


    Mazda MX-5 ND Skyactiv-G184 "30th Anniversary Edition" 2020/3000
    Mazda 6 GJ Kombi Skyactiv-D175 "Nakama Intense"